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Nach Anschlag: Kraftstoffpreise ziehen in Dänemark an

Nach Anschlag: Kraftstoffpreise ziehen in Dänemark an

Nach Anschlag: Kraftstoffpreise ziehen in Dänemark an

shz/dpa/hm
Saudi-Arabien/Dänemark/Deutschland
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Schwarzer Rauch steigt aus einer Raffinierie auf. Die Drohnenangriffe auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien verschärfen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran. Foto: Uncredited/Planet Labs Inc/AP/dpa

Der Drohnenangriff in Saudi-Arabien trifft eine der wichtigsten Ölraffinerien der Welt. Das treibt die Rohölpreise an. Tankstellen in Dänemark haben bereits die Preise angehoben.

Öl ist wegen der Drohnenangriffe auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien deutlich teurer geworden. In den ersten Handelsminuten legten die Ölpreise am Montag bis zu 20 Prozent zu.

Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 65,33 US-Dollar. Das waren 5,11 Dollar mehr als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 4,35 Dollar auf 59,20 Dollar. In der Spitze waren sie vorübergehend auf den höchsten Stand seit mehreren Monaten gestiegen.

Beinzinpreis steigt um 40 Øre

Wie die Nachrichtenagentur Ritzau berichtet haben die Tankstellenbetreiber Circle K und Q8 die Preise für Diesel und Benzin am Montagmorgen um 40 Øre inklusive Steuern von angehoben. Benzin kostet damit ab Montag, 11 Uhr 12,69 Kronen/Liter statt 12,29 Kronen.

Am Samstagmorgen hatten mehrere Explosionen Anlagen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco erschüttert. Nach Angaben von Saudi Aramco ist der Komplex in Abkaik die größte Raffinerie des Landes und die größte Rohölstabilisierungsanlage der Welt. Ersten Angaben zufolge führten die Angriffe zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge. Die Ölproduktion sei um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Tages-Volumens zurückgegangen, hatte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtet.

Die jemenitischen Huthi-Rebellen bekannten sich zu der Attacke und kündigten weitere Angriffe an. US-Präsident Donald Trump drohte den Urhebern mit einem Vergeltungsschlag. US-Außenminister Mike Pompeo hatte am Samstag den Iran für die Angriffe in Saudi-Arabien verantwortlich gemacht. Wegen des Streits um das Atomabkommen ist das Verhältnis zwischen Washington und Teheran äußerst angespannt. Teheran bestritt jegliche Beteiligung an den Drohnenangriffen.

Der Iran steht im Jemen auf der Seite der Huthis, die gegen die gewählte Regierung kämpfen. Diese wird von Saudi-Arabien unterstützt, einem engen Verbündeten der USA. Seit 2015 fliegt eine Allianz unter Führung von Saudi-Arabien Luftangriffe auf die Rebellen.

Trump gibt Ölreserven frei

Trump genehmigte die Freigabe von nationalen Ölreserven im Falle von Engpässen. Er schrieb am Sonntagabend auf Twitter, ausgehend von dem Angriff, „der sich auf die Ölpreise auswirken könnte“, habe er - falls erforderlich - die Freigabe genehmigt. Die Menge habe er noch nicht festgelegt, aber sie werde ausreichend sein, „um die Märkte gut zu versorgen.“ Die Energieagentur IEA in Paris sieht zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt.

Wie stark die Erdölpreise auf den Drohnenangriff reagieren werden, hängt nach Einschätzung der Experten von Goldman Sachs vor allem von der Dauer des Ausfalls ab. Der Produktionsausfall von etwa der Hälfte der saudischen Tagesproduktion sei jedenfalls „eine historisch große Störung“, heißt es in einer Studie der US-Bank. Ein dauerhafter starker Anstieg der Ölpreise ist aus Sicht des Bankhauses Berenberg unwahrscheinlich. Kurzfristige Produktionsausfälle könnten wohl durch das Anzapfen strategischer Ölreserven ausgeglichen werden. Hinzu komme, dass das Angebot an Rohöl heute flexibler sei als früher, nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Förderung in den USA.

Verband sieht nur begrenzte Auswirkungen

Die Auswirkungen auf den deutschen Markt dürften sich aber nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Grenzen halten. Dem Verband zufolge stammte im Jahr 2018 nur etwa ein Prozent aus Saudi-Arabien. Daher sieht der MWV keine Gefahr für einen Engpass.

Weltweit gerieten die Börsen unter Druck, auch der deutsche Leitindex Dax gab nach. Vor allem Aktien aus der stark vom Ölpreis abhängigen Luftfahrt- und Reisebranche gerieten unter Druck. Hingegen zählten etwa Anteile aus dem Öl- und Gassektor zu den Gewinnern. Auch der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, rechnet damit, dass sich der Ölpreis schnell normalisieren wird. „Dauerhaft steigende Ölpreise und folglich Belastungen für die Konjunktur sind nur zu erwarten, wenn das Ölangebot tatsächlich dauerhaft verknappt wird“, sagte Fuest der dpa.

Die Anrainerstaaten des Persischen Golfs produzierten gut ein Drittel des weltweiten Öls. Wenn es dort zu einem massiven bewaffneten Konflikt käme, wäre die globale Ölversorgung gestört, und die Preise würden deutlich steigen: „Derzeit spricht jedoch wenig dafür, dass es dazu kommt.“

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