Coronavirus

Neue Abstandsregeln: Virologe befürchtet erhöhte Infektionsgefahr

Neue Abstandsregeln: Virologe befürchtet erhöhte Infektionsgefahr

Virologe befürchtet erhöhte Infektionsgefahr

ritzau/gn
Kopenhagen/København
Zuletzt aktualisiert um:
Das Gesundheitsministerium hat neue Abstandregeln empfohlen. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Der Virologe Allan Randrup Thomsen bezeichnet die neuen Empfehlungen der Gesundheitsbehörde als ein Experiment. Ein Meter Abstand ist kein Abstand, befürchtet er.

Die dänische Gesundheitsbehörde hat Sonntag ihre Corona-Empfehlungen geändert und unter anderem den Abstand zwischen Personen angepasst. Nun reicht ein Meter, statt bisher zwei Meter. Doch der dänische Virologe Allan Randrup Thomsen von der Universität Kopenhagen warnt vor einem „gefährlichen Experiment".

Er befürchtet eine erhöhte Infektionsgefahr, wenn die Menschen sich wieder näher kommen und sich durch Spucke, Husten und Niesen anstecken können.

„Ich fühle mich durch die Empfehlung nicht sicher. Die meisten Tropfen fallen innerhalb eines Meters zu Boden, doch bei einer starken Stimme reichen die Tropfen weiter", sagt Randrup Thomsen, der gern mindestens eineinhalb Meter Abstand gehabt hätte.

 

Virologe: „Experiment auf Experiment"

Er bezeichnet die Öffnung der Gesellschaft nach der ersten Corona-Phase als ein Experiment – und nun käme noch ein Experiment „obendrauf".

„Wir sind nicht unverletzbar und die Infektionsrate kann wieder steigen, so wie wir es gerade in Deutschland erleben", sagt er.

Die Gesundheitsbehörde erklärt indes, sie folge der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), und außerdem sei es eine generelle Bewertung der Situation bestehend aus mehreren Faktoren, internationalen Empfehlungen und Erfahrungen.

 

Weniger als ein Meter?

Allan Randrup Thomsen sagt, er sei sich nicht selbst so sicher in seiner Sache, aber er würde lieber an den zwei Metern Abstand festhalten, weil sich dies als effektiv erwiesen habe. „Wir haben es gut gemacht, und ich finde, wir hätten so weiter machen sollen", so der Virologe.

Er befürchtet, dass aus einem Meter Abstand schnell ein noch geringerer Abstand werden könne. Es sei wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung: Die Leute würden immer ein wenig zu schnell fahren, meint er.

„Also wird es unter einem Meter sein, und dann haben wir keine Sicherheit mehr. Einige Leute vergessen vielleicht sogar die Empfehlungen", befürchtet Allan Randrup Thomsen.

 

Die neuen Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

Die Gesundheitsbehörde hat just eine Reihe neuer Empfehlungen in Verbindung mit Phase 2 der Wiederöffnung der Gesellschaft während der Corona-Krise veröffentlicht.

Dies wurde auch deshalb nötig, weil unter anderem der Einzelhandel von Montag an komplett öffnen darf und Restaurants und Cafés ab dem 18. Mai.

„Es ist wichtig zu sagen, dass wir, wenn wir die Gesellschaft weiter öffnen und die Abstandsregeln aufgeben, nicht sagen, dass einfach losgelegt werden kann“, sagt Søren Brostrøm von Sundhedsstyrelsen. „Die Hygiene draußen in der Gesellschaft ist für uns das Wichtigste. Wichtiger als der Abstand“.

Die neuen Empfehlungen:

  • Mindestens einen Meter Abstand zu Personen im öffentlichen Raum.
  • Mindestens zwei Meter Abstand in Situationen, wo ein erhöhtes Risiko für Ansteckung bestehen kann, zum Beispiel in engen Räumen ohne viel Bewegungsspielraum.
  • Es wird empfohlen, Desinfektionsmittel oder feuchte Tücher mit sich zu führen, wenn man sich unter vielen Menschen aufhält oder an Orten mit Kontaktpunkten, die ein Infektionsrisiko darstellen.
  • Kontaktpunkte sollen mindestens einmal täglich gründlich gereinigt werden, bei vielen Kontaktpersonen häufiger.
  • Läden und Restaurants sollten zu bargeldloser Zahlweise übergehen, kontaktfreie Wasserhähne und automatische oder mit dem Ellbogen zu öffnende Türöffner installieren.
  • Alle sollen sich an die Regeln beim Husten und Niesen erinnern und die Armbeuge oder ein Papiertaschentuch benutzen.
Mehr lesen

Dänemarkurlaub

Rekordjahr für den Tourismussektor – Weitere Investitionen in Natur- und Küstent

Tondern/Tønder Der Tourismussektor in Dänemark und Nordschleswig sorgt vor allem dank der deutschen Gäste für beeindruckende Zahlen im Jahr 2023, das sich als Rekordjahr bezüglich der Anzahl der Touristenübernachtungen abzeichnet. Eine Mehrheit im Folketing hat nun entschieden, den Natur- und Küstentourismus in Dänemark zusätzlich zu stärken und sich darauf geeinigt, hierfür 42,1 Millionen Kronen bereitzustellen.