Film und Debatte
Wird Grönland selbstständig?
Wird Grönland selbstständig?
Wird Grönland selbstständig?
Ein neuer Film über Grönland stellt Fragen zu Identität, Sprache und Kultur.
Der junge Rapper „Tarrak“ (Josef Tarrak Petrussen) geht in der grönländischen Hauptstadt auf die Bühne. Das Publikum jubelt ihm zu während er seine Verse über Vorurteile der Dänen über Grönländer ins Mikro skandiert.
Es ist eine der wichtigen Szenen des Films „Kampen om Grønland“ des dänischen Regisseurs Kenneth Sorento.
Josefs Freundin Paninnguaq Heilmann soll in einem Theaterstück über den grönländischen Mythos von der „Mutter des Meeres“ die Hauptrolle spielen. Sie soll jedoch auf Englisch singen und ihre Texte auf Dänisch sprechen. Sie kommt zu dem Entschluss, dass es für sie nicht möglich ist, diesen Ur-grönländischen Mythos in fremden Sprachen vorzutragen.
Bedeutung von Sprache
Tillie Martinussen hat ebenfalls Probleme mit der Sprache, denn sie gehört zu der Minderheit der Grönländer, die kein oder wenig grönländisch sprechen. Dies macht ihr häufig im eigenen Land das Leben schwer. Sie hält das Streben nach grönländischer Selbstständigkeit für verantwortungslos.
Ganz anders sieht dies der junge Kaaleeraq M. Andersen aus der nordgrönländischen Stadt Uummannaq. Er möchte, dass Grönland so schnell wie möglich einen eigenen Staat gründet. Jedoch hat er ein seltenes Augenleiden, das nur in Dänemark behandelt werden kann. So erlebt er am eigenen Leib, wie abhängig sein Land weiterhin von Dänemark ist.
Die Vier sind die Protagonisten in einem Film, in dem es um die Diskussion über die grönländische Selbstständigkeit geht. Regisseur Sorento war sich darüber im Klaren, dass er sich mit diesem Thema als Däne in gefährliche Fahrwasser begeben hat.
„Mir war bewusst, dass ich für diesen Film eine grönländische Perspektive wählen musste, und das dies nicht leicht für mich werden würde“, erzählt er. Daher ist der Film in enger Zusammenarbeit mit Grönländern entwickelt worden.
Globales Thema
Letztlich geht es in „Kampen om Grønland“ nur vordergründig um die grönländische Selbstständigkeit. Viel zentraler ist die Frage der Sprache und der Identität, und vor allem welche Gefühle sich damit verknüpfen.
„Dies ist eine Diskussion, die auf der ganzen Welt große Bedeutung hat“, meint Sorento.
„Wir diskutieren, was bedeutet es dazuzugehören? Wann bin ich in einem Land zu Hause? Wann kannst du dich Däne nennen? Wann kannst du dich Amerikaner nennen, und wann Grönländer?“
Und wann – könnte man hinzufügen – kannst du dich Nordschleswiger nennen, oder „Sønderjyde“?
„Kampen om Grønland“ war der Eröffnungsfilm bei dem großen Dokumentarfilmfestival „CPH DOX“, dass dieses Jahr Corona-bedingt virtuell gehalten wurde.
Montag um 21:25 Uhr ist er bei „DR1“ zu sehen. Im Anschluss an den Film veranstaltet das Grönländische Haus in Kopenhagen eine Online-Debatte, die hier zu verfolgen ist.