Krabbenpulen als Erlebnis
Fangfrische Krabben von Fischer Niels und seiner Frau
Fangfrische Krabben von Fischer Niels und seiner Frau
Fangfrische Krabben von Fischer Niels und seiner Frau
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Niels Friedrichsen ist Krabbenfischer aus Leidenschaft. Die Corona-Pandemie brachte ihn dazu, an einem festen Tag in der Woche er fangfrische Nordseegarnelen direkt vom Kutter anzubieten. Die Kunden finden's großartig.
Es ist ein munteres Kommen und Gehen an diesem Freitag am Krabbenkutter von Niels Friedrichsen im Hafen von Schlüttsiel. Drei Liter hier, fünf Liter dort tüten Anna Friedrichsen und Maila Jannsen am Verkaufsstand ein, gleich zehn Liter hat ein Kunde aus Flensburg vorbestellt.
Obwohl – Brutto und Netto sind ja so eine Sache bei Krabben, aber dazu später mehr. Im Hintergrund arbeitet Niels Friedrichsen mit seinem Gesellen Yannik Bork und seinem Auszubildenden Armin Brzizinkski am Fischernetz. Gespräche? Gerne, aber erst, wenn die Arbeit fertig ist.
Seekrankheit ist heilbar
Vom Klischee des wortkargen Fischers ist der 41-Jährige allerdings weit entfernt. Gerne erzählt er darüber, dass bereits sein Vater, Großvater und Urgroßvater Krabbenfischer waren, er sich aber zunächst für einen anderen Beruf entschied und eine Ausbildung zum Kaufmann machte.
Ein Grund: Früher sei ihm an Bord immer sehr schnell schlecht geworden, erzählt „Krabbenfischer Niels“, wie er sich selbst auf seiner Homepage nennt. Dann habe er aber doch immer wieder mal nebenbei bei seinem Vater ausgeholfen und Gefallen an der Arbeit gefunden.
Fast täglich auf Fangfahrt
Und siehe da: „Seekranksein kann man sich offenbar auch abgewöhnen“, ist die Erfahrung von Niels Friedrichsen. Mit wachsender Seefestigkeit kam dann die Wende: Er sattelte um, machte eine Fischwirt-Ausbildung und sich dann 2006 sogar selbstständig.
„Heute möchte ich nichts anderes mehr machen, das mache ich jetzt bis zur Rente“, sagt Krabbenfischer Niels. Mit seinem eigenen Kutter „Jonas“ – benannt nach seinem Sohn – und seiner Crew fährt er regelmäßig hinaus, zwischen März und Dezember sind sie fast täglich auf Fangfahrt in der Nordsee.
Fester Freitagsverkauf erst seit 2020
Zwei bis drei Tage am Stück verbringen sie dann auf See, schlafen an Bord, alles im Zeichen der Krabbe. Auf See könne er mindestens genau so gut schlafen wie in einem Bett an Land, erzählt Nils. Was auch daran liegen könne, dass er nach der anstrengenden Arbeit einfach sehr müde sei.
Ein großer Teil der Krabben, die von der Friedrichsen-Crew an Land gezogen werden, geht weiter an die Erzeugergesellschaft. Doch seit gut einem Jahr gibt es auch immer freitags Krabbenverkauf direkt vom Kutter.
Angebot wird gut genutzt
Frische Krabben konnten Feinschmecker aus der Region auch schon vorher kaufen – über eine App wurden Interessierte informiert, wann das Friedrichsen-Fischerteam Landgang hatte. Den festen Krabben-Freitag in Schlüttsiel aber hat genaugenommen die Corona-Pandemie hervorgebracht.
„Die Firma, an die unsere Krabben gehen, nahm plötzlich nur noch bis donnerstags Ware an – da haben wir aus der Not eine Tugend gemacht.“ Das Angebot sprach sich herum und wird bis heute gut genutzt, verrät Niels Friedrichsen.
Zurück zu Brutto und Netto
Von 8 bis 11, je nach Fang manchmal auch bis 12 Uhr, haben Krabbenfans so gut wie jeden Freitag Gelegenheit, fangfrische, unkonservierte Krabben zu kaufen, was auch immer aktuell auf Facebook und http://krabben-nf.de/ angekündigt wird. Wer sicher gehen will, reserviert sich die gewünschte Menge vorher.
Zurück zum Brutto und Netto: Ein Liter frische Krabben ergeben dem Fischer zufolge ungefähr 150 bis 200 Gramm Fleisch. Und wenn Fischersfrau Anna Friedrichsen zur Krabbe greift, geht das auch ratzfatz, bis Schale und Tier voneinander gelöst sind.
Krabben sind vermehrungsfreudig
„Das kann meine Frau richtig gut, obwohl sie gar keine Krabben mag“, sagt Niels Friedrichsen. Für viele andere hingegen sind Krabbenbrötchen kulinarisch ein Nonplusultra. Sorgen um den Bestand der Nordseegarnelen, die in Norddeutschland als Krabben bekannt sind, macht er sich nicht.
„Ich glaube nicht, dass wir irgendwann einmal die letzte Krabbe aus der Nordsee ziehen. Eine Krabbe erzeugt in ihrem Lebenszyklus 32.000 Nachkommen – ich glaube, da kommen wir gar nicht gegenan.“
Wie nochmal – drehen, drücken, ziehen?
Wie ging das nochmal, drehen, drücken, ziehen?, fragt sich die Autorin dieses Texten dann zu Hause. Hätte sie doch besser aufgepasst... Zwei Youtube-Videos später hat sie den Dreh immer noch nicht so ganz raus, aber es wird. Ein Tipp: Wer noch nie Krabben gepult hat, sollte sich eher nicht sehr hungrig ans Werk machen.
Erstens nimmt es Zeit in Anspruch und zweitens landet sonst vielleicht gar nichts mehr auf dem Brötchen, sondern schon vorher im Mund. Aber: Es lohnt sich. Frischer geht es nicht, und auch lange Transportwege und Konversierungsmittel kann man so umgehen.