Konflikt auf der Freiheit Schleswig

Hundehalter fühlen sich diskriminiert: „Der Ton wird immer rauer“

Hundehalter fühlen sich diskriminiert: „Der Ton wird immer rauer“

Hundehalter fühlen sich diskriminiert

Stephan Schaar/shz.de
Schleswig
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Ehepaar Westphal
Das Ehepaar Westphal wünscht sich mehr Platz für Hunde auf der Freiheit und einen offiziellen Hundestrand oder Wasserzugang, um Konflikte zu vermeiden. Foto: Stephan Schaar

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Die Stimmung zwischen den Nachbarn auf der Schleswiger Freiheit mit und ohne Hund ist zunehmend angespannt. Hundehalter klagen über Pöbeleien und ausgelegte Giftköder. Zudem würden offizielle Plätze für Hunde fehlen.

An einem heißen Sommertag mit Hunden auf der Freiheit unterwegs zu sein, ist für das Ehepaar Westphal kein reines Vergnügen. Ihre beiden Bobtails Amber und Piet müssen überall an der Leine geführt werden und es gibt keinen offiziellen Hundestrand, an dem sich die Tiere in der Schlei abkühlen und austoben könnten. „Für uns ist es völlig selbstverständlich, dass wir die Hunde hier im Wohngebiet an der Leine führen, ihre Hinterlassenschaften gleich einsammeln und nicht zu den offiziellen Badestellen gehen, wo Hunde verboten sind“, sagt Dietmar Westphal. „Aber wenn wir hier an diesem wilden Mini-Strand neben dem Netzetrockenplatz mal ans Wasser wollen, werden wir regelmäßig angepöbelt, dass dies verboten sei.“

Insgesamt fehlt es hier an offiziellen Plätzen, an denen Hunde willkommen sind. 

Dietmar Westphal, Anwohner auf der Freiheit

Offizielle Hundewiese wäre für alle entspannter

Ein Verbotsschild gibt es hier nicht, aber da die Westphals keinen Streit möchten, verzichten sie meistens auf die Erfrischung für die Hunde, auch wenn diese sehnsüchtig an der Leine zerren. „Insgesamt fehlt es hier an offiziellen Plätzen, an denen Hunde willkommen sind und sich auch mal ohne Leine beschnüffeln und austoben können“, so Westphal. „Dabei ist hier so viel Platz und es wäre für alle Beteiligten viel entspannter, wenn das klar geregelt wäre. Man könnte zum Beispiel einen Teil der großen ungenutzten Wiese neben dem Spielplatz am Schleibogen einzäunen und als Hundespielwiese deklarieren“, schlägt er vor. Auch weiter hinten auf der Freiheit in Richtung Kulturhaus Heimat würde seiner Ansicht nach eine Hundewiese gut hinpassen.

 

 

Da die großen Hunde viel Auslauf brauchen, fahren die Westphals zusätzlichen zu den kleinen Runden auf der Freiheit auch jeden Tag noch aufs Land. „Wir sind zwar noch berufstätig, aber irgendwie kriegen wir das noch hin und lange Spaziergänge tun uns ja auch gut. Aber es wäre schon schöner, wenn wir dafür nicht noch weit fahren müssten, sondern vor Ort die Hunde auch mal laufen lassen könnten. Ist ja auch schlecht für unsere CO2-Bilanz“, meint Dietmar Westphal.

 

Weise am Schleibogen
Das Ehepaar Westphal schlägt vor, am Schleibogen einen Teil der Wiese als Spielwiese für Hunde einzuzäunen. Foto: Stephan Schaar

Was tut die Stadt für Hunde auf der Freiheit?

Er und seine Frau Sonja von Ahn-Westphal sehen sich als Hundebesitzer auch seitens der Stadt vernachlässigt. „Wir zahlen Hunderte Euro im Jahr an Hundesteuern und kommen in den Planungen für die Freiheit einfach nicht vor. Noch nicht mal um die Bereitstellung von Kotbeuteln wird sich gekümmert. Das macht nur der Verschönerungsverein, doch die kommen offenbar kaum hinterher, die Beutelspender sind meistens leer“, sagt sie.

 

Wir zahlen hunderte Euro im Jahr an Hundesteuern und kommen in den Planungen für die Freiheit einfach nicht vor. 

Sonja von Ahn-Westphal, Anwohnerin auf der Freiheit

Was die beiden Tierfreunde besonders bedrückt, ist der inzwischen schon sehr raue Ton von einigen Nachbarn gegenüber ihnen und anderen Hundebesitzern. „Es gibt hier Anwohner, die schon pöbeln, bevor wir überhaupt in die Nähe ihres Grundstückes gekommen sind und uns unterstellen, wir würden die Hunde absichtlich an ihre Hecke pinkeln lassen“, so Dietmar Westphal. Andere würden die Wege beobachten und Buch führen, wer wann mit welchem Hund vorbei geht und wo dieser sein Geschäft macht, sagt er. „Das ist eine seltsame Mentalität. Die scheinen zu glauben, mit dem Hauskauf hätten sie auch die Wege gekauft und müssten hier irgendwie für Ordnung sorgen“, wundert er sich.

Hundebesitzer sind auch keine Heiligen

Natürlich gebe es auch unter Hundefreunden schwarze Schafe, sagt Westphal. „Wir haben uns hier auch schon mit anderen Hundebesitzern gestritten, etwa weil einer partout seinen Hund nicht anleinen wollte. Wir finden, es müssen sich alle an die Regeln halten und gehen mit gutem Beispiel voran. Dann ist es natürlich sehr schade, wenn einige Uneinsichtige den Ruf von allen Hundehaltern schädigen.“

 

Auch mit Radfahrern gebe es immer wieder Konflikte: „Das ist hier ein Rad- und Fußweg und da ich hinten keine Augen habe, merke ich natürlich nicht gleich, wenn sich ein Radler nähert. Aber statt einfach zu klingeln, wurde ich schon mehrfach angebrüllt, ich solle meine Scheißköter vom Weg nehmen“, erzählt Westphal, der sich vor allem über den rauen Umgangston ärgert. „Was soll sowas, man kann doch gegenseitig Respekt und Rücksicht zeigen, dann läuft es auch und keiner muss sich aufregen.“

Giftköder: Konflikt eskaliert immer mehr

Richtig schockiert waren sie, als im Frühjahr ein Hundehasser vergiftete Schokolade auf den Wiesen an der Freiheit ausgelegt hatte. „Zum Glück hatten andere Hundehalter dann überall handgeschriebene Warnungen aufgehängt und es ist wohl nichts Schlimmeres passiert. Aber das zeigt schon, wie der Konflikt hier eskaliert. Ich kann einfach nicht verstehen, wie jemand so etwas machen kann“, sagt Sonja von Ahn-Westphal. Die Gräben scheinen tief zwischen einigen Nachbarn und den Hundehaltern. „Wir wollen keinen Streit“, sagt Dietmar Westphal. „Es ist hier so schön und wir könnten alle friedlich zusammen leben, wenn wir einfach nur ruhig miteinander reden würde und gegenseitiges Verständnis aufbrächten.“

 

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