Terrorismus

Islamist geständig: Blutbad bei Taylor-Swift-Konzert geplant

Islamist geständig: Blutbad bei Taylor-Swift-Konzert geplant

Islamist geständig: Blutbad bei Taylor-Swift-Konzert geplant

dpa
Wien
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Bundeskanzler Nehammer hat Verständnis für enttäuschte Swift-Fans, aber die Bedrohungslage sei «sehr ernst» gewesen. (Archivbild) Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

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Die Pläne des Hauptverdächtigen in Wien waren weit gediehen. Er wollte mit Stichwaffen und einer Bombe möglichst viele Menschen vor dem Stadion töten. Welche Rolle sollte ein Blaulicht spielen?

Ein 19 Jahre alter Islamist wollte in Österreich bei einem Konzert von Taylor Swift nach eigenen Worten ein Blutbad anrichten. Der IS-Anhänger habe ein volles Geständnis abgelegt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im Innenministerium, Franz Ruf. Auch ein 17-Jähriger war festgenommen worden. Es werde aktuell nicht nach weiteren Terrorverdächtigen gesucht, auch wenn die Ermittlungen im Umfeld des Duos mit Hochdruck weiterliefen, so Ruf. 

Der Plan der beiden jungen Männer war laut Behörden, entweder am Donnerstag oder am Freitag mit Sprengstoff und Stichwaffen «sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten», sagte Omar Haijawi-Pirchner, der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) im Bundesinnenministerium. Ein Ticket für eines der drei Konzerte im Ernst-Happel-Stadion im Wiener Prater habe der Hauptverdächtige nicht gehabt, hieß es. Nach der Festnahme des Duos waren vom Veranstalter kurzfristig vorsorglich alle drei Swift-Konzerte in Wien abgesagt worden.

Fans bitter enttäuscht 

Zehntausende Fans des 34-jährigen Mega-Stars, die teils aus den USA und Kanada angereist waren, reagierten zunächst tief enttäuscht. Bei vielen flossen Tränen. Manche Fans hatten sich Monate auf die Show gefreut. Aber angesichts der Gefahr äußerten sie auch Verständnis für die Entscheidung des Veranstalters. Schätzungen erwarteten rund 170.000 Fans auf der Eras-Tour in Österreich. Wo Taylor Swift sich aufhielt, war zunächst unklar. Sie hat weitere Konzerte in London geplant. 

Ein Hinweis auf die Pläne sei von einem ausländischen Geheimdienst gekommen. «Gerade in der Terrorismusbekämpfung ist die Informationsteilung essenziell», sagte Haijawi-Pirchner. Der Hinweis habe sich zunächst nur auf einen möglichen Einzeltäter bezogen. Durch weitere eigene Erkenntnisse sei man aber auf ein der Polizei bereits bekanntes islamistisches Netzwerk gestoßen. Der 19-Jährige habe sich online über den Bau von Bomben informiert.

Pläne wurden in letzter Minute bekannt

Die Polizei hatte am Mittwoch, kurz vor dem ersten Live-Konzert der US-Sängerin in Wien, ein Komplott für einen Anschlag auf die Veranstaltung aufgedeckt. Sie nahm neben dem 19-Jährigen auch den 17-Jährigen fest und verhörte zudem einen 15-Jährigen. Beide hätten Kontakt mit dem 19-Jährigen gehabt.

Der 19 Jahre alte Österreicher mit familiären Wurzeln auf dem Balkan habe am 25. Juli seinen Job gekündigt und dabei gesagt, dass er noch Großes vorhabe, so die Polizei. Er habe sich dann intensiv auf einen geplanten Anschlag vorbereitet. «Er hat sein Erscheinungsbild auffällig verändert» und an die IS-Standards angepasst, sagte Ruf. Der Verdächtige habe jüngst auch einen Treueschwur gegenüber dem aktuellen Führer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geleistet. Nach Angaben der Behörden hatte sich der 17-Jährige in Vorbereitung des Anschlags von seiner Freundin getrennt. Bei beiden Verdächtigen sei eine klare soziale Veränderung eingetreten. 

Zweiter Verdächtiger arbeitete im Stadion

Der 17-Jährige ist bei einem Unternehmen angestellt, das die Zuschauer im Happel-Stadion versorgt. Die Festnahme erfolgte am Mittwoch, als sich der Jugendliche auf dem Weg ins Stadion befand. Hier wurde er von Sondereinsatzkräften der Polizei kurz vor dem Stadion gefasst. Er schweigt bisher zu den Vorwürfen. In Polizeigewahrsam befindet sich auch ein 15-Jähriger mit türkischem Hintergrund, der intensiv befragt wird. Er soll zumindest von den Terror-Plänen des 19-Jährigen gewusst haben. Inwieweit er eingebunden war, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Sprengstoff und Chemikalien

Bei einer Durchsuchung der Wohnräume des 19-Jährigen in Ternitz südlich von Wien waren chemische Substanzen und technische Vorrichtungen sichergestellt worden, die auf «konkrete Vorbereitungshandlungen» hindeuteten, sagte Ruf weiter. Außerdem wurden ein Polizei-Blaulicht und ein akustisches Polizeihorn gefunden. Sie sollten möglicherweise den Verdächtigen helfen, zum Tatort zu kommen oder von diesem zu flüchten.

Durch die Festnahmen sei die konkrete Bedrohungslage zwar minimiert worden. Eine abstrakte Bedrohung mit erhöhter Terrorgefahr bestehe aber weiter. Österreich hatte die Terrorwarnstufe nach dem Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 auf die zweithöchste Stufe angehoben.

Durch das Einschreiten der Fahnder ist nach Angaben von Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) eine Tragödie verhindert worden. «Die Lage war ernst, die Lage ist ernst», sagte er bei einer Pressekonferenz. «Große Konzerte sind oft ein bevorzugtes Ziel von islamistischen Attentätern», so Karner.

Innenpolitische Diskussion über Bedrohungslage 

Nach dem verhinderten Anschlag sehen die Parteien in Österreich Aufklärungsbedarf. Die sozialdemokratische SPÖ verlangte die Einberufung des Nationalen Sicherheitsrates. Die Öffentlichkeit werde im Unklaren gelassen, ob weiterhin eine tatsächliche Bedrohungslage bestehe. Die liberalen Neos forderten indes eine Lagebesprechung im Kanzleramt. Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger sorgt sich außerdem um den Ruf der Alpenrepublik. «Ich fürchte der Imageschaden für Österreich und Wien ist enorm. In Paris, Berlin, London, München,… überall können Veranstalter und Sicherheitsbehörden Konzerte durchführen. Nur bei uns nicht? Sind wir dermaßen herabgewirtschaftet?», schrieb sie auf X.

 

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