„Cross the border“

Deutsch-dänisches Konzert am geschlossenen Grenz-Übergang

Deutsch-dänisches Konzert am geschlossenen Grenz-Übergang

Deutsch-dänisches Konzert am geschlossenen Grenz-Übergang

Arndt Prenzel/shz.de
Rudböl/Aventoft-Rosenkranz
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Das deutsch-dänische Trio „Cross the border“ spielte am Grenzübergang Ruttebüll/Rosenkranz in Nordfriesland: Karin Grunwald, Musikerin aus Dörpstedt sowie Gitarrist Stefan Lilleund und Geiger Peter Gertov aus Esbjerg. Foto: Arndt Prenzel

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Im entlegensten Winkel von Nordfriesland spielte am Wochenende ein Trio auf, mit Publikum in Deutschland und Dänemark.

Spaziergänger, Zaungäste und Radfahrer wunderten sich, als sich an der geschlossenen Grenze am entlegensten Winkel von Nordfriesland ein Trio aufbaute. Karin Grunwald, Musikerin aus Dörpstedt lächelt, als die ersten Klänge aus dem Akkordeon ertönen.

Wenig später stimmen Gitarrist Stefan Lilleund und Geiger Peter Gertov schwungvoll mit ein. Die Zuhörer freuen sich sichtlich über diesen unerwarteten Sommerreigen. Der Name des Trios „Cross the border“ ist Programm: die drei Musiker stammen aus Deutschland und Dänemark und sie musizieren schon lange zusammen.

Ziel: Zuversicht und Freude verbreiten

Seit genau einem Jahr erschwert die Corona-Pandemie die einfachen Wege zur gemeinsamen, grenzüberschreitenden Probe. Zum „Einjährigen“ gaben Karin Grunwald sowie, Stefan Lillelund und Peter Gertov, die in Esbjerg zuhause sind, jetzt an der Grenze ein Mini-Konzert, um Zuversicht und Freude verbreiten.

„Wir musizieren für andere, aber auch für uns selbst: Was gibt es Schöneres, wenn man die Musik als Mittel nutzt, um auf die aktuelle Situation von Künstlern und Musikern aufmerksam zu machen“, sagt Karin Grunwald. Im vergangenen Jahr haben sie notgedrungen acht Wochen lang „open air“ an der damals ebenfalls geschlossenen Grenze geprobt.

Grenzlinie verläuft durch die Straße

Da die Grenzlinie direkt durch die Straße verläuft, war dies auch offiziell gestattet. „Wir hatten viel Glück mit dem Wetter“, sagt Karin Grunwald. Derzeit ist das Proben hüben wie drüben mit Soforttest erlaubt – und dem schriftlichen Bekenntnis, dass es sich bei ihr und Stefan Lillelund um eine feste Beziehung handelt. „Das ging letztes Jahr nicht!“

Die aktuelle Botschaft ist eng mit der tiefen Sympathie für das Grenzland verbunden: „Wir möchten die eigentümliche und wundervolle Landschaft in diesem Gebiet würdigen – und die überaus freundlichen Menschen der Region!“

Gute Laune am Grenzübergang

Unter dem Motto „Es gibt immer ein Lied zu singen, eine Geschichte zu erzählen oder eine wunderschöne Melodie zu entdecken und zu spielen“ sind die Musiker im internationalen Folk zu Hause und spielen eigene Versionen von irischen, amerikanischen und dänische Melodien und Lieder.

Stefan Lillelund, der Karin Grunwald auf einem Workshop kennen- und lieben lernte, schreibt aber auch eigene Songs auf Dänisch: „Ein neues Lied beschreibt den Weg nach Hause in Zeiten der Pandemie.“ Alle drei Musiker sind trotz aller Widrigkeiten gut aufeinander eingestimmt und überzeugten durch temperamentvolle, mitreißende Spielweise.

So kam am Übergang sofort gute Laune auf. Die Passanten und Anwohner auf beiden Seiten der Grenze swingten kräftig mit und sparten nicht mit Beifall. Für einen schönen langen Moment war Corona vergessen. Und die Grenze hatte sich da schon längst im gemeinsamen guten Gefühl aufgelöst....

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