Kreis Schleswig-Flensburg

Nach Corona-Lockerungen dürfen auch Dorfmuseen wieder öffnen

Nach Corona-Lockerungen dürfen auch Dorfmuseen wieder öffnen

Nach Corona-Lockerungen dürfen auch Dorfmuseen wieder öffnen

Martin Engelbert/shz.de
Brodersby
Zuletzt aktualisiert um:
Am 1. Mai wollen die Vereinsvorsitzende Heike Borchert und Archivar Bukhard Teubel das Brodersbyer Anfass-Museum wieder öffnen. Foto: Martin Engelbert

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die einen können es kaum erwarten, die andern zögern noch: Nach den Corona-Lockerungen dürfen auch Dorfmuseen öffnen.

Im Zuge der Corona-Lockerungen dürfen nun auch Museen unter Auflagen wieder öffnen. Das gilt auch für die kleinen Dorfmuseen und volkskundlichen Sammlungen, von denen es rund 40 im Kreis Schleswig-Flensburg gibt. Die meisten haben immer im Winterhalbjahr geschlossen, für die Mehrheit beginnt die Saison in normalen Jahren im April. Doch nicht alle werden diesmal wie gewohnt öffnen. Während einige Bedenken wegen der Infektionsgefahr haben, können andere den Saisonstart kaum erwarten – oder haben den ersten Öffnungstag bereits hinter sich. 

Die Ehrenamtler leiden, weil sie nichts tun können.

Sabine Johannsen, Vorsitzende des Fördervereins Dorfmuseum Handewitt

Das Dorfmuseum in Brodersby öffnet traditionell am 1. April. Daraus wird dieses Jahr nichts. „Wir öffnen am 1. Mai“, sagt Heike Borchert, Vorsitzende des Vereins Dorfmuseum Brodersby. Fest steht schon jetzt, dass die üblichen Veranstaltungen wie der Handwerker- und der Aktionstag ausfallen werden. „Die werden wir nicht machen“, sagt Borchert. „Auch das Maibaumaufstellen mit Umzug durch das Dorf wird entfallen.“ Sie rechnet auch damit, dass der Schleidörfertag, an dem das „Anfass“-Museum sonst teilnimmt, diesmal nicht stattfindet.

Sollten die Corona-Zahlen sinken, könnten sie sehr schnell und flexibel reagieren, so Borchert. Aktionen wie etwa ein Waschtag könnten spontan organisiert werden.

Satruphuus bleibt vorerst geschlossen

Keine Anstalten, demnächst Besucher zu empfangen, macht die Crew des Satruphuus um Tanja Jansen, Vorsitzende des Vereins für Dorfgeschichte Satrup. „Bei uns geht es noch gar nicht los“, auch wenn im Museum selbst alles startklar sei. Der Grund: Ihre ehrenamtlichen Mitstreiter seien alle jenseits der 75. Ihnen fehle angesichts der aktuellen Corona-Infektionszahlen der Mut, im Museum Dienst zu tun. Deshalb bleibe das Museum geschlossen, bis auch diese Altersgruppe geimpft sei und man absehen könne, was in Bezug auf die Pandemie passiert.

Sorge um die Zukunft

Jansen macht sich Sorgen, dass die Pandemie für einige der kleinen Museen das Aus bedeuten könnte. Die Öffnung unter Corona-Bedingungen zu organisieren, sei schwierig. Und viele Museen hätten wie sie zudem noch Nachwuchsprobleme. „Man muss sehen, wie viele übrig bleiben“, so Jansen.

In Handewitt konnten sie die Öffnung nicht erwarten

Das Problem, jüngere Menschen für die Arbeit im Dorfmuseum zu begeistern, kennt man in Handewitt auch. Doch ihr fester Arbeitskreis, bestehend aus 15 Frauen und einem Mann, sei zwar auch nicht jünger als die Teams anderer Sammlungen, aber hochmotiviert, erklärt Sabine Johannsen, die seit drei Jahren Vorsitzende des Fördervereins Dorfmuseum Handewitt ist. Deshalb hätten sie auch sofort wieder geöffnet, als es erlaubt wurde. „Das ist für das Team sehr wichtig gewesen. Die Ehrenamtler leiden, weil sie nichts tun können.“

Nur die Besucher fehlen noch

Da habe es auch nicht weiter gestört, dass am ersten Öffnungstag kein Besucher erschien. „Wir brauchen das auch für uns, damit wir etwas zu tun haben.“ Das Handewitter Dorfmuseum öffnet ganzjährig jeden zweiten Donnerstag im Monat und von Mai bis September zusätzlich jeden Sonnabend.

Sonderausstellung geplant

Ungewiss ist naturgemäß auch in Handewitt, was in diesem Jahr möglich sein wird. Auf jeden Fall soll es, wenn es nach dem Willen von Sabine Johannsen geht, wieder eine Sonderausstellung geben.

Schulen, Kitas und Senioren einbinden

Langfristig will Johannsen Schulen, Kitas und Seniorengruppen stärker in die Museumsarbeit einbinden – sobald Corona dies wieder zulässt.„Außerdem sollen frische Ideen die Ausstellung attraktiver machen. Johannsen: „Wir müssen auch mal entsammeln, weil wir zu viel haben.“ Überflüssige Dinge entfernen, andere neu gruppieren und bislang Unbeachtetes in den Vordergrund rücken – das ist einer der möglichen Ansätze. Die Dorfmuseen seien doch Chroniken zum Sehen und zum Anfassen, sagt Johannsen: „Museum ist Leben!“ Auch in Corona-Zeiten.

Übersicht der Sammlungen

Eine Übersicht aller volkskundlichen Sammlungen und Dorfmuseen im Kreis einschließlich einer Kurzbeschreibung der inhaltlichen Ausrichtung, Öffnungszeiten und Kontakt-Telefonnummern zur Vereinbarung von extra Terminen findet sich auf kiek-an.com.

 

Mehr lesen