Stefan Seidler

Porträt: Vom stillen Fleißarbeiter zur Frontfigur

Porträt: Vom stillen Fleißarbeiter zur Frontfigur

Porträt: Vom stillen Fleißarbeiter zur Frontfigur

Niels Ole Krogh, fla.de/nb
Schleswig
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Stefan Seidler ist überzeugt, dass es ihm gelingen wird, für mindestens vier Jahre einen festen Arbeitsplatz in Berlin zu ergattern. Foto: Lars Salomonsen

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Stefan Seidler hat bisher zumeist im Hintergrund die Fäden gezogen. Jetzt kann er seine Qualitäten als Frontfigur für den Wahlkampf der dänisch-friesischen Partei SSW um ein Bundestagsmandat unter Beweis stellen.

Mit ziemlich knappem Vorsprung haben die Delegierten den 41-jährigen Stefan Seidler als Spitzenkandidaten des SSW für die Bundestagswahl im September gewählt.

Stefan Seidler ist ein erfahrener Politiker, allerdings nicht aus der Frontlinie der Politik. Es ist vielmehr viele Jahre her, dass der Flensburger mit Wohnsitz in Vejle Vorsitzender der Jugendorganisation SSWU war und zugleich bürgerliches Mitglied der Flensburger Stadtverwaltung.

Aber zum einen hat er Politische Wissenschaft an der Universität Aarhus studiert, die als beste Ausbildungsstätte für zukünftige Politiker gilt. Zum anderen kennt er das politische Handwerk sowohl auf dänischer wie auf deutscher Seite. Er war der Verantwortliche für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Region Süddänemark, bei der er vor allem mit deutschen Politikern in Kiel in Kontakt stand. Genau aus diesem Grund hatte ihn seinerzeit seine ehemalige Lehrerin von der Duborg Skole, dem dänischen Gymnasium in Flensburg, Anke Spoorendonk, für einen vergleichbaren Job nach Kiel geholt. Das war 2014, als sie Justiz-, Kultur- und Europaministerin der Regierung in Kiel wurde.

Wirken im Inneren

Seitdem hat Stefan Seidler im Innern gewirkt und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit geprägt, die aus naheliegenden Gründen hohe Priorität in Südschleswig genießt. Für die dänische Minderheit besteht ein wesentliches Anliegen in der Zusammenarbeit über die Grenze hinweg.

Stefan Seidler ist in Flensburg geboren und aufgewachsen – passend im Stadtteil „Weiche“. Vor allem die grenzüberschreitende Infrastruktur ist eines der SSW-Kernthemen.

Heutzutage gibt es zum großen Bedauern des SSW keine Zugverbindung mehr von einem gemeinsamen Bahnhof in Weiche, etwas, wofür die Partei lange gekämpft hat.

„Das ist ein Beispiel dafür, was der SSW in Berlin für Flensburg und Südschleswig tun könnte“, sagt Stefan Seidler.

Dicht an den Wählern

Stefan Seidler ist sich sicher, dass es ihm gelingen wird, für mindestens vier Jahre einen festen Arbeitsplatz in Berlin zu ergattern. Mit diesem Bauchgefühl hat er vor Kurzem eine Wohnung in Flensburg gefunden, in die die Familie demnächst vielleicht ebenfalls einziehen wird. Sollte er für den SSW in den Bundestag kommen, wäre es wichtig für ihn, unkompliziert mit den Firmen und Institutionen in Südschleswig netzwerken zu können. Die regionale Entwicklung in Südschleswig sieht er als eine der wichtigsten Aufgaben in Berlin an.

Stefan Seidler ist das Kind der Minderheit mit einer Mutter aus Apenrade, die als Lehrerin in Südschleswig gearbeitet hat, und einem Vater mit Wurzeln in Südschleswig. Obwohl er seit 2001 in Dänemark gewohnt hat, sagt er über die Minderheit:

Eine Art Familie

„Das ist eine Art Familie, das ist Heimat, und das ist etwas, das mich geprägt hat“, so Stefan Seidler, der sich auch im Klaren darüber ist, dass es die Minderheit nicht immer leicht hat. Die regionale Entwicklung ist Stefan Seidler zufolge wichtig, denn wenn es der Region gut geht, dann geht es auch der Minderheit gut.

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