Olympische Spiele in Paris

Frust statt Freude: Basketball-Ära endet mit Enttäuschung

Frust statt Freude: Basketball-Ära endet mit Enttäuschung

Frust statt Freude: Basketball-Ära endet mit Enttäuschung

dpa
Paris
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Daniel Theis beim Kampf um den Rebound. Foto: Evelyn Hockstein/Pool Reuters/AP/dpa

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Nach vier Siegen zum Start schienen Deutschlands Basketballer bei Olympia auf Medaillenkurs. Doch in der Endphase des Turniers zeigt das Team um Schröder Schwächen - und verspielt Bronze.

Gordon Herbert und Dennis Schröder verließen mit hängenden Köpfen die Bercy Arena. Dem Duo, das die bislang erfolgreichste Ära im deutschen Basketball drei Jahre lang geprägt hat, blieb bei den Olympischen Spielen in Paris die Krönung ihrer eindrucksvollen Reise verwehrt. «Unsere Herzen sind gebrochen», sagte Schröder nach dem völlig verdienten 83:93 (38:46) gegen Serbien im Spiel um Bronze.

Drei Turniere, drei Medaillen - dieses ambitionierte Ziel hatte Herbert zu Beginn seiner Amtszeit 2021 ausgegeben. 2022 holte sein Team bei der Heim-EM Bronze, ein Jahr später folgte in Manila sensationell der WM-Titel. Nur in Paris wollte es mit Edelmetall nicht klappen, weil Schröder und Co. nach einer starken Vorrunde in Lille mit dem Highlight-Spiel gegen Gastgeber Frankreich während der Endrunde in Paris unerklärlicherweise zu keiner Zeit ihr großes Potenzial abrufen konnten.

Schröder und Co. ohne Struktur und Rhythmus

«Wir hätten es verdient gehabt, hier mit einer Medaille rauszugehen», sagte NBA-Profi Moritz Wagner tief enttäuscht, «aber wir haben in den letzten zwei Spielen so ein bisschen die Struktur, vielleicht auch den Biss verloren.»

In der Tat kam der Weltmeister nach dem Umzug in die französische Hauptstadt nicht mehr richtig in Schwung. Im Viertelfinale gegen Griechenland gelang es dem deutschen Team noch, einen Rückstand zu drehen und mit viel Ruhe und großer Klasse ins Halbfinale einzuziehen.

Frankreich-Frust als zu schwerer Rucksack

Schon dort konnte Schröder seinem Team aber nicht mehr die nötige Führung geben. Die Enttäuschung über die unnötige Niederlage gegen Frankreich schleppten der Point Guard und seine Mitspieler mit ins Bronze-Spiel und blieben gegen die vom früheren Bundestrainer Svetislav Pesic trainierten Serben weitgehend chancenlos. «Für die Niederlage gegen Frankreich müssen wir uns in den Arsch beißen. Ich bin immer noch tief enttäuscht, dass ich in diesem Spiel keinen besseren Job machen konnte», sagte Herbert.

Insgesamt machte der 65 Jahre alte Kanadier drei Jahre lang aber fast alles richtig. Herbert hatte nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokio die Nachfolge von Henrik Rödl angetreten und gleich zu Beginn seiner Amtszeit einen festen Kern an Spielern gebildet, von denen er eine Zusage für drei Jahre verlangte. Vor allem auf Schröder als Kapitän setzte der Kanadier dabei. Der Bundestrainer ließ seinem Aufbauspieler zahlreiche Freiheiten.

Schröder zahlte das Vertrauen mit starken Leistungen zurück. Angeführt vom Fahnenträger dieser Sommerspiele holte Deutschland 2022 und 2023 jeweils eine Medaille - einen Top-Drei-Platz hatte es zuvor seit 2005 nicht mehr gegeben. In Paris konnte aber auch Schröder nicht überzeugen.

Herbert-Nachfolger zeitnah

«Es tut weh, dass es so endet», sagte Herbert völlig niedergeschlagen. Ihn zieht es zum deutschen Double-Sieger Bayern München in die Bundesliga. Den Nachfolger will der Deutsche Basketball Bund zeitnah verkünden.

Wer auch immer das Amt übernimmt, wird weiter auf Schröder bauen können. «Mein Ziel ist es, bis 40 zu spielen», sagte Schröder. Eingebunden in die Entscheidung über den neuen Bundestrainer sind der NBA-Profi und seine Teamkollegen aber nicht. «Ich habe gehört, dass es schon etwas gibt. Uns wurde nichts gesagt. Sie werden das schon regeln, schätze ich», sagte Schröder zur Trainerfrage.

Jokic bei Serben überragend

In der Neuauflage des letztjährigen WM-Finales war Franz Wagner mit 18 Punkten bester Werfer in einer schwachen deutschen Mannschaft. Auch die Unterstützung von Bundeskanzler Olaf Scholz und Basketball-Legende Dirk Nowitzki half an diesem tristen Samstagvormittag in der Bercy Arena nicht.

Im WM-Finale vor elf Monaten hatte sich Deutschland gegen die Serben noch mit 83:77 durchgesetzt. Damals fehlte Serbien allerdings Nikola Jokic. Und der Superstar von den Denver Nuggets machte dem deutschen Team das Leben von Beginn an schwer. Mit seiner Wucht unter dem Korb war das Kraftpaket kaum zu stoppen. Der Center dominierte das Geschehen und schaffte ein seltenes Triple-Double mit zweistelligen Werten bei Punkten, Rebounds und Assists.

WM-Euphorie fehlt

Das deutsche Spiel wollte dagegen nicht in Schwung kommen. Wie schon im Halbfinale gegen Frankreich fanden Schröder und Co. offensiv keinen Rhythmus. Schröder versuchte es zu oft mit der Brechstange. Auch Jungstar Franz Wagner konnte sich wie schon gegen die aggressiven Franzosen nicht wie erhofft in Szene setzen, auch wenn er sich gegen Ende steigerte und das Zepter in die Hand nahm.

Doch lange Zeit wirkte der deutsche Auftritt seltsam emotionslos. Von der Euphorie und Begeisterung aus den erfolgreichen WM-Zeiten war nicht viel zu sehen. So reichte den Serben eine gute, aber keinesfalls überragende Leistung, um das Spiel zu kontrollieren.

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