Modellregion Nordfriesland

Ferienhausvermieter sorgen sich um Testkapazitäten

Ferienhausvermieter sorgen sich um Testkapazitäten

Ferienhausvermieter sorgen sich um Testkapazitäten

Silke Schlüter/shz.de
Nordfriesland
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Für Ferienwohnungsbesitzer ist die Teilnahme an der Modellregion auch mit viel Aufwand verbunden. Foto: dpa

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Nach erst sehr verhaltenem Interesse an der Modellregion machen jetzt immer mehr Vermieter mit. Bald sind es 2000.

Zum Start am 1. Mai werden es wohl schon an die 2000 Beherbergungsbetriebe sein, die sich beim Kreis Nordfriesland für die Teilnahme an der Modellregion angemeldet haben. Gut zwei Drittel dieser Unterkünfte liegen auf den Inseln Amrum, Föhr und Sylt. Auf dem Festland sind es vorrangig Vermieter von Eiderstedt und rund um die Husumer Bucht sowie im Umfeld der Fährhäfen und der Autoverladung nach Sylt, die sich zur Teilnahme entschlossen haben. Im Binnenland ist das Interesse bisher noch nicht so groß.

Die Husumer Nachrichten haben bei einigen Projektteilnehmern nachgefragt, wie sie die strengen Vorgaben der Modellregion umzusetzen gedenken.

Tourismus auf Eiderstedt wird legalisiert

Martje Thiesen vermietet im Außenbereich von Tetenbüll Ferienwohnungen. Bisher hat sie sich streng an das Beherbergungsverbot gehalten. Obwohl nicht zu übersehen war, dass sich andere Vermieter seit geraumer Zeit darüber hinwegsetzen und ihre Zweitwohnungen „Freunden“ „kostenlos“ überlassen oder „Geschäftsreisende“ bei sich aufnehmen, die dann völlig relaxed durch Sankt Peter schlendern.

Martje Thiesen vermietet Ferienwohnungen auf Eiderstedt. Foto: Silke Schlüter

Entsprechende Anfragen hatte auch sie mehr als genug, von Leuten, die „irgendwie“ ein paar Tage auf Eiderstedt entspannen wollten. Über Ostern sei St. Peter-Ording „proppevoll“ gewesen, mit Touristen, die unschwer als solche zu erkennen waren, so ihr Eindruck. „Im Grunde“, so Martje Thiesen, „wird mit der Modellregion nur das legitimiert, was längst Alltag auf Eiderstedt ist.“

Aus wirtschaftlichen Gründen sieht sie jetzt keine andere Chance mehr, als bei der Modellregion mitzumachen: „Nach dem langen Lockdown sind die Reserven aufgebraucht. Wenn wir nicht aufgeben wollen, müssen wir mit unseren Ferienwohnungen wieder Geld verdienen.“ Das mit dem ständigen Testen der Gäste ist für sie nicht das Problem: „Als Hebamme könnte ich meine Gäste bei Bedarf sogar selbst testen, sofern das überhaupt erlaubt ist – das muss ich noch in Erfahrung bringen“, sagt sie.

Sorge um Testkapazitäten

Für die Besitzerin einer Ferienwohnung in Bredstedt ist das Testen der Gäste das größte Problem überhaupt, denn sie muss vorab ein Terminkontingent bei einem Testzentrum in der Nähe reservieren. Als Vermieterin ist es ihre Pflicht, ausreichend Testkapazitäten vorzuhalten.

Eines will sie auf keinen Fall: Dass ihre Gäste vorzeitig abreisen müssen, nur weil sie es nicht geschafft haben, sich binnen 48 Stunden den nächsten Testtermin zu sichern. „Ich habe vor allem Angst, dass die Gäste nachlässig werden und mir, aus welchen Gründen auch immer, nicht alle zwei Tage ein frisches Testergebnis vorlegen. Soll ich sie rauswerfen und notfalls sogar die Polizei rufen, wenn sie nicht freiwillig gehen?“, fragt sie und sieht sich da in eine äußerst unangenehme Rolle gedrängt. Deshalb möchte sie auch namentlich nicht genannt werden.

Weniger Interesse im Inland

In der Ferienregion Viöl ist das Interesse an der Modellregion bisher eher mau. Wie Erika Eckert vom Wirtschafts- und Tourismusverein berichtet, hat sie auf eine Rundfrage unter „ihren“ Vermietern lediglich drei Zusagen erhalten. „Der Mehraufwand ist ja auch erheblich“, ahnt sie den Grund dafür. Die Anreise mit einem negativen Testergebnis sei für die meisten gut und richtig, aber die Gäste alle 48 Stunden zum Test „schicken“ zu müssen und das Ganze auch noch zu dokumentieren und täglich dem Gesundheitsamt zu melden, das überfordere die zumeist älteren Vermieter. Und natürlich auch die Probleme, die im Falle eines positiven Testergebnisses auf sie zukommen würden, wie etwa die Pflicht zur Versorgung der Gäste, die während der Quarantäne in der Ferienwohnung bleiben müssten.

Viele Teilnehmer in Husum

In Husum sieht das etwas anders aus: „Aktuell sind mehr als ein Drittel unserer Vertragspartner mit an Bord“, teilt Jutta Albert von der Zimmervermittlung der Tourismus und Stadtmarketing Husum mit. Sie geht davon aus, dass andere zu einem späterem Zeitpunkt folgen werden, wenn sich das Handling herumgesprochen hat. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Start, denn wir haben in der Region ja sehr viele Kleinvermieter mit einer oder zwei Wohnungen, für die die Anforderungen eine große Herausforderung darstellen“, sagt sie dankbar in Richtung der Gastgeber, die an dem großen und sehr komplexen Projekt teilnehmen. Das Buchungsportal wurde entsprechend angepasst

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