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Mysteriöses Amselsterben breitet sich auch in Dänemark aus

Mysteriöses Amselsterben breitet sich auch in Dänemark aus

Mysteriöses Amselsterben breitet sich auch in Dänemark aus

Apenrade/Aabenraa
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Das Usutu-Virus hat Auswirkungen auf das Landschaftsbild in Gärten und Parks, wo die Singvögel einst zahlreich anzutreffen waren. Foto: Karin Riggelsen

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In Dänemark und in Schleswig-Holstein wurden zuletzt vermehrt Fälle von orientierungslosen und toten Amseln gemeldet. Welche Krankheit hierfür verantwortlich sein könnte und wie gefährlich diese für Mensch und Tier ist, verrät Knud Flensted von der Dänischen Ornithologischen Vereinigung.

In diesem Sommer ist es in Schleswig-Holstein zu einem auffälligen Anstieg verendeter Amseln gekommen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) geht davon aus, dass das Usutu-Virus, das durch Stechmücken übertragen wird, die Ursache hierfür sein könnte. 

Bereits 594 tote und 302 kranke Amseln wurden im Jahr 2024 im nördlichsten Bundesland Deutschlands gemeldet – eine Zahl, die sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verfünffacht hat. Dies berichtet der „NDR“, demzufolge Städte wie Kiel, Neumünster und Norderstedt besonders betroffen sind. 

DOF BirdLife vermutet gleiches Phänomen in Dänemark

Seitdem das von Stechmücken übertragene Virus im Jahr 2011 erstmals in den südlichen und westlichen Regionen Deutschland entdeckt wurde, hat es sich bis in den Norden Deutschlands – und aller Wahrscheinlichkeit nach auch bis nach Dänemark ausgebreitet. 

„Wir hören derzeit auch in Dänemark viel von toten Amseln. Es gibt eindeutig mehr Personen, die uns über solche Fälle in diesem Jahr informieren, aber bisher konnten wir nicht mit Sicherheit feststellen, ob es sich um dieselbe Krankheit handelt. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass wir in Dänemark das Gleiche wie in Deutschland erleben“, sagt Knud Flensted, Ornithologe und Sekretär des Naturschutzpolitischen Ausschusses der Dänischen Ornithologischen Vereinigung (DOF BirdLife), zum „Nordschleswiger“.

Stechmücken übertragen Usutu-Virus auf Singvögel

Das durch das Virus verursachte Vogelsterben tritt hauptsächlich während der Stechmückensaison von Mai bis September auf. Die Verbreitung der Krankheit wurde in diesem Jahr durch die hohe Anzahl von Stechmücken begünstigt, die sich aufgrund des nassen und regnerischen Sommers stark vermehren konnten. Das Virus verursacht bei den Tieren Orientierungslosigkeit, Schwäche und führt oft innerhalb weniger Tage zum Tod. 

Das Usutu-Virus ist eine durch Mücken übertragene Krankheit, die typischerweise Fieber und Kopfschmerzen verursachen kann und bei immungeschwächten Personen möglicherweise zu neuroinvasiven Erkrankungen führt. 

Der natürliche Wirt des Usutu-Virus sind Vögel, die das Virus weiterverbreiten können. In jüngster Zeit hat sich das Usutu-Virus auch nach Südeuropa ausgebreitet, insbesondere nach Österreich, Ungarn, Italien, Spanien und in die Schweiz, wo es sowohl bei Vögeln – insbesondere Amseln – als auch bei Pferden und Menschen Krankheiten verursacht hat.

Quelle: Statens Serum Institut

Eine Amsel ist dem Usutu-Virus erlegen. Foto: NABU/Stefan Bosch/SHZ

„Oft verhalten sich die Amseln apathisch und sitzen passiv im Garten, sodass man sich ihnen nähern kann, ohne dass sie wegfliegen. Schaut man später am Tag oder am nächsten Tag nach ihnen, sind sie meist tot. Diese Berichte hören wir insbesondere aus Jütland, aber auch aus allen anderen Teilen Dänemarks“, erklärt Flensted. 

Das Besondere an Amseln ist, dass sie sehr zutraulich sind und viele Menschen sie in ihren Gärten beobachten. Daher wird das Sterben anderer Vogelarten nicht so wahrgenommen wie das der Amseln.

Knud Flensted

Dem Ornithologen von DOF BirdLife zufolge sei der Amselbestand in Dänemark weitgehend stabil, trotz eines leichten Rückgangs in den vergangenen vier Jahren. 

„Wir sehen keinen dramatischen Rückgang des Amselbestands und betrachten das Virus langfristig nicht als Bedrohung für diesen. Es sind eher die zahlreichen Anrufe und Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern, die uns auf das Problem aufmerksam machen. Allein in den vergangenen zwei Monaten habe ich mindestens 25 solcher Meldungen erhalten“, so Flensted. 

Auch andere Vogelarten betroffen

Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als „Amselsterben“ bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von dem Virus befallen.

„Das Besondere an Amseln ist, dass sie oft sehr zutraulich sind und viele Menschen sie in ihren Gärten beobachten. Im Gegensatz dazu lebt beispielsweise die Singdrossel eher verborgen im Wald. Daher wird das Sterben anderer Vogelarten möglicherweise nicht so wahrgenommen wie das der Amseln, die typischerweise näher am Menschen verenden“, meint Flensted. 

Das Usutu-Virus ist auch auf den Menschen übertragbar. Bei infizierten Personen kann es zu Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschlägen kommen. Daher sollte man erkrankte Amseln in Ruhe lassen und die toten Vögel nur mit Handschuhen anfassen.

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