Südschleswig

Nach Bock-Kritik: Christianslyst-Debatte erneut entfacht

Nach Bock-Kritik: Christianslyst-Debatte erneut entfacht

Nach Bock-Kritik: Christianslyst-Debatte erneut entfacht

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Christianslyst
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Die Tagungsstätte Christianslyst Foto: Lars Salomonsen/Flensborg Avis

Die dänische Kulturministerin kritisiert in einem Leserbrief die fehlende Planung bezüglich der Christianslyst-Tagungsstätte.

„Entschuldigt mal, aber was haben die südschleswigschen Organisationen die letzten paar Jahre gemacht“, fragt sich die dänische Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) in einem Leserbrief in Flensborg Avis. Sie wundert sich, dass die  Zukunft der Tagungsstätte der dänischen Minderheit Christianslyst nach 2020 finanziell noch nicht gesichert sei.

„Vor wenigen Jahren war ich als Vorsitzende des Grenzvereins daran beteiligt, die Finanzierung der Tagungsstätte bis 2020 zu sichern. In den Jahren bis 2020 sollte dann ein Plan für die Zukunft des Hauses darüber hinaus ausgearbeitet werden. Jetzt kann ich lesen, dass man wieder bei null steht“, kritisiert Bock.

Anders Kring, Direktor des dänischen Jugendverbandes SdU, der auch Eigentümer des Hauses ist, versteht die Kritik der Ministerin. Die Tagungsstätte benötigt einen finanziellen Zuschuss von 150.000 Euro, der in den vergangenen Jahren vom Südschleswigausschuss kam. Damit ist nach 2020 aber Schluss, berichtet Flensborg Avis. „Wenn man zum Mond fliegen kann, dann sollte es auch möglich sein, eine Lösung für Christianslyst zu finden. Es ist deshalb schlecht, dass wir noch keinen haltbaren Plan haben. Die Finanzstruktur der Minderheit macht dies nahezu unmöglich“, so Kring.

Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) Foto: Jens Dresling/Ritzau Scanpix

Zuschüsse lassen Mitfinanzierung nicht zu

Er weist darauf hin, dass der dänische Gesundheitsdienst für Südschleswig und die dänische Kirche bei einem Treffen eine finanzielle Unterstützung des Hauses mit der Begründung, dass ihre Zuschüsse dies nicht zulassen würden, abgewiesen hätte. Anders als in der deutschen Minderheit, wo die staatlichen Zuschüsse zentral vom BDN (bund Deutscher Nordschleswiger) verteilt werden, bekommen die dänischen Vereine ihr Geld direkt vom Staat.

„Wenn dann einige Vereine erklären, dass ihre Finanzierung eine Unterstützung nicht zulässt, dann stellen sie zugleich der Gemeinschaft ein Bein“, so Kring zu Flensborg Avis.

Bei dem jüngsten Treffen der dänischen Vereine (Samråd) war es der SdU nicht gelungen, eine Unterstützung der Vereine für Christianslyst zu bekommen. Wie Kring meinen auch andere im Samråd, dass die Struktur Herausforderungen mit sich führt. „Es ist klar, dass unsere dezentrale Finanzstruktur ein Hindernis ist. Alle Vereine regeln ihre Finanzen selbstständig und haben Vorgaben, denen sie gerecht werden müssen. Dort ist oft kein Platz für eine institutionsübergreifende Finanzierung“, erklärt der Vorsitzende des Hauptverbandes der dänischen Minderheit (SSF), Jon Hardon Hansen.

Bock hingegen hofft, dass man, auch im Interesse der Bürger nördlich der Grenze, bald gemeinsam an einem Strang zieht. „Zeigt doch, dass ihr in Südschleswig auch gemeinsam Probleme lösen könnt“, so Bock.

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