Zugunfall

NEG-Experte: „Der Lokführer hat großes Glück gehabt“

NEG-Experte: „Der Lokführer hat großes Glück gehabt“

NEG-Experte: „Der Lokführer hat großes Glück gehabt“

Arndt Prenzel/shz.de
Süderlügum
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Die Lok nach dem schweren Zugunglück beim Rangieren in Süderlügum, nachdem sie in stundenlanger Arbeit von Bergungs-Spezialteams freigelegt wurde. Der NEG-Lokführer musste von der Feuerwehr befreit werden. Foto: Arndt Prenzel

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Die Bergungsarbeiten nach einem schweren Unfall an der Bahnstrecke Niebüll-Tondern dauerten den gesamten Tag.

Die Bergungsarbeiten nach einem schweren Bahnunfall auf einem Abstellgleis neben der Bahnstrecke Niebüll-Tondern (Dänemark) am Mittwochnachmittag erstreckten sich über den gesamten Donnerstag. Die eigentliche Bergung mit drei Riesenkränen begann erst um 15 Uhr.

Zuvor hatte die Niebüller Kranfirma extra Gegengewichte aus Husum besorgt. „Wir brauchen noch 47 Tonnen Gegengewicht, damit der Kran stehen bleibt“, sagte Kranführer Andreas Jensen von der örlichen Fachfirma. „Daher verzögert sich der Ablauf um zwei Stunden.“

Faun-Kran im Einsatz

Es dauerte dann noch mal eine weitere Stunde,  bis der mobile Faun-Kran, der sonst bei Windrädern eingesetzt wird, zum Einsatz kam. Der Riese, prädestiniert für Einsätze bei eingeschränkten Platzverhältnissen, belastete sich selbst mit tonnenschweren Platten.

Ziel der Aktion war es, Standfestigkeit zu erlangen, um den hochgestellten Waggon an der 35 Tonnen schweren Lokomotive zu sichern. Parallel dazu wurde ein Korb mit drei Mitarbeitern von einem weiteren Kran Richtung Achse geschwenkt.

 

Die Bergungsarbeiten nach dem schweren Zugunfall in Süderlügum dauerten bis zum Abend. Foto: Arndt Prenzel

Schwebende Waggons

Die Fachleute befestigten mit schweren Ketten den Wagen über Verbindungsketten mit Kran 1. Nach dieser Sicherung rollte der nächste Kran heran. Der letzte der aus dem Gleis gehobenen, leeren Waggons sollte nun vorsichtig aus der verkeilten Wagenkette herausgelöst werden.

Die Mitarbeiter der Betreiberfirma Wiebe Logistik konnten hier noch einmal Hand anlegen. Vorsichtig schwebte der Waggon nun Richtung Bahnanlage. „In freier Natur wäre diese Aktion kaum so einfach möglich gewesen“, hieß es.

Gute Nachrichten

Die rund 30-köpfige Menge aus Arbeitern und Medienvertretern atmete sichtbar auf, als der 12-Tonnen-Wagen sicher stand. Auch der nächste Waggon ließ sich gut herauslösen. Erst der nächste verkeilte Transporter machte Schwierigkeiten: Die Räder waren komplett verdreht. Auch hier half das mechanische Werkzeug.

NEG-Infrastrukturleiter Thorsten Schaefer war die ganze Zeit zugegen. „Die gute Nachricht: Dem Lokführer geht es körperlich gut; er hat eine Prellung am Oberschenkel.“ Der Mann hat jedoch großes Glück gehabt.

Kabine fast komplett eingedrückt

Der NEG-Lokführer wurde bei dem Manöver eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden.Die Fahrenkabine, in der er stand, ist extra durch eine Wand nach hinten abgesichert. Genau sein Fahrerplatz blieb zum Glück größtenteils unbeschadet, während alles andere an der Kabine eingedrückt war wie bei einer Spielzeuglok.

„Hier haben große physikalische Kräfte gewirkt“, sagt Thorsten Schaefer. „Die Lokomotive hatte eine rund 350 Tonnen schwere Waggonkette hinter sich, als sie auf die leeren Waggons traf.“ Mit anderen Worten: Die Schubkraft war groß, auch bei geringer Geschwindigkeit ausreichend für gewaltige Verschiebungen.

Unfallursache wird ermittelt

Die Bergungsarbeiten dauerten am frühen Abend noch an. In einem vorletzten Schritt wurden weitere Waggons geborgen, darunter auch die hochgestellten Wagen. Gegen 18 Uhr befand sich somit nur noch die Lokomotive mit dem Waggon auf dem Dach am Gleis.

„Wir werden heute noch fertig. Die Bahnstrecke zwischen Niebüll und Tondern in Dänemark, die direkt neben dem Abstellgleis verläuft, blieb aber den ganzen Mittwoch gesperrt, sagte Thorsten Schaefer. „Für zwei Fahrten machen wir den Betrieb nicht extra auf.“

Unternehmen und Polizei prüfen nun die Unfallursache. Vermutet wird menschliches Versagen.

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