Kulturstatus

Rügge: Ein Hotspot der Kultur

Rügge: Ein Hotspot der Kultur

Rügge: Ein Hotspot der Kultur

Doris Ambrosius/shz.de
Rügge
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In Rügge herrscht ein freundliches Miteinander, und es gibt für Marion Ohlerich (v.l.), Uschi Bramke, Silke Gebauer-Jorzick und Frank Poppner immer was zu lachen. Foto: Doris Ambrosius

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Die Alte Schule und die Kulturscheune machen Rügge zu einem Hotspot der Kultur.

Fünf Künstler, fünf verschiedene Welten. Und doch eint sie alle der Ort ihres Wirkens. Gemeinsam mit einer Musik- und Theatergruppe verschaffen sie der kleinen Gemeinde Rügge mit gerade mal 237 Einwohnern einen großen Kulturstatus.

Auf den Ort Rügge kam ich durch eine Freundin, die hier schon wohnte.

Silke Gebauer-Jorzick, Künstlerin

Marion Ohlerich aus Angeln malt Bilder, von denen sie selbst sagt, dass sie zu vielfältig seien, um in eine bestimmte Richtung eingeordnet zu werden. „Nordische Mythologie passt am besten“, sagt sie. Die Autorin von „Das Wunder von Esgrus“ und „Der Brudermord auf der Schlei“ hat überdies ihr drittes Werk in Arbeit, das von einer Rabenlegende handelt.

Darüber hinaus probt sie mit der Folkgruppe „Cantüddel“ auch in ihrem Atelier, das sich seit 2013 in der alten Rügger Schule befindet. Das Gebäude teilt sie sich mit der Theatergruppe „De Kukedeelers“ und mit Frank Poppner aus Kappeln, der 2016 dazu kam.

Zurück in der Heimat

Poppners bewegtes Künstlerleben fand 15 Jahre in Berlin und 20 Jahre in Spanien statt. Für die Pflege der Mutter kam er zurück in seine Heimat, denn er wuchs in Grödersby und Arnis auf. „Als Kind sah ich aus dem Fenster immer auf das Wasser, und die Spiegelungen haben mich geprägt“, verrät er die Ursache seiner Liebe zu Lichtspiegelungen, die in seinen Kunstwerken zum Ausdruck kommt. Als gelernter Steinmetz und Steinbildhauer hat er früher Möbelunikate und Luxusbäder entworfen, heute bringt er mit kunstvollen Inlays eine besondere Magie in Swimmingpools.

Heilige Geometrie

In Lichtschilden verwendet er verschiedene Materialien wie Naturstein, Holz, Gips und Keramik, auch mit Echtvergoldung. „Bei mir herrscht eine heilige Geometrie“, sagt er – und das ist auch seinem Atelier anzumerken. Dort haben alle Dinge bis zum kleinsten Bleistift einen zugewiesenen Platz, als wären sie ein Teil eines Kunstwerkes.

Ein besonderes Haus

Schräg gegenüber der alten Schule befindet sich die „Rügger Kulturscheune“, deren gesamter Hof von Familie Jorzick gekauft wurde. Seit dem Ausbau der Scheune werden im Erdgeschoss drei Räume als Atelier verwandt. Einen davon nutzt Silke Gebauer-Jorzick für ihre Bilder. „Auf den Ort Rügge kam ich durch eine Freundin, die hier schon wohnte“, erzählt sie. „Ich wollte nicht einfach nur ein Haus, sondern etwas Besonderes haben.“ 2006 kam dann die Kunst hinzu – um eine Lebenskrise zu verarbeiten, wie sie sagt.

Bilder werden nur verkauft um zu helfen

Silke Gebauer-Jorzick ist es nicht möglich, ihre Bilder zu verkaufen. „Ich hoffe, das klingt nicht arrogant gegenüber den Künstlern, die davon leben müssen“, sagt sie. „Jedes Bild ist einfach sehr persönlich für mich, und wenn ich Geld dafür nehme, dann habe ich zwar Geld, aber das Bild ist weg.“ Vor Kurzem habe sie dann aber doch 20 ihrer Bilder verkauft, um „Die Arche“ in Hamburg zu unterstützen, die dringend Hilfe brauchte. Die Diplom-Pädagogin nutzt für ihre meist sehr großen Bilder viele verschiedene Materialien wie Ton, Stoff, Keramik, Holz, Kohlestift, Pasten oder Schwämme.

Auffallendes Rot

Im hinteren Teil der „Kulturscheune“ wirkt Keramikerin Uschi Bramke aus Rügge. Sie erschafft kleine und größere Objekte, die oft nicht nur durch ihre Form und Größe, sondern auch durch die Farbe Rot auffallen. Entweder durch ein kleines „Tüpfelchen“ an einer Figur oder aber gleich ein vollkommen rotes Kunstwerk.

In ihrem Garten steht eine rote Wand aus Keramik oder ein Schilderwald aus roten Keramikplatten, die jeweils auf einer eisernen Stange befestigt sind. „Die Idee dazu hatte ich im Urlaub“, berichtet sie. „Als ich in einen Raum kam, in dem ganze viele Verkehrsschilder standen.“

Materialien, die über Millionen von Jahren zusammenwirkten

Ihr Mann Michael Schulte verstarb 2019, und sein Atelier übernahm vor einem Monat Thomas Meseberg aus Kiel, gelernter Steinbildhauer. Er bringt eine Menge Skulpturen mit, in Größen von zehn Zentimetern bis zu 2,50 Metern und mit Gewichten von 250 Gramm bis 100 Kilogramm. Als Materialien verwendet er alles Natürliche von Mooreiche bis zu Marmor. Seine Werke bezeichnet er selbst als eher abstrakt, harmonisch gefühlvoll. „Nicht ich bin der Mittelpunkt, sondern alle Faktoren, die in dem Material über Millionen von Jahren zusammenwirkten“, erläutert er die Grundlagen seiner Arbeit. Sein großer Wunsch ist, dass seine bereits aufgenommene Planung für einen Skulpturenpark in Rügge Wirklichkeit werden kann.

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