Kreis Schleswig-Flensburg

Ukrainische Geflüchtete warten fast zwei Monate auf Arbeitserlaubnis

Ukrainische Geflüchtete warten fast zwei Monate auf Arbeitserlaubnis

Ukrainische Geflüchtete warten fast zwei Monate auf Arbeitse

Ove Jensen und Peter Hamisch / SHZ
Sørup
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Wieder keine Nachricht vom Kreis in der Post. Flüchtlingsbetreuerin Sünje Manchen (links), Ines Volja mit ihrer Tochter Vanessa und Andrea Kay warten. Foto: Peter Hanisch / SHZ

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Inesa Voljar und Vasil Mushuk möchten auf dem Erdbeerhof Jensen in Sörup arbeiten. Dazu brauchen sie lediglich eine Fiktionsbescheinigung der Ausländerbehörde. Aber das dauert...

Auf dem Hof von Andrea Kay im Söruper Ortsteil Hollehitt hört man eine fremde Sprache: Ukrainisch. Inesa Voljar, Vasil Mushuk und ihre sechsjährige Tochter Vanessa haben hier ein Zuhause gefunden. 

Vor sieben Wochen kamen sie auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine aus Lemberg (Lwiw) nach Angeln. 

In Sörup angekommen, wollten sie gern arbeiten. Kein Problem, dachte Andrea Kay und dachte auch die Familie. Erdbeerbauer Sören Jensen sucht in Sörup händeringend Arbeitskräfte. Und es hieß doch überall, die Geflüchteten aus der Ukraine sollten sofort den entsprechenden Aufenthaltsstatus bekommen. 

Doch es kam anders. Theoretisch hatten Inesa Voljar und Vasil Mushuk zwar tatsächlich sofort Anspruch auf eine Arbeitserlaubnis. Aber bis die Ausländerbehörde in Schleswig die entsprechenden Anträge bearbeitet hatte, vergingen fast zwei Monate. 

Die Ernte auf dem Erdbeerhof hatte inzwischen längst begonnen. 

Die Terminanfragen der Ukrainer werden in Schleswig nach und nach abgearbeitet. Und das dauert. 

Marko Wolter aus der Pressestelle der Kreisverwaltung sagt, eine konkrete Zeitschiene könne nicht genannt werden. Die registrierten Ukrainer werden entsprechend ihres Meldedatums vorgeladen. 

Mehrere Termine erforderlich 

Dabei sind mindestens zwei Termine erforderlich. Beim ersten geht es um die Registrierung. Diesen Schritt haben Inesa Voljar und Vasil Mushuk seit einiger Zeit hinter sich. Nun warteten sie auf ihre Fiktionsbescheinigung, einen Ausweis, der vorläufig bestätigt, dass sie ein Aufenthaltsrecht haben. Mit dieser Bescheinigung dürfen sie arbeiten. 

In Flensburg geht es schneller 

Nach Angaben der Kreisverwaltung haben bislang 268 ukrainische Geflüchtete aus dem Kreis Schleswig-Flensburg eine solche Fiktionsbescheinigung erhalten – von 1051 Personen, die bereits registriert sind. Wolter gibt zu bedenken, dass 60 Prozent der Geflüchteten minderjährig sind und oft keine eigene Fiktionsbescheinigung erhalten. 

Ein Vergleich mit der Stadt Flensburg zeigt dennoch, dass es schneller gehen kann. Hier haben von 641 registrierten Ukrainerinnen und Ukrainern bereits 461 ihre Fiktionsbescheinigung bekommen. Rathaussprecher Clemens Teschendorf spricht von einer Wartezeit von zwei Wochen. 

Behördendschungel schwer zu durchschauen 

Nachdem sie sich persönlichen beim Fachdienst Migration in der Kreisverwaltung vorgestellt hatten, nahmen Inesa Voljar und Vasil Mushuk an, nun seien die Formalitäten erledigt. Doch dann bekamen sie einen weiteren Termin bei der Ausländerbehörde, auf demselben Flur wie beim ersten Mal, aber in einem anderen Zimmer. 

Ein Mitarbeiter erledigt lediglich eine Angelegenheit, dann muss man zum nächsten und so fort. Oftmals weiß die eine Abteilung nicht einmal, was die andere entschieden hat. Andrea Kay, Gastgeberin

Dort sprachen sie auch über das Thema Arbeitserlaubnis. „Vor Juni wird die Anmeldeprozedur nicht abgeschlossen sein“, erfuhren die Antragsteller. Der Hinweis, sie hätten bereits Arbeit in Aussicht, habe daran nichts geändert, sagen sie. 

Marko Wolter indes betont, die Terminierung der Vorladung könne auch vorgezogen werden, um einer Arbeitsaufnahme nicht im Wege zu stehen. 

An diesem Samstag trafen die Arbeitsgenehmigungen nun endlich ein. Während Inesa Voljar und Vasil Mushuk erleichtert sind, ist der Frust bei Andrea Kay noch immer groß: „Ein Mitarbeiter erledigt lediglich eine Angelegenheit, dann muss man zum nächsten und so fort. Oftmals weiß die eine Abteilung nicht einmal, was die andere entschieden hat.“ Die Bürokratie sei einfach überbordend und eine Belastung für Menschen, die nicht nur ihre Heimat und geliebte Menschen verlassen mussten, sondern auch schreckliches erlebt haben. 

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