Gästeansturm

Nordschleswigsche Museen: Besucherzahlen boomen

Nordschleswigsche Museen: Besucherzahlen boomen

Nordschleswigsche Museen: Besucherzahlen boomen

Bettina P. Oesten
Nordschleswig
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Die neue Dauerausstellung im Schloss Sonderburg, „100 år med Danmark“, ist ein großer Publikumsmagnet, der nicht unwesentlich zu dem großen Besucheranstieg beigetragen hat. Foto: Paul Sehstedt

Er hatte das Schlimmste befürchtet, jetzt atmet er erst einmal erleichtert auf. Henrik Harnow, Direktor von Museum Sønderjylland, zieht nach Wiederöffnung der nordschleswigschen Museen, die im März coronabedingt schließen mussten, positive Bilanz, sieht aber auch große Herausforderungen für die Zukunft.

Die nordschleswigschen Museen (Museum Sønderjylland) erleben derzeit einen Ansturm wie nie zuvor. Nach der Wiederöffnung der Museen Ende Mai und nach Öffnung der deutsch-dänischen Grenze sind die Besucherzahlen so rasant gewachsen, dass bereits jetzt große finanzielle Verluste oder gar Schließungen so gut wie ausgeschlossen werden können. Nach Einschätzung von Museumsdirektor Henrik Harnow gibt es dafür insbesondere zwei Gründe: wesentlich mehr dänische Touristen im eigenen Land sowie satte Rabatte bei den Eintrittspreisen.

Und noch ein wesentlicher Grund wäre zu nennen: An vielen Museen erfahren die Ausstellungen in diesen Jahren eine Neuausrichtung im Zuge einer langfristig angelegten strategischen Umstrukturierung. Das zieht viele neue Besucher an, die nicht unbedingt zu den klassischen Besuchergruppen zählen.

Neue Dauerausstellung landet großen Erfolg

Ein gutes Beispiel dafür ist die Ausstellung „100 år med Danmark“, mit der das Museum im Sonderburger Schloss einen großen Besuchererfolg landen konnte. Auch andere größere wie kleinere Museumsstandorte in der Region erfreuen sich nach der Wiederöffnung hoher Besucherzahlen, besonders dann, wenn sie familienfreundliche und unterhaltsame Aktivitäten anbieten.

Viele dänische Familien haben in diesem Jahr die Auslandsreise mit einem gemieteten Ferienhaus oder einem Wohnmobil ausgetauscht, entdecken derzeit ganz neue Seiten an ihrem Land. Im Jubiläumsjahr 2020 erfährt Nordschleswig außerdem vermehrtes Interesse, die Museumsausstellungen zu dem Thema locken viele an.

Wir haben wirklich das Schlimmste befürchtet.

Henrik Harnow, Museumsdirektor

 

„Vor der coronabedingten Schließung im März verzeichneten wir gesamtheitlich ein deutliches Besucherplus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dann kam Corona und die Schließung aller Museen. Bei der Wiederöffnung war aus dem Plus ein 50-prozentiges Minus geworden. Wir haben wirklich das Schlimmste befürchtet. Die Besucherzahlen allein für den Juli lassen aber hoffen, dass wir die Verluste wieder auffangen können“, freut sich Henrik Harnow, der sich, obwohl derzeit im Urlaub, für eine Stellungnahme gegenüber dem „Nordschleswiger“ die Zeit nahm.

Vervierfachung der Besucherzahlen

Das Museum in Sonderburg verzeichnete im vergangenen Monat 22.000 Gäste gegenüber etwa 15.000 im letzten Jahr. Das Kunstmuseum in Tondern konnte seine Besucherzahlen im Juli sogar verdoppeln, von 2.800 auf 5.600. Mehr als vervierfacht hat sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Gäste im Museum „Gram Lergrav“. Waren es 2019 noch 1.300 Gäste, gingen im Juli hier 5.700 Besucher auf Fossilienjagd. Sehr gut abgeschnitten haben auch das Ziegeleimuseum Cathrinesminde mit 4.300 (Juli 2019: 2.400) und das Kunstmuseum Schloss Brundlund mit 2.100 Gästen, ein Zuwachs von 500 Besuchern gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Einzig das Apenrader Schifffahrtsmuseum konnte im Juli keinen Zuwachs verzeichnen. Dort blieb es beim Vorjahresstand von 270 Besuchern.

Angesichts des rekordverdächtigen Museumsansturms in diesem Sommer wird die ganz große Herausforderung für die Museen jetzt sein, die Besucherzahlen einigermaßen konstant zu halten oder zumindest einen markanten Rückgang zu verhindern, so Henrik Harnow.

 

 

 

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