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Sommer, Südafrika und neue Regeln: Alles anders im Dschungel

Sommer, Südafrika und neue Regeln: Alles anders im Dschungel

Sommer, Südafrika und neue Regeln: Alles anders im Dschungel

dpa
Köln
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So fing alles an: Costa Cordalis gewann das erste Dschungelcamp 2004. Foto: Marius Becker/dpa

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RTL schickt in einer Art Veteranen-Staffel Ex-Dschungelcamper zurück in seine grüne Promi-Vorhölle. Den Zuschauer müssen sie diesmal nicht fürchten - aber ihre Mitstreiter. Das dürfte Pein genug sein.

Es ist der Sommer der Großereignisse. Fußball-Fans bekamen die Europameisterschaft, alle Sport-Begeisterten kurz darauf die Olympischen Spiele in Paris. Honorige Wettkämpfe mit edlen Sportfrauen und Sportmännern. Damit ist beim nächsten Großereignis im deutschen Fernsehen - so würden es Fans von Reality-TV ohne Zögern einordnen - eher nicht zu rechnen. RTL zeigt von Freitag an (16. August, bereits einen Tag zuvor beim Streamingdienst RTL+) eine Spezial-Staffel seines Dschungelcamps. Mit vielen wettkampferprobten Teilnehmern, aber vermutlich nicht immer ganz so honorigem Verhalten.

Denn anders als in regulären Staffeln zieht kein Promi-Trupp ins Camp, der in größeren Teilen ein weißer Fleck selbst für Genre-Fans ist. Sondern Leute, die bereits einmal im Camp hausten - und sich dort mit ihrer Art einen gewissen Ruf erarbeitet haben. Man ahnt also, was man zu sehen bekommt, und der ganze Versuchsaufbau verspricht gelinde gesagt Zunder - nicht nur am Lagerfeuer. Die Show heißt daher «Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden» und nicht wie üblich «Ich bin ein Star - holt mich hier raus!».

Vor 20 Jahren fing alles an

Anlass für den «Legenden-Dschungel», wie ihn RTL nennt, ist nach Angaben des Senders das Jubiläum, das das Format in diesem Jahr feiert. 2004, vor 20 Jahren also, flimmerte die erste Staffel über die Bildschirme und löste noch einen mittelschweren Aufschrei aus, weil ein derartiges Malträtieren von Prominenten noch nicht zu den Sehgewohnheiten gehörte. Heute hat sich das längst geändert. Der Dschungel gilt als Fernseh-Klassiker.

Deswegen nun also eine Spezial-Staffel, noch dazu im Sommer. Dschungelfans sind eigentlich auf den Jahresanfang konditioniert. Auch kämpfen die Promis nicht in Australien um Essen und ihre Würde, sondern in Südafrika. Auch das ist eher exotisch, wenngleich dort bereits 2022 eine Staffel produziert wurde, damals wegen der Corona-Pandemie.

Der größte Unterschied ist allerdings: Der Dschungel ist diesmal nicht live, das Format wurde bereits aufgezeichnet. Was einige Änderungen mit sich bringt. Normalerweise rufen Zuschauer an, um zu entscheiden, welcher Promi in die Prüfung muss, wer das Camp verlassen soll und an wen am Ende die sogenannte Dschungelkrone geht. Dieser Wille des Volkes aus dem fernen Deutschland ist nun nicht Teil der Dramaturgie.

Es ist das allererste Mal, dass das so gemacht wird, wie RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner bestätigt. Man habe die Regeln «quasi über den Haufen geworfen», sagt er der Deutschen Presse-Agentur. Wer wird dann über Wohl und Wehe der Promis entscheiden?

Wer entscheidet über das Schicksal der Promis, wenn nicht der Zuschauer?

«Manchmal entscheiden wir, manchmal überlassen wir den Stars die Entscheidungen und in der zweiten Woche gibt es sogar Prüfungen, in denen entschieden wird, wer im Camp bleiben darf, und wer die Heimreise antreten muss», erklärt Küttner. «Dadurch entwickelt sich eine völlig neue Dynamik, weil der vermeintliche Favorit auf die Krone jetzt durch seine Mitcamper direkt rausgewählt werden kann.» Das klingt konfliktträchtig. Zugleich verspricht der RTL-Unterhaltungschef «das gute alte Dschungel-Gefühl».

Dafür sorgen dürfte auch das Personal, das in großen Teilen schon gezeigt hat, dass es Emotionen wecken kann - in jede Richtung. Kandidatin Daniela Büchner, Reality-Fachfrau («Goodbye Deutschland! Die Auswanderer») und Witwe des ehemaligen Campers «Malle»-Jens Büchner, war 2020 zum Beispiel dafür berüchtigt, ziemlich schlechte Stimmung im Camp zu verbreiten. Damals bat sogar das Moderatoren-Duo das Publikum, ihm Büchner in den Dschungelprüfungen zu ersparen.

Flehend auf den Knien, mit angeschwollenen Adern

Sarah Knappik, als Model bekanntgeworden, wurde in ihrer Staffel 2011 von Schauspieler Mathieu Carrière im Zuge größter Verwerfungen auf Knien angefleht, freiwillig auszusteigen («Sarah, bitte verlass uns!»). Ex-Fußballer Thorsten Legat wiederum redete sich in seiner Staffel 2016 regelmäßig in Rage und kündigte mit angeschwollenen Adern «Kasalla!» (rheinische Mundart für Krawall) an. Über Giulia Siegel (Staffel 2009) schreibt RTL in seiner Vorstellung: «Sie wurde bekannt für ihre Auseinandersetzungen mit anderen Kandidaten und ihren Zigarettenkonsum im Camp.» Kurzum: Es dürfte zur Sache gehen.

Mit dabei ist auch wieder das Moderatoren-Duo Sonja Zietlow und Jan Köppen sowie Dschungel-Mediziner Dr. Bob. «Ich war so aufgeregt, sie alle wiederzusehen, vor allem Giulia, weil es schon so lange her ist, mehr als 14 Jahre», sagt er. «Aber natürlich auch Thorsten.»

Der Dschungel-Doktor, eigentlich gelernter Rettungssanitäter, gibt auch an, dass er sich an sämtliche Teilnehmer des «Legenden-Dschungels» noch gut habe erinnern können. Man muss ihm das glauben, er ist seit 2004 dabei. «Jeder Prominente, der in die Show kommt, bringt seine eigene, sehr individuelle Persönlichkeit mit», sagt er. «Oft ein schrulliger Stil, laut, leise, frech, schüchtern, besorgt und übermütig.»

Da ist nichts hinzuzufügen. Mögen die Spiele beginnen.

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