Kulturkommentar

„Auf die Plätze, fertig, los: Erwartungshaltung bei Olympia“

Auf die Plätze, fertig, los: Erwartungshaltung bei Olympia

Auf die Plätze, fertig, los: Erwartungshaltung bei Olympia

Bjarne Wulf Praktikant
Nordschleswig
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Alle vier Jahre werden zwei Wochen im Sommer zu einem Sportspektakel: Die Olympischen Spiele finden statt. Dieses Mal in Paris. Praktikant Bjarne Wulf, selbst sportbegeistert, fasst die Erwartungshaltung an die deutschen und dänischen Athletinnen und Athleten zusammen.

Gibt es einen besseren Ort, um das größte Sportspektakel der Welt auszutragen, als die Stadt der Liebe? Bereits zum dritten Mal nach 1900 und 1924 werden die Olympischen Spiele der Neuzeit in der französischen Hauptstadt ausgetragen. 14 Tage lang gibt es circa 14 Stunden Live-Sport, mit den Gruppenspielen im Fußball und Rugby eigentlich insgesamt 16 Tage.

14 Tage immer Wettbewerbe

Eine Zeit, die ich als Sportliebhaber mit am meisten mag. Morgens während der Schwimmwettkämpfe frühstücken, abends während Boxen auf der Couch sitzen und entspannen. Immer wenn ich den Fernseher einschalte, kommen Wettbewerbe: Besser geht’s nicht. Zwei Wochen, in denen ich in jeder freien Minute neue Disziplinen entdecke. 

Ob Fechten, Sportklettern oder Taekwondo. Egal, wie unbekannt die Sportart für mich ist, ich sitze begeistert vor dem Fernseher. Dies ist für mich der Hauptaspekt der Faszination der Olympischen Spiele: Spaß und das Miteinander. Der olympische Gedanke „dabei sein ist alles“ verursacht eine ungezwungene Stimmung. Aber natürlich geht es trotzdem um Medaillen. Dabei sind die Ansprüche auf dänischer und deutscher Seite etwas verschieden. 

Das Mitfiebern mit den deutschen Athletinnen und Athleten ist bei Olympia anstrengender als bei anderen Sportereignissen, weil pro Tag dutzende Sportlerinnen und Sportler antreten, denen ich die Daumen drücke. Ich war innerlich gebrochen bei dem Ausscheiden der deutschen Volleyballer im Viertelfinale gegen Frankreich und überglücklich beim Dramasieg der Handballer, ebenfalls in der Runde der letzten acht, gegen den Gastgeber. Ein Wechselbad der Gefühle, das den Reiz von Olympia ausmacht.

Nicht zufrieden, aber realistisch  

Aber auch Dänemark ist in Olympiastimmung. Mir ist aufgefallen, dass auch hier die Spiele einen Platz im öffentlichen Leben haben. Es wird über die Spiele gefachsimpelt und das Live-Fernsehen mit Livestreams zur Übertragung ergänzt.

Hier ist vieles entspannter als in Deutschland, so auch die Erwartung an die Athletinnen und Athleten. Natürlich hofft man hier auf viele Erfolge, sieht die Chance bei der großen Konkurrenz aber realistisch. Diese Einstellung finde ich erfrischender als das ständige Meckern in Deutschland. Die Euphorie ist trotzdem groß und die Freude über jede Medaille enorm. Die Stimmung wird auch nicht von Platz 33 im Medaillenspiegel mit einer Goldmedaille und zwei Silbermedaillen getrübt (Stand: 08. August). 

Anders als in Deutschland sind die Menschen hier in Dänemark über die geleisteten Erfolge glücklich und ärgern sich nicht so sehr über verpasste Chancen. In Randsportarten, in denen die Konkurrenz nicht aus der ganzen Welt, sondern aus ein paar Nationen kommen, haben die dänischen Athletinnen und Athleten gute Chancen. 

Viktor Axelsen verteidigte im Angesicht der Topgegner aus Asien Gold im Badminton-Einzel. Das Dressur-Team holte in einem spannenden Dreier-Duell mit Großbritannien und Deutschland dramatisch Silber im Schlosspark von Versailles. Zudem gewann Anne-Marie Rindom Silber im Segeln in der Einhandjolle. 

All das sind schöne Erfolge, aber jetzt keine Dauerflut an Medaillen. Die von „Team Danmark“ angepeilten neun bis elf Medaillen zu erreichen, ist, realistisch betrachtet, kaum mehr zu schaffen (Stand 08. August). Paris kann somit zur Enttäuschung werden, aber Dänemark geht damit in meinen Augen besser um als Deutschland.

Unzufriedenheit über schwache Ergebnisse 

Viele Stimmen sind im südlichen Nachbarland nämlich sehr negativ. Die glorreichen Zeiten scheinen erst einmal vorbei. Bis Donnerstag kommen die deutschen Athletinnen und Athleten auf 18 Medaillen: 8x Gold, 5x Silber, 5x Bronze. Dies bedeutet aktuell Platz zehn im Medaillenspiegel. Ein Platz in dem Bereich wurde auch erwartet, trotzdem hinkt das Team aufgrund der geringen Anzahl der Medaillen deutlich den allgemeinen Erwartungen hinterher. Die Zeiten mit mehr als 20 Goldmedaillen und 50 Medaillen insgesamt, sind schon lange vorbei. 

Das ständige Jubeln ist nicht mehr Teil der deutschen Teilnahme, bei zu wenigen Sportarten sind deutsche Athletinnen und Athleten vorn dabei. 

Klar, es gibt noch ein paar Medaillenchancen, aber deutlich hinter Frankreich, Großbritannien oder der Niederlande zu stehen, kratzt am Stolz der Sportnation Deutschland. Viel weiter hoch im Medaillenspiegel wird es also nicht mehr gehen. Deswegen werden nicht die Sportlerinnen und Sportler, sondern die Sportförderung an sich kritisiert. Anders ist es in Dänemark, da hier die sportliche Entwicklung durchaus positiv gesehen wird und das trotz des kleinen Rückschritts in diesem Jahr. 

Spannend wird zu sehen sein, wie sich beide Nationen bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles 2028 neu aufstellen. Wenn es wieder heißt: Jeden Tag, jede freie Minute für zwei Wochen Sport zu genießen. 

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