Leserbrief

„Deutsch-dänisch-friesisches Grenzland“

Deutsch-dänisch-friesisches Grenzland

Deutsch-dänisch-friesisches Grenzland

Christoph G. Schmidt
Bredstedt
Zuletzt aktualisiert um:

In einem Leserbrief teilt Christoph G. Schmidt mit, dass die Friesen zum 100. Geburtstag der Volksabstimmung nicht vergessen werden sollten.

Das Nordfriisk Instituut begrüßt das große Interesse, das es für das 100. Jubiläum der Volksabstimmung gibt. Es ist richtig, zu betonen, dass sich im Gebiet des ehemaligen Herzogtums Schleswig beiderseits der heutigen Grenze eine heterogene Normalität erhalten hat, wie sie andernorts längst wegdefiniert oder unterdrückt worden ist. Schade allerdings, dass wieder einmal das dritte angestammte Volk der Region vor lauter deutsch-dänischer Begeisterung in Vergessenheit zu geraten droht: die Friesen. Im Artikel steht, dass Tönning/Tønning und Husum „in beiden Sprachen“ gleichlautend seien. Für Hochdeutsch und Reichsdänisch mag das stimmen. Jedoch sind beide Städte zuallererst Orte in Nordfriesland, die in den letzten Jahrhunderten vor allem plattdeutsch geprägt waren, aber auch friesische Bezeichnungen tragen: Tönning heißt auf Plattdeutsch „Tönn“, auf Friesisch „Tåning“; Husum heißt auf Friesisch „Hüsem“. Man sollte bei allem Jubiläumstaumel nicht vergessen, dass die grenzübergreifend angestammten Sprachen der Region Sønderjysk, Niederdeutsch und Friesisch waren. Und Friesen gehören dabei zur ältesten Sprachgruppe im heutigen Grenzraum: Sie leben seit rund 1.300 Jahren an der Westküste, lange bevor sich deutsche Sprache oder deutsche Bevölkerung nördlich der Eider ausbreiteten. Wer heute im Sinne homogener Schubladen nur von deutsch oder dänisch denkt, zerstört diesen Schatz einer gewachsenen, vielfältigen regionalen Zusammengehörigkeit, die erst seit 100 Jahren durch eine Grenze geteilt wird.

Dr. Christoph G. Schmidt
Direktor, Nordfriisk Instituut
Süderstraße 30
25821 Bräist/Bredstedt

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