Kulturkommentar

„Gewöhnungsbedürftig entschleunigend: Dänische Straßen “

Gewöhnungsbedürftig entschleunigend: Dänische Straßen

Gewöhnungsbedürftig entschleunigend: Dänische Straßen

Bjarne Wulf Praktikant
Nordschleswig
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Als Autofahrer, der nur die deutschen Straßen kannte, konnte sich unser Praktikant Bjarne Wulf unter dem dänischen Verkehr wenig vorstellen. Die einzigen Aspekte, die er wusste, waren: 130 km/h maximal auf Autobahnen und geblitzt werden ist teuer. Umso erstaunter war er, als er das erste Mal mit dem Auto in Dänemark ankam.

Nach drei Stunden Autofahrt war es endlich so weit. Die deutsch-dänische Grenze erstreckte sich vor mir. Zum ersten Mal fuhr ich mit meinem eigenen Auto über eine Grenze. Allein, nur mit Gepäck für einen dreimonatigen Aufenthalt im Nachbarland. Im Nachhinein habe ich mir den Grenzübertritt spannender vorgestellt, aber die einfache Durchfahrt ohne Schwierigkeiten war auch ganz angenehm. 

Nach der Grenze wurde mir schlagartig bewusst: Bald bin ich da. Bald werde ich in ein komplett neues Umfeld kommen, neue Arbeit, neue Stadt, neue WG. In einem Land, in dem ich vorher noch nie länger als einen Tag war. Bevor ich mich aber in den dänischen Dschungel voller neuer Eindrücke stürzen konnte, musste ich mich erst mal über die dänischen Straßen kämpfen. 

Über dänische und deutsche Autobahnen 

Wobei kämpfen im Vergleich zum deutschen Straßenverkehr der falsche Begriff ist. Aber vor meiner Reise hatte ich noch gedacht: „Im Prinzip nicht viel anders als auf den deutschen Straßen.“ Und es gibt auch auf dem Papier nicht so viele Unterschiede. 

Trotzdem wurde ich erst mal erschlagen von den vielen Schildern hinter der Grenze. Eine neue Sprache, neue Bilder und generell ein neuer Stil. Da ging das Tempolimit von 130 km/h auf der Autobahn fast unter. Im Gegensatz zu vielen Deutschen auf der Autobahn, trete ich mein Gaspedal nicht dauerhaft bis zum Boden durch. Mit gemütlichen 130 bis 150 km/h komme ich solide an meinen Zielen an. Deshalb fand ich auf der dänischen Autobahn zwei Sachen gleichermaßen angenehm: Einerseits konnte ich den 130 km/h problemlos folgen, da ich zu sehr damit beschäftigt war, irgendetwas auf den Schildern zu verstehen. Und andererseits musst du kaum Angst haben, dass dich auf der linken Spur ein Sportwagen mit 250 Sachen fast anschiebt. Und dir mit der Lichthupe klarmacht: „Wenn du nicht in fünf Sekunden weg bist, knallt es.“ 

Meine Fahrweise auf den dänischen Straßen ist auf jeden Fall viel entspannter und ruhiger. Hier kannst du dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, ohne von einem drängelnden Raser genervt zu werden. Auch wenn es Gewöhnungssache ist, nicht automatisch auf einer Landstraße auf 100 km/h zu beschleunigen. Aber bei den hohen Preisen für zu schnelles Fahren erinnere ich mich lieber einmal mehr daran, abzubremsen. Das ist auf jeden Fall besser, als am Ende bei dem Blick auf das Konto einen Schreck zu bekommen. 

Dänische Tankpreise

Denselben Schreck habe ich beim Blick auf die dänischen Kraftstoffpreise bekommen. Natürlich liegen die Preise für Benzin auch in Braunschweig, meiner Heimatstadt, bei 1,80 bis 1,90 Euro pro Liter. Aber nachdem ich durch Umrechnen darauf gekommen bin, dass hier pro Liter mehr als 2 Euro auf den Tisch gelegt werden müssen, musste ich erst mal schlucken. Getankt wird also hauptsächlich in Deutschland. Abgesehen davon mag ich den dänischen Straßenverkehr. Er ist im Vergleich zu Deutschland entschleunigend und angenehm. Umso mehr graut es mir davor, in drei Monaten zurückzukehren. Zurück auf die vollen deutschen Autobahnen.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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