Leserbrief

„Hans Haarder, højskoleforstander in Rønshoved, von Migranten und Ureinwohnern“

Hans Haarder – von Migranten und Ureinwohnern

Hans Haarder – von Migranten und Ureinwohnern

Peter Brix
Randershof/Rønshoved
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Peter Brix schreibt zum Artikel über den Ex-Minister Bertel Haarder ergänzende Anmerkungen.

Hans Haarder 1905-1990 ist der Vater von MF Bertel Haarder. Die Haarders waren 1941-1985 Schulleiter an Rønshoved Højskole.

Zitat Bertel Haarder in dem Bericht vom 05.03.2021: „Ich habe vor allem ein großes Verständnis und Engagement für Minderheitenrechte bekommen, denn mein Vater ist eine Zeitlang Vorsitzender des Südschleswig Ausschusses gewesen ...". Dazu folgen hier Anmerkungen zur historischen Rolle einiger Auswärtiger und Zugereister im Grenzland und von der Transformation einer angesehenen und privilegierten Ureinwohnerfamilie zu Inhaftierten.

Heute würde man die Haarders Migranten nennen, sie kamen 1941 aus einem für die ortsansässigen Ureinwohner fernen Land, aus Ølgod nördlich Esbjerg, an die Flensburger Förde. Es gab ursprünglich zwei Bevölkerungsteile an der Förde, die friedlich miteinander auskamen, die Deutschen und die Dänen. Dieser Unterschied war über Jahrhunderte kein Streitpunkt, es war eine Frage der Sprache. Wir haben mit einigen auswärtigen und zugereisten Führungspersonen im Grenzgebiet Schleswig aber wenig Glück gehabt. Beispiele sind Oberpräsident Ernst Matthias von Köller aus Pommern und der Vorsitzende der Schleswigschen Kommission, Andre Tardieu aus Frankreich. Sie waren hochgebildet, hatten eine Mission, haben Unfrieden gestiftet.

Wie sind die Haarders von 1945 und danach einzuordnen? Diese Frage lässt sich mit folgendem Zitat aus Bertel Haarders Buch „Op mod strømmen" von 2013 beantworten: „På Skovkroen måtte højskoleeleverne under ingen omstændigheder komme, selv om den lå ganske tæt ved højskolen. Det fik hvert elevhold at vide ved ankomsten. Kroen var tysk." Skovkroen war ein deutscher Krug in der Nachbarschaft der Rønshoved Højskole.

Die Haarders waren Teil einer lokalen dänischen nationalistischen Strategie, die 1921 von einem Migranten aus Odense begründet wurde und die eher nicht auf Kooperation mit dem deutschen Bevölkerungsteil angelegt war. Die Wirtin des Kruges gehörte zu jenem deutschen Bevölkerungsteil. Ihre Vorfahren hatten über Jahrhunderte in den Kirchspielen Bov und Rinkenæs eine führende Rolle gehabt, sie waren angesehene Ureinwohner. Altar, Taufe und Kanzel in der Kirche zu Bov hat ihre Familienlinie gespendet. Selbst der dänische König hatte sie mit Privilegien ausgestattet, sie gehörte folglich seit jeher zu einer Minderheit, aber nicht im nationalen Sinne. Vielen Ortsansässigen hatte sie eine Existenz gegeben. Rønshoved liegt in einem Kirchspiel zwischen den genannten Kirchspielen.  

Im Jahre 1945 wurde die deutsche Familie im Restaurant Skovkroen hart getroffen. Abgesehen von den jungen Töchtern wurde sie unfreiwillig in die Nähe der Kirche zu Bov transportiert, in ein Lager bei Fårhus. Da saß sie nun die Wirtin, eingesperrt in der Nähe der Güter ihrer Vorfahren. Aus welchem Grund? Das Wirtspaar war über 50 Jahre alt und friedlich. Die Listen für die Transporte waren 1944 schon in Zusammenarbeit mit Nachbarn erstellt worden. Spielten die Migranten Haarder von 1941 dabei eine Rolle? Es ist naheliegend, sie hatten eine lokale Führungsrolle und das erwähnte Zitat deutet in diese Richtung. Es muss aber eine offene Frage bleiben. Die seit jeher ortsansässigen dänischen Ureinwohner kann man aber so gut wie ausschließen, sie waren friedlich. Der Grund für die Freiheitsberaubung bleibt auch eine offene Frage.  

Der geschichtsinteressierte Leser weiß, Ureinwohner sind auch anderswo auf der Welt von Migranten, man nennt sie dort anders, schlecht behandelt worden.  

In einem Interview 1966 auf Danmarks Radio wird Hans Haarder zu den Vorgängen 1945 befragt. Er klingt friedlich.

„Jeg holdt min frihedstale i Sønderhav. Arrestationerne mærkede man ikke særlig meget til“, berichtet er.

Hatte Hans Haarder 20 Jahre später etwa gelernt? Er war gebildet, wie die erwähnten Köller und Tardieu auch. Die beiden Minderheiten im Grenzgebiet haben gelernt. Friedliche Koexistenz und gute Kooperation sind die Lösung.

Die Rede von MF Bertel Haarder auf dem Årsmøde 2006 und das Treffen 2007 im Rittersaal von Sønderborg Slot zur Rechtsabrechnung 1945-1950 sind dem Verfasser bekannt.    

Dette læserbrev er ret tilfældigt skrevet på tysk, som avisens referenceartikel. Den kendsgerning skal ikke tolkes på nogen måde.  

M.Sc. Peter Brix, Himmernbogen 28, D-24955 Harrislee

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