Leitartikel

„Die Angst zwingt uns zum Handeln“

Die Angst zwingt uns zum Handeln

Die Angst zwingt uns zum Handeln

Nordschleswig/Sønderjylland
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„Wir müssen Angst haben", sagte ein Direktor des dänischen Industrieverbandes am Freitag. Angst vor Cyberangriffen. Zwei dänische Groß-Unternehmen hat es schon getroffen. Grund genug, zu handeln, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Lars Frelle-Petersen war mehr als deutlich in seiner Aussage und in der Redaktion des dänischen Wirtschaftsblatts „Børsen" werden sie sich gefreut haben, denn Frelle-Petersens Spruch war Titelseiten-Stoff: „Wir müssen Angst haben", sagte der Direktor für Digitales im dänischen Industrieverband, Dansk Industri (DI).

Es geht um Hacker, um Cyberangriffe und um ungebetene Gäste in den Systemen der Unternehmen. Ohne IT geht heute gar nichts, und wenn der Angriff kommt, dreht es sich nicht um einen Riss im Finger, sondern es ist eine riesige Herz-OP. Die eigenen Mitarbeiter können nicht arbeiten, Kunden können nicht bedient werden. Es ist kritisch und teuer.

Bereits 2017 wurde A.P. Møller Mærsk angegriffen und Anfang des Monats war es der Hörgerätehersteller William Demant, der gehackt wurde. Die Folgen: Mærsk kostete der Cyberangriff zwei Milliarden Kronen, William Demant bezifferte den Schaden auf 550 Millionen Kronen – insgesamt 2,5 Milliarden Kronen.

Bei jedem Unternehmer, jedem IT-Verantwortlichen und jedem Firmenchef müssten die Beine zu schlottern beginnen. „Wir müssen Angst haben", wie Lars Frelle-Petersen es sagt. Immer mehr Arbeitsgänge in den Unternehmen werden digitalisiert – was Sinn ergibt – aber das macht die Firmen auch noch anfälliger – und das wissen die Hacker.

Bei der großangelegten dänischen Krisenübung vor wenigen Wochen – es ging um einen gespielten Chemikalienunfall in Fredericia – wurden die 30 teilnehmenden Behörden und Unternehmen als Teil der Übung gezielt von einem fingierten Cyberangriff unter Beschuss genommen. Ein Viertel der Teilnehmer tappten in die Falle – und hätten selbst die Angreifer sozusagen durch die Vordertür hereingelassen.

Die IT-Kriminellen wissen, dass unter Druck stehende Mitarbeiter in einer Krisensituation falsche Entscheidungen treffen können – und das kann schlimme Folgen haben. Nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Behörden und dort, wo unsere Infrastruktur gelenkt wird: Kann man sich vorstellen, dass unser Strom abgestellt wird? Dass unsere Eisenbahnen nicht mehr fahren können? Oder das sämtliche Ampeln in einer Großstadt ausfallen? Tankstellen nicht mehr funktionieren? Oder die Kassen in den Supermärkten? Die Hacker haben das Chaos mit eingeplant.

Es gibt keinen Weg zurück von der Digitalisierung, denn es macht heute so vieles einfacher als früher. Aber jeder Chef und jedes Unternehmen muss sich fragen, ob man sich genügend gesichert hat. Oder wie „Børsen" es auch schreibt: Es gibt 2,5 Milliarden Gründe, sich besser zu schützen. Aber noch mehr Gründe, die digitalen Möglichkeiten trotzdem zu nutzen. Wir müssen nur richtig mit der Angst umgehen – und handeln.

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