Leitartikel

„Bahn, nein danke“

„Bahn, nein danke“

„Bahn, nein danke“

Apenrade/Aabenraa
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In den vergangenen fünf Jahren sind in Jütland vier Millionen Passagiere weniger mit der Bahn gefahren. DSB versucht sich mit besserem WiFI in den Zügen und niedrigeren Pendlerpreisen über den Belt. Aber was in Jütland zählt, sind die täglichen Fahrten in der Provinz, gute Anschlüsse und regelmäßige Abfahrtszeiten, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

In den vergangenen Jahren gerieten unsere Transportgewohnheiten immer mehr in den Fokus . Wer einen Urlaubsflug streicht, tut Gutes fürs Klima und wer das Rad nimmt oder gar zu Fuß Einkaufen geht, schont die Umwelt. Und natürlich gilt: wer auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigt, statt Auto zu fahren, handelt in Sachen Klimaschutz verantwortungsvoll.

Nur,  es geht den   verkehrten Weg: in den vergangenen fünf Jahren sind in Jütland vier Millionen Passagiere weniger mit der Bahn gefahren. Billigbusse zwischen der Provinz und Kopenhagen sowie zwischen den größeren Städten machen der dänischen Bahn (DSB) Konkurrenz. Das ist nicht schwer, wenn eine Fahrkarte nach Aarhus und nach Nordschleswig zurück über 500 Kronen kostet. Und dann steht man dort spät abends in der nordschleswigschen Provinz und späht nach dem nächsten Bus irgendwo hin. Klar, dass dann das Auto als flexible Variante bevorzugt wird. 88 Prozent des Personenverkehrs in Dänemark geschieht inzwischen mit dem Auto. Der Bahnverkehr ist von 8,8 auf 7,8 Prozent geschrumpft.

Auch die Politiker haben dazu beigetragen, die Züge auszubremsen. Sie  haben  laut dem aktuellen Transportminister, Ole Birk Olesen,  falsche Entscheidungen getroffen, hätten bei Investitionen unter anderem auf veraltete Dieselloks gesetzt statt auf Strom.  Ehrliche Antwort – seine Partei die Liberale Allianz, ist allerdings so neu, dass sie bisher nie an wichtigen Entscheidungen im Transportbereich beteiligt war. Also steckt in der Ministerantwort leicht gekaufte politische Kritik der Vorgänger. DSB versucht sich mit besserem WiFI in den Zügen und niedrigeren Pendlerpreisen über den Belt. Aber was in Jütland zählt, sind die täglichen Fahrten in der Provinz, gute Anschlüsse  und regelmäßige Abfahrtszeiten – wie in der Hauptstadt, wo die Bürger im Minutentakt bedient werden.

Aber diesen Service, der vielleicht mehr Passagiere in die Züge locken könnte, kostet Milliarden von Kronen. Geld, das die Politiker nicht in die Hand nehmen wollen – auch Ole Birk Olesen nicht. Daher sorgen die Jüten gezwungenermaßen für ihre eigene Mobilität und nehmen das Auto. Auch wenn sie  lieber eine klimafreundliche Transportform wählen würden – gebe es eine realistische Alternative.

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