Leitartikel

„Darfs ein bisschen älter sein?“

Darfs ein bisschen älter sein?

Darfs ein bisschen älter sein?

Apenrade/Aabenraa
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Laut einer Studie kaufen Europäerinnen und Europäer nach 3,5 Jahren ein neues Handy. Somit behalten sie ihr Smartphone rund ein Jahr länger als im Vergleich zu 2016. Immer noch nicht lange genug – findet Journalistin Kerrin Jens.

Ein größerer Fernseher, ein schnellerer Laptop, ein moderneres Smartphone – oft werden elektronische Geräte ausgetauscht, obwohl sie noch vollkommen intakt sind.

Aus der jüngsten Studie eines Kreditversicherers geht allerdings hervor, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher ihr Handy länger behalten als früher. In Europa wechseln die Menschen ihr Smartphone im Schnitt nach 3,5 Jahren. 2016 lag der Austauschzyklus noch bei 2,5 Jahren. In den USA tauschen die Menschen ihr Handy nach zwei Jahren aus, aber auch dort hat sich die Nutzungsdauer der Geräte seit 2016 um sieben Monate verlängert.

Die Verbraucherinnen und Verbraucher seien in den vergangenen Jahren nachhaltiger geworden, heißt es als Grund für den späteren Neukauf in der Studie. Wenn man aber bedenkt, dass die Handys auch nach 3,5 Jahren meist noch voll funktionsfähig sind, gibt es eigentlich keinen guten Grund, sich ein neues Gerät zuzulegen.

Doch die Werbung und nicht zuletzt die Gesellschaft suggerieren den Konsumentinnen und Konsumenten, dass neuer gleichzeitig auch besser ist. Wer sich ein Handy kauft, sollte sich also fragen: Brauche ich wirklich ein neues Smartphone, oder unterliege ich den Zwängen der Konsumgesellschaft und versuche, mit dem Glücksgefühl, das mir der Kauf beschwert, kurzzeitig eine innere Leere zu füllen?

Die Aussagen eines Branchenanalysten machen allerdings Hoffnung. Seinen Angaben zufolge wird sich der Austauschzyklus auch weiterhin verlängern. Wie die „Tagesschau“ schreibt, handelt es sich bei der längeren Nutzungsdauer von Smartphones um einen nachhaltigen Trend.

Die Politik will noch einen Schritt weitergehen und plant bis zum Sommer ein „Recht auf Reparatur“ für mobile Endgeräte. Dadurch soll es leichter werden, Handys zu reparieren, anstatt sich ein neues zu kaufen. Laut der „Tagesschau“ versucht der Verband „Digitaleurope“ die Pläne der EU-Kommission zu verhindern. Nicht verwunderlich, denn Apple, Google, Huawei und Samsung sind unter anderem Teil des Branchenverbandes.

Es kann also noch dauern, bis die Politik handelt. Bis es so weit ist, ist jeder selbst dafür verantwortlich, sein Smartphone in Schuss zu halten, kleinere Reparaturen vornehmen zu lassen und dem Druck der Konsumgesellschaft zu trotzen, um den Austauschzyklus möglichst weiter zu verlängern. Die Umwelt wird es uns im Gegensatz zur Industrie danken.

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