Leitartikel

„Doppelter Festtag der Demokratie“

Doppelter Festtag der Demokratie

Doppelter Festtag der Demokratie

Apenrade/Aabenraa
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Vielleicht sollten die dänischen Wähler sich einen Augenblick in der Wahlkabine gönnen und sich nicht nur Gedanken darüber machen, welche Partei das Kreuz erhält, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

„Es ist, als ob es in jeder Generation Kräfte gibt, die unsere Demokratie in Frage stellen und ihr nichts Gutes wollen. Und ja, Demokratie ist umständlich und voller Gelaber und Gezicke. Aber die Demokratie ist von allen Regierungsformen die am wenigsten schlechte, weil man seine Politiker loswerden kann.   Die Demokratie hat einen selbstreinigenden Effekt.“

Ein Zitat von Bertel Haarder, der seit über 34 Jahren für Venstre im Folketing sitzt – davon 7.853 Tage als Minister. Wenn einer weiß, wie Demokratie funktioniert, dann  Haarder. Am Mittwoch geht Dänemark wieder zur Wahl – erneut mit dem 74-jährigen Venstre-Senior auf dem Stimmzettel.

Wahltage sind immer ein Festtag der Demokratie, doch der Wahltag am 5. Juni – am Tag des dänischen Grundgesetzes (Grundlovsdage) – ist sozusagen ein doppelter Festtag.

3,5 Millionen Dänen geben  Mittwoch ihre Stimme ab. 4,1 Millionen könnten es sein, doch bei einer Wahlbeteiligung von etwa 86 Prozent sollte man nicht klagen. Politikverdrossenheit sieht anders aus. Eine Stimme aus 4,1 Millionen. Macht das einen Unterschied aus? Hat man als einzelner Wähler überhaupt Einfluss auf die Wahl?  Auf die gesellschaftliche Entwicklung?

Statistisch gesehen nein. Aber darum geht es nicht.  Bei der Demokratie geht es um die Gemeinschaft, die ein Land  unter Beweis stellt, indem die Wähler ihre Stimme abgeben. Dabei tun sie es nicht (nur) aus Pflicht, sondern auch aus einem Wissen heraus, dass jede Stimme zählt – und am Ende einen Unterschied ausmacht.

Vielleicht sollten wir uns am Mittwoch einen Augenblick in der Wahlkabine gönnen   und uns Gedanken darüber machen, dass es eben auf dieser Welt keine Selbstverständlichkeit ist,  eine Stimme und somit ein Mitspracherecht zu haben.   Feiern wir den Festtag der Demokratie gemeinsam: Auch nach Mittwoch sind wir  alle Gewinner.

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Amelie Petry, Wencke Andresen