Leitartikel

Dürre mit Langzeiteffekt

Dürre mit Langzeiteffekt

Dürre mit Langzeiteffekt

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Cornelius von Tiedemann

Die schlimme Lage vieler Betriebe darf kein Freibrief sein, den Einsatz für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft schleifen zu lassen, meint Volker Heesch. Vielmehr solle auch Umwelteinsatz als Teil einer längerfristigeren Klima-Vorsorge verstanden werden.

Seit einigen Wochen haben teilweise kräftige Regengüsse Nordschleswig nach der monatelangen Dürreperiode wieder ergrünen lassen. Die bei vielen Landwirten katastrophal ausgefallene Ernte ist bei zahlreichen Feldfrüchten noch nicht unter Dach und Fach. Auf zahlreichen Grünlandflächen wächst noch Pflanzenmasse nach, die hoffentlich  noch die Futtervorräte ergänzt, die bei vielen Viehhaltern  in den kommenden Monaten knapp und teuer werden können.

Bereits vor mehreren Wochen reagierte Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (V) mit einem Maßnahmenprogramm zur Unterstützung der dürregeschädigten  Landwirte. Es wurden vor allem Vorschriften zur Aussaat von Zwischenfrüchten im Zuge der Strategien gegen die Ausschwemmung von Nährstoffen in die Gewässer gelockert. Ellemann-Jensen versprach auch, die vielfach schon länger für viele Betriebe beschwerlichen und lästigen  Umweltauflagen so einzurichten, dass sie auch in extremen Jahren umsetzbar sind.

Und der Blick auf das extrem nasse Jahr 2017 mit einem folgenden Trockenjahr 2018 könnte sicher Anlass sein, noch stärker Konsequenzen des Klimawandels zu bedenken. War 2017 mehrfach von gefährlich  steigendem Grundwasserspiegel hierzulande die Rede,  und wurden jede Menge Gräben und Bäche ausgebaggert, um Überschwemmungen zu verhindern,  schrillten in diesem Jahr die Alarmglocken wegen sinkenden Grundwasserspiegels, und glücklich konnten sich die Landwirte schätzen, die die Möglichkeit besaßen, ihre Felder und Wiesen zu beregnen.
Beim Agrardachverband Landbrug & Fødevarer wurde ein eigenes Dürre-Hilfspaket geschnürt, das vor allem Forderungen nach Entlastungen bei Gebühren, Steuern und Abgaben zulasten der Landwirtschaft enthält.  Diese Forderungen sind sicher berechtigt, denn  die Regierung  konnte zuletzt ja   Mittel für  Verbilligung von großen Autos mit hohem Treibstoffverbrauch ebenso aufbringen wie Finanzmittel zur Förderung der Entbürokratisierung.

Die schlimme Lage vieler Betriebe darf allerdings kein Freibrief sein, den Einsatz  für eine umweltfreundlichere Landwirtschaft schleifen zu lassen. Vielmehr sollte auch Umwelteinsatz als Teil einer längerfristigeren Klima-Vorsorge verstanden werden.  

Windschutzhecken, zugleich Lebensraum für Tiere und Pflanzen, verhindern ebenso  Dürreschäden, wie  mehr Feuchtwiesen und Moor- und Bachrenaturierungen den  Grundwasserreserven  zugutekommen.

Wichtig aber sind  aktuell vor allem auch gezielte Maßnahmen zur finanziellen Entlastung bedrohter  Betriebe. So wie die Meiereigenossenschaft Arla, die sich in den vergangenen Jahren zum Glück finanziell gestärkt  hat, ihrer „Basis“ Gewinne frühzeitig überweist, sollten auch die Finanzinstitute, denen vielfach in der Wirtschafts- und Finanzkrise von öffentlicher Seite unter die Arme gegriffen wurde, Solidarität zeigen und die dänische Landwirtschaft als wichtigen Wirtschaftszweig  erhalten. 

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