Leitartikel

„Dunkle Wolken am deutsch-dänischen Himmel“

Dunkle Wolken am deutsch-dänischen Himmel

Dunkle Wolken am deutsch-dänischen Himmel

Apenrade/Aabenraa
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„Nordschleswiger“-Journalist Helge Möller schaut auf eine Technik, die ein Problem lösen soll, aber ein neues heraufbeschworen hat.

Die derzeitige Corona-Welle scheint ein wenig einen Streit unter sich begraben zu haben, der das derzeit viel gelobte deutsch-dänische Verhältnis zu belasten droht.

Dänemark hat sich ehrgeizige klimapolitische Ziele gesetzt und gibt dies auch gerne kund. Das Land will aber nicht nur mit dem Einsparen von Kohlendioxid seine Meilensteine erreichen, zum Paket gehört auch das Verpressen von CO₂ in den Untergrund, und da kommen die alten Erdölfelder des Landes ins Spiel, die sich in der Nordsee befinden.

Die Regierung hatte vor einiger Zeit einen Fahrplan vorgestellt, wie sie die Ziele erreichen will, auch die unterirdische Lagerung fand dabei Erwähnung, CCS genannt für Carbon Capture and Storage (Einfangen und Lagerung von Kohlenstoff). Auf diese Technik setzt das Land.

Südlich der Grenze, in Deutschland, ist der Umgang mit CCS nicht so unbefangen; CCS wird sehr kritisch gesehen. Nun berichtete Henning Baethge vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag kürzlich folgendes: Das dänische Energieministerium hatte im Rahmen einer CCS-Umweltverträglichkeitsprüfung Deutschland außen vor gelassen.

Um Streit eigentlich zu vermeiden, gibt es die Espoo-Konvention, eine Umweltverträglichkeitsprüfung im grenzüberschreitenden Rahmen. Das Energieministerium hatte diese offenbar nicht im Auge und hat sich damit ein Eigentor geschossen. Wobei das alte Erdölfeld, um das es geht, rund 250 Kilometer nordwestlich von Sylt liegt. Also schon ein Stück weg. Trotzdem hätte Deutschland laut Konvention   beteiligt werden müssen, wenn grenzüberschreitenden Auswirkungen drohen.

Nicht nur die schleswig-holsteinischen Bürgerinitiative gegen CO₂-Endlager ist darüber erbost. Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) besteht auf eine Beteiligung seines Ministeriums. Dänemark hat eine solche im Nachklapp angeboten und bedauert den Fehler.

Als vor einiger Zeit publik wurde, dass auch Standorte in Schleswig-Holstein als Atommüllendlager infrage kommen, kamen mahnende Stimmen von nördlich der Grenze. Denn auch unter dem grenznahen Satrup in Angeln könnte ein Endlager seinen Platz finden, da es geologisch geeignet erscheint.

Die Argumentation aus dem Süden Dänemarks lautete: Dänemark habe sich gegen Atomkraft entschieden und sollte nun nicht in seiner Nähe ein Endlager für den Atommüll der Bundesrepublik vor die Nase gesetzt bekommen. Ein nachvollziehbares Argument. Kopenhagen wäre vermutlich auch „not amused“, sollte es nicht eingebunden werden, wenn die Suche nach einem Endlager im Norden weitergeht.

Gerade an der Beteiligung an Verfahren, ohne Aufforderung der anderen Seite, misst sich der Wille zur Zusammenarbeit.

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