Leitartikel

Elbæk (k)eine Alternative

Elbæk (k)eine Alternative

Elbæk (k)eine Alternative

Apenrade/Aabenraa
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Parteichef Uffe Elbæk, Alternative Foto: Olafur Steinar Gestsson/Ritzau Scanpix

„Uffe som statsminister“ proklamiert die Homepage der Alternativen, deren Chef Uffe Elbæk will Regierungschef werden – und spielt ein riskantes Spiel, meint Nordschleswiger Chefredakteur Gwyn Nissen.

Man kommt nicht drum herum: Die Partei Alternativet ist ein Farbtupfer in der dänischen Politik – die Mitglieder sind im politischen Establishment so etwas wie die Paradiesvögel des Folketings. Das Problem: man weiß nie, wo der nächste Klecks landet und was damit ausgelöst wird.

Wie zum Beispiel am Dienstag, als sich Parteigründer Uffe Elbæk zum Staatsminister-Kandidaten erklärte. Der frühere Kaospilot (eine alternative Wirtschaftsausbildung in Aarhus, die ebenfalls von Elbæk gegründet wurde) meint es ernst und hat damit für (noch mehr) Chaos vor der nächsten Folketingswahl (spätestens im Juni 2019) gesorgt.

Zunächst dachten die Kollegen auf Christiansborg an einen  Gag der Alternativen, um sich im Sommerloch medial ins rechte Licht zu setzen. Doch im dänischen Parlament wurde aus Spaß bitterer Ernst: „Uffe som statsminister“ proklamiert die Homepage der Alternativen – und dabei sieht Uffe Elbæk (ausnahmsweise) ganz ernst aus.

Es gab schon einmal einen Uffe, der Staatsminister werden wollte. Uffe Elleman-Jensen scheiterte  1998 an dem Sozialdemokraten Poul Nyrup Rasmussen. Ellemann hatte eine reelle Chance, denn er hatte wenigstens Venstre im Rücken und den Rückhalt der bürgerlichen Parteien. Uffe Elbæk hat aber nur den Spott und das Unverständnis der Kollegen des roten Blocks geerntet, denn durch den Alleingang spielt er jetzt sogar seinem Gegner, dem amtierenden Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre) in die Karten und verringert dadurch vielleicht eine sozialdemokratische Regierung.

Also: Elbæk möchte Staatsminister werden und entzieht der Sozialdemokratin Mette Frederiksen seine Unterstützung. Frederiksen kann laut Elbæk auch nicht die Alternativen-Mandate bei der Mehrheitsbildung mit einbeziehen. Heißt: Løkke könnte dadurch eine parlamentarische Mehrheit bekommen – obwohl es eigentlich eine rote Mehrheit gibt.

Elbæk will mit diesem Manöver die Blockpolitik im Folketing aufheben, spielt aber ein riskantes Spiel. Ob er es bis zum Ende durchzieht, ist eine gute Frage, denn vielleicht haben die Alternativen ihren Alleingang nicht ganz durchgerechnet.  Elbæk selbst  ist  keine Alternative zu Løkke und Frederiksen. Dazu ist er den anderen Parteien zu bunt  und von der Realpolitik zu weit entfernt. Elbæk will die Politik revolutionieren – doch auch dafür braucht er eine Mehrheit. Und die steht ihm nicht zur Verfügung.

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