Leitartikel

„Globale Gerechtigkeit“

Globale Gerechtigkeit

Globale Gerechtigkeit

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Nach dem Skandal um die Bedingungen für philippinischer Lkw-Fahrer im vergangenen Jahr will die Politik neue gesetzliche Bestimmungen zur Sicherung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen in Dänemark auf den Weg bringen. Aber auch die Bürger haben eine Mitverantwortung, findet Volker Heesch.

Im vergangenen Jahre sorgte die Aufdeckung der skandalösen Beschäftigung philippinischer Lkw-Fahrer durch eine Tochtergesellschaft eines dänischen Transportunternehmens für Schlagzeilen. Die Brummi-Fahrer aus Übersee, denen über erstaunliche geschäftliche Konstruktionen Arbeitsmöglichkeiten innerhalb der EU verschafft wurden, erhielten nicht nur Hungerlöhne, sondern sie wurden, wenn sie nicht im Lkw unterwegs waren, der oft monatelang   als Wohnsitz diente, auch in primitiven Unterkünften in Pattburg untergebracht.


Nachdem das Schicksal der philippinischen Chauffeure nicht nur im Ausland die gesamte Transportbranche in Verruf brachte und den damaligen dänischen Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (Venstre) veranlasste, an einen Mindestlohn auch in Dänemark  zu denken,  zeichnen sich jetzt  Konsequenzen ab.


Beschäftigungsminister Peter Hummelgaard und Transportminister Benny Engelbrecht (beide Soz.) haben einen Ausschuss mit der Ausarbeitung neuer gesetzlicher Bestimmungen  zur Sicherung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen  für in Dänemark tätige Lkw-Fahrer beauftragt.


Fachleute der zuständigen dänischen Gewerkschaft und der Arbeitgeber haben  in den vergangenen Monaten Empfehlungen erarbeitet, wie man   dem Sozialdumping in der längst internationalisierten Transportbranche  Herr werden kann.


Der neue Minister Hummelgaard erklärte, dass man sich auf die Einführung eines gesetzlich garantierten  Mindestlohns für Lkw-Fahrer verständigen könnte, obwohl man in Dänemark traditionell Arbeitgebern und Gewerkschaften die Festlegung der Löhne überlasse. Bis Anfang Dezember soll der Ausschuss Ergebnisse vorlegen.


Erinnert werden darf daran, dass aufgrund des starken internationalen Konkurrenzdrucks   in Dänemark registrierte Unternehmen im grenzüberschreitenden Transport  kaum noch eine Rolle spielen.


Und es gab auch Berichte, dass die Philippinos, die wie in einem Slumlager bei Pattburg hausten, inzwischen in Polen „stationiert“ sind.
Hoffen wir das beste für die Lkw-Fahrer – und dass die neuen Gesetze ihnen helfen.


Viele  Bürger haben mit dem Thema zu tun, denn sie drehen durch ihr Konsumverhalten, möglichst alle Waren  so billig  wie möglich geliefert zu bekommen, mit an der Schraube der Billiglöhne – mit Akteuren und Opfern in aller Welt.  


Der Weg hin zu globaler Gerechtigkeit ist noch sehr weit.  

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“

Kulturkommentar

Claudia Knauer
Claudia Knauer
„Von Steppjacken bis Neopren – dänische Sommerkleidung“