Leitartikel

Ist der Ruf erst ruiniert ...

Ist der Ruf erst ruiniert ...

Ist der Ruf erst ruiniert ...

Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
Zeitungen
Foto: dpa

Die internationalen Medien berichten vermehrt über ein fremdenfeindliches Klima in Dänemark. In Deutschland und anderswo haben Fälle, in denen internationale Akademiker und Künstler sich unerwünscht fühlen, in den großen Tageszeitungen Schlagzeilen gemacht. Dänemarks Ruf nimmt Schaden, meint Cornelius von Tiedemann.

Seit Jahren verschärft die dänische Regierung die Ausländergesetze immer weiter. Bis an die Grenzen der Menschenrechte. Weil gegen diese mit weiteren Straffungen möglicherweise verstoßen würde, arbeiten, wie an dieser Stelle bereits geschildert, Teile des Parlamentes und der Regierung nun ungeniert darauf hin, die Menschenrechte zu ändern, anstatt die eigene Politik zu hinterfragen.

Im Ausland haben in den vergangen Jahren derweil so manche Aussagen und Anordnungen von Ausländer- und Integrationsministerin Inger Støjberg für Schlagzeilen gesorgt – etwa die Taschenkontrolle von Flüchtlingen nach Wertgegenständen. Dennoch hielt sich das Bild des friedliebenden, weltoffenen Dänemarks. Doch seitdem klar wird, dass nicht mehr „nur“ Flüchtlinge und Niedriglohn-Migranten betroffen sind, wendet sich das Blatt.

Internationale Medien berichten über strukturelle Xenophobie in Dänemark. Auch die deutsche Presse. Und zwar flächendeckend. Fälle, in denen hochbezahlte und hochqualifizierte „Gastarbeiter“ in Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst die unterstellte dänische Nicht-Willkommens-Kultur zu spüren bekommen, lassen Journalisten und Leser der angesehenen landesweiten Tagespresse aufhorchen.
„Die liberale Regierung hat Dänemark den Ruf eines Landes erarbeitet, in dem Fremde nicht willkommen sind“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Die Welt schreibt: „Dänemark ist für viele Deutsche ein Sehnsuchtsort. Doch der schockierende Fall einer amerikanischen Professorin offenbart, dass das Land in Teilen zutiefst fremdenfeindlich ist.“

Auch die Frankfurter Rundschau  berichtet  über die amerikanische Steuerexpertin Brooke Harrington, bei der die Polizei an der Tür hämmerte, weil sie ohne Erlaubnis außerhalb der Copenhagen Business School als Expertin aufgetreten war.
Das Bild der 49-Jährigen vom angeblich glücklichsten Volk der Welt mit der ganz besonderen „Hygge“ habe sich gewandelt, zitiert die Zeitung sie: „Das dänische Gesetz hat die gewünschte Wirkung. Ich fühle mich nicht willkommen.“ Die Zeitung zitiert Harrington weiter: „Ich sehe eine klare Tendenz in den letzten Jahren, dass dänische Behörden die Aufgabe bekommen haben, Ausländer so schlecht wie möglich zu behandeln. Jetzt sind wir, die gut Ausgebildeten, an der Reihe.“

Sie habe vor Dänemark in fünf anderen Ländern, unter anderem Deutschland, gelebt und gearbeitet,  „nirgendwo habe ich solche Feindseligkeiten gegen mich als Ausländerin erlebt“, zitiert die „Welt“ die Amerikanerin – die sich damit nicht nur auf die Politik bezieht, sondern auch auf die dänische Gesellschaft. „Dänemark ist das Land, zu dem Trump Amerika machen möchte“, sagt sie dem „Welt“-Journalisten.

Na dann, herzlichen Glückwunsch, Dänemark. Ist der Ruf erst ruiniert ...

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“

Diese Woche In Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Hurra, der Kindersegen ist ausgeblieben!“