Leitartikel

Karten werden ganz neu gemischt

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Karten werden ganz neu gemischt

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade
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Regionsratsvorsitzende Stephanie Lose (Venstre) ist Favoritin im Kampf um den Posten als Regionsratschef. Foto: Region Syddanmark

Wer gewinnt am 21. November den Poker um die Macht im Regionsrat? Peter Lassen meint, dass die Politik bekanntlich die Kunst des Möglichen ist – und deswegen bleibt es spannend, wer im November die Regionskrone erobert.

Wer gewinnt am 21. November den Poker um die Macht im Regionsrat? Peter Lassen meint, dass die Politik bekanntlich die Kunst des Möglichen ist – und deswegen bleibt es spannend, wer im November die Regionskrone erobert.

Ab 21. November werden im Regionsrat Süddänemarks die Karten völlig neu gemischt. Erstmals wird das Pokern um die Posten nicht von Venstres langjährigem „Alleinherrscher“ Carl Holst gesteuert – und gewonnen. Denn wie man weiß, ist Holst im Roten Wurm in Vejle Geschichte, wenn man mal davon absieht, dass eine völlig neue Mehrheit von Einheitsliste bis Dänische Volkspartei weiter krampfhaft versuchen will, den Venstre-Mann mit einer Schadenersatzklage ganz abzuschießen.

Man kann sich fragen, ob es nicht klüger wäre für alle Parteien, endlich einen Schlussstrich unter die Ära Holst zu ziehen, um dann ohne den großen Schatten des heutigen Fol-ketingsmannes in  einen auf die vielen wichtigen Aufgaben der Region ausgerichteten Wahlkampf zu ziehen.
Die Frage, wer nach dem Schließen der Wahllokale am 21. November den Poker um die Macht gewinnt, ist wahrlich so offen wie noch nie in der kurzen Geschichte der Region.

Seit der ersten Wahl 2005, wo Holst den früheren Minister und Kapitän der Konservativen, Kent Kirk, ausbootete und quasi versenkte, hatte er die Fäden fest in der Hand. Mit seinem ewigen Vize, Chefgenosse Poul-Erik Svendsen, als Sekundant. Kirk und Holst sind weg. Svendsen will es aber ein viertes Mal versuchen, die Regionskrone zu erobern. Ihm werden nur relativ wenig Chancen eingeräumt, weil er eben ein wichtiger Würdenträger in der Amtszeit von Holst und dessen Vize war und daher auch einen gewissen „Makel“ bekommen hat.

Die Konservativen treten dahingegen mit neuem Kapitän an, weil  die Altmeister Lasse Krull und der Sonderburger John Lohff aufhören. Der neue Mann am konservativen Ruder, der 58-jährige Morten Weiss-Pedersen aus Middelfart, kann nur überraschen. Ihm wird zumindest nachgesagt, dass er gute politische Polemik mit Humor und vor allem Inhalt liefern kann. Das würde dem Regionsrat auch nach außen hin guttun. Aber ob das genug ist, um Chef zu werden?
Die besten Karten dürfte auf jeden Fall Holst-Nachfolgerin und Venstre-Frau Stephanie Lose haben. Durchweg alle im Regionsrat stellen ihr seit der Amtsübernahme Ende Juni 2015 ein gutes Zeugnis aus. Sie hatte mit dem Holst-Nachlass, dem Bios-Chaos, den Zusammenarbeits-Problemen und Wechseln in ihrer Chefetage etc. einen harten Start – wuchs aber mit der Aufgabe. Sie ist unumstritten.

In der Politik gewinnt jedoch nicht immer der oder die Tüchtigste, sondern wer über die Mehrheit verfügt – und in diesem Fall über 21 Mandate. Eine Prognose ist daher schwer, und während man kaum damit rechnen sollte, dass ein DF-Mann das Rennen macht, könnte es durchaus sein, dass das Ganze so aufgemischt wird, dass sogar ein pensionierter Minister und früherer Stimmen-Magnet wie Neueinsteiger Villy Søvndal ins Gespräch kommen könnte. Zumindest im linken Lager. Aber ob ein Job als oberster politischer Beamter der Region etwas für den einstigen Außenminister wäre, darf man schon bezweifeln.

Politik ist bekanntlich die Kunst des Möglichen – und da ist eben nichts unmöglich. Die Wähler können aber mit ihren persönlichen Stimmen schon ein klares Signal setzen.

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Cornelius von Tiedemann
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