Leitartikel
„Kommunale Klimaretter“
Kommunale Klimaretter
Kommunale Klimaretter
Das Thema Klimaschutz ist in den Kommunen nicht neu. Doch insgesamt ist bisher oft übersehen worden, dass in Regie der Kommunen entscheidende zusätzliche Schritte zur Verminderung des Treibhausgasausstoßes unternommen werden können, meint Volker Heesch.
In dieser Woche hat der Verband der dänischen Kommunen, Kommunernes Landsforening (KL), ein eigenes Konzept zum Klimaschutz vorgestellt. In der Pressemitteilung des Verbandes ist von einer zentralen Rolle der Kommunen im globalen „Klimakampf“ die Rede. Auffallend ist, dass in den Medien hierzulande die Bereitschaft dänischer Feuerwehrleute, bei den verheerenden Waldbränden in Australien die dortigen Kollegen zu unterstützen, weit mehr Aufmerksamkeit fand als der interessante „Löscheinsatz“ des Verbandes der dänischen Kommunen angesichts der eigenen „Brandherde“, was den dänischen Fußabdruck hinsichtlich des Pro-Kopf-Beitrags an Treibhausgasen angeht.
Das Thema Klimaschutz ist in den Kommunen nicht neu. In Nordschleswig ist Sonderburg seit Jahren mit dem „Project Zero“ engagiert, klimaneutral zu werden. Doch insgesamt ist bisher oft übersehen worden, dass in Regie der Kommunen, die für den mit Abstand größten Anteil des öffentlichen Sektors in Dänemark zuständig sind, als Arbeitgeber, Immobilienverwalter, Bauherr, Planungsbehörde und Energieverbraucher, entscheidende zusätzliche Schritte zur Verminderung des Treibhausgasausstoßes unternommen werden können.
Der Vorsitzende des KL-Umweltausschusses, Fredericias Bürgermeister Jacob Bjerregaard (Sozialdemokraten), mahnte bei Präsentation des Konzeptes mit 48 konkreten Vorschlägen, dass große und kleine Schritte unternommen werden müssten, um den immer bedrohlicheren Klimawandel zu stoppen.
Es gibt viele kleine Schritte, die problemlos möglich sind. So wundert es sicher viele, weshalb z. B. in der Kommune Apenrade die kommunale Heimhilfe mit sparsamen Kleinwagen funktioniert, während in der Nachbarkommune Tondern deutliche größere Treibstofffresser im Einatz sind.
Zu den Vorschlägen zählt der Ruf nach Bürokratieabbau, damit die Kommunen auf ihren Gebäuden leichter Solarstromanlagen errichten oder Windenergieanlagen durchgesetzt werden können. Wie kürzlich von der Schleswigschen Partei (SP) vorgeschlagen, verlangt man bei KL, dass Anwohner und Kommunen am Gewinn von Anlagen zur klimaschützenden Energiegewinnung beteiligt werden, die in jüngster Zeit in Dänemark fast nur noch blockiert werden.
Die Kommunen, die nah an den Bürgern agieren, sind bestimmt besser als Energiekonzerne in der Lage, die Menschen zu überzeugen, dass zum Klimaschutz auch Toleranz für Windräder und Hochspannungsleitungen in der Landschaft gehört. Im KL-Konzept wird ausdrücklich die Partnerschaft der vier nordschleswigschen Kommunen auf dem Gebiet der Energieversorgung als Vorbild empfohlen. Auch wird gefordert, die Anschlusspflicht bei der Fernwärmeversorgung wieder einzuführen.
Ein weiterer Bereich ist die Zielsetzung klimafreundliche Mobilität. Da sind auch die Kommunen mit ihren ländlichen Räumen gefragt. Damit z. B. in Nordschleswig die wenigen vorhandenen Bahnstrecken mit klimafreundlichen elektrischen Zügen, ob mit Oberleitung, Batterien oder Wasserstoff-Brennstoffzellen, bedient werden. Auch bei den Bussen könnte klimaneutrales Biogas genutzt werden. Und gerade in unserer Region darf nicht verschlafen werden, die wichtige Touristikbranche von der Monokultur mit Anfahrt der Gäste per Auto mit Verbrennungsmotor zu befreien.
Nicht zu vergessen die Bautätigkeit. Klimaschutz ist auch die Weiternutzung und Modernisierung älterer Bausubstanz, statt immer weiter die Landschaft mit Neubauten zu zersiedeln.