Leitartikel

„Das Märchen vom Grenzland“

Das Märchen vom Grenzland

Das Märchen vom Grenzland

Apenrade/Aabenraa
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„Nordschleswiger"-Redakteur Helge Möller erinnert sich nur noch ungenau an die Zeit, als es mühelos über die Grenze ging. Das, woran er sich erinnert, hat er zu Papier gebracht – inklusive einem Blick in eine märchenhafte Zukunft.

Ach, was waren das für Zeiten, einfach kurzentschlossen die Grenze zu queren, um sich in Hotdoghavn, auch als Süderhaff bekannt, eine dänische Wurstdelikatesse mit Gurke einzuverleiben. Oder umgekehrt einen entspannten wie auch beglückenden Einkauf im Grenzhandel zu tätigen, ganz zum Ärger der dänischen Wirtschaft. Ja, oder in einem der vielen Restaurants in Flensburg seine Kronen zu lassen – oder, oder, oder.

Ach, wie war das schön. Damals, als es noch Verbrennungsmotoren gab und die Welt ein CO2-Problem hatte – unter anderem. Wenn es so weitergeht, werden Eltern ihren Grenzlandkindern an langen Winterabenden die Geschichte erzählen, wie schön es damals war, so mir nichts, dir nichts die Grenze zu queren, um die Vorzüge des jeweils anderen Landes in vollen Zügen zu genießen. Apropos Züge – die  gerade bestellten werden nicht über die Grenze fahren, weil die dänischen Loks den Strom aus Deutschland nicht vertragen.

Und die Kinder werden ihren Eltern oder gar Großeltern mit großen Augen zuhören und ungläubig den Kopf schütteln und murmeln: „Nein, nein, nein, das kann gar nicht sein, so etwas kann es niemals gegeben haben. Papa, du lügst. Wo liegt denn dieses Flensburg? Wo liegt dieses sagenhafte Hotdoghavn?" Schließlich werden neben Grimms und H. C. Andersens Märchen diese Pandemie-Geschichten Klassiker der Literatur, Meilensteine. Ich wiederhole es: Meilensteine, womit wir dann endlich beim Thema Stein wären.

Nach der Ankündigung der dänischen Regierung am Dienstag, das Reisen zu erleichtern, stellt sich beim „Nordschleswiger“ die brennende Frage, ob der Pandemie-Profi Doktor Grenzstein aus der Feder des „Nordschleswiger"-Kollegen Walter Turnowsky arbeitslos wird und die Kinder das Märchen vom offenen Grenzland überhaupt erzählt bekommen werden. Die Antwort lautet: Ja und Nein.

Ja, Doktor Grenzstein, der das Grenzland, wie von einer Meute wilder Hunde gehetzt im Eiltempo bereist und eine Grenzregelfrage nach der anderen klärt, ja, er wird wahrscheinlich irgendwann arbeitslos werden. Wir bedauern hier an dieser Stelle schon einmal, dass er irgendwann seinen Job verliert,  insgeheim sind wir aber froh, uns nicht mehr durch Regeln und Ausnahmen wühlen zu müssen, aber das geht vermutlich vielen anderen auch so.

Und nein, die Kinder werden das Märchen vom offenen Grenzland vermutlich nie hören, macht nichts, es gibt andere schöne Märchen. Denn Hoffnung keimt auf. Wobei wir beim Blick auf das Mehrphasen-Reisemodell der dänischen Regierung ahnen, dass Doktor Grenzstein noch einiges zu tun haben wird. Doch hat die dänische Regierung immerhin einen einheitlichen Plan, südlich der Grenze sieht das weiterhin nicht so aus. Wer südlich der Grenze wohnt, kann da schon neidisch werden.

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