Leitartikel

„Das schwarze Loch“

Das schwarze Loch

Das schwarze Loch

Nordschleswig/Sønderjylland
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Auch in Dänemark gibt es noch Funklöcher. In einer Zeit, in der immer mehr von einer guten Handy-Verbindung abhängig ist, muss auch Dänemark nachlegen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Dänemark ist digital spitzenmäßig aufgestellt: Selbst auf dem Lande sorgt Glasfaser für blitzschnelles Internet, und fast überall gibt es schnellen 4G-Empfang für die Handynutzer. Doch selbst in Dänemark gibt es 2020 schwarze Funklöcher.

Dabei empfinden wir den mobilen Empfang heute fast schon als ein Menschenrecht, und sollten wir uns plötzlich in einem Funkloch befinden, dann ist das das Ende der Welt.

Aber man muss nicht in einem afrikanischen Dschungel stehen, um keine oder eine schlechte Handyverbindung zu haben. Es reicht auch ein Spaziergang in einige dänische Wälder oder an Küsten.

Dort braucht man gar keine Verbindung, mögen viele denken, denn schließlich muss man sich auch ohne das weltweite Netz in der Hosentasche erholen können. Doch dort, wo einige zur Erholung spazieren gehen oder sich hinlegen, leben und arbeiten auch Leute, die davon abhängig sind, dass sie eine Verbindung zur Umwelt haben.

Früher hat man dort auch ohne digitale Verbindung gut leben können, so lautet ein Argument. Stimmt, aber früher war die Gesellschaft nicht im gleichen Maße digitalisiert: MobilePay, SMS und der Kontakt zu Behörden – nichts geht mehr ohne eine digitale oder telefonische Verbindung.

Diese Entwicklung wird nicht nur von privaten Anbietern vorangetrieben, sondern auch vom Staat selbst. Fast alle Behörden haben auf digitalen Service umgestellt, was im Großen und Ganzen viele Vorteile mit sich bringt – wenn man eine gute Verbindung hat.

Daher ist der Staat auch in der Pflicht, die letzten schwarzen Löcher von der Landkarte zu entfernen. Unter ein Prozent des Landes ist ohne Verbindung, doch auch in diese Grauzonen hier ist der Zugang zu 112, mobilen Bezahlung oder zu Textbescheiden gewünscht.

Es versteht sich von selbst, dass die privaten Telefonanbieter nur dort Verbindungen herstellen, wo es auch Geld zu verdienen gibt. Für die gesellschaftliche Verpflichtung muss der Staat aufkommen – zum Beispiel, indem ein Teil der Milliarden, die die Telefongesellschaften an den Staat bezahlt haben, wieder in die Infrastruktur reinvestiert wird.

Eine gute Handyverbindung mag vielleicht noch kein Menschenrecht sein, aber es ist heute eine Notwendigkeit, um von der digitalen Entwicklung – und der Gesellschaft? – nicht ausgeschlossen zu werden.

 

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