Leitartikel

Schweinerei in der Natur

Schweinerei in der Natur

Schweinerei in der Natur

Peter Lassen
Peter Lassen Hauptredaktion
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: DPA

Der dänische Bauernverband will Schweinefleisch verstärkt als Grisekød verkaufen, denn „Gris“ soll appetitlicher klingen als Schwein, wobei die größten Schweinereien die Menschen hinterlassen, meint Peter Lassen in seinem Leitartikel

In Dänemark bezeichnet man Borstenvieh als „Svin“ oder „Grise“, und der dänische Bauernverband will  Schweinefleisch nun verstärkt als Grisekød  verkaufen, weil die Jugendlichen dies bevorzugen. „Gris“ soll dabei appetitlicher klingen als Schwein. Aha.
Apropos appetitlich: Da bleiben wir bei der weiterhin massiven Verunreinigung von Stränden, Wäldern und Straßengräben aber bei dem guten alten Begriff    Schweinerei.

Das sonnige Wochenende hat wieder einmal gezeigt, dass sich viele Menschen in der Natur wie sogenannte Umweltschweine benehmen.
In der Regie der dänische Naturschützer haben mehr als 200.000 Dänen in der letzten Woche Abfall gesammelt. Insbesondere in unserem Landesteil war dies ein „Erfolg“, weil hier besonders viele Dosen aus dem Grenzhandel  der Natur überlassen werden. In der grenznahen Kommune Apenrade wurden laut Naturschutz (Stand gestern Nachmittag) rund 5.900 pfandfreie und 1.666 Dosen mit Pfand plus 4.180 kg   Abfall gesammelt bei 40 gemeldeten Einsammlungen. In Sonderburg waren es  18 gemeldete Events, die neben 640 kg auch  ca. 1.200 pfandfreie und 105 Dosen mit Pfand brachten. In Hadersleben wurden 14 Einsammlungen gemeldet, die  knapp 900 kg brachten und  rund  1.200 beziehungsweise 284 Dosen.  In Tondern: 7  Einsammlungen,  ca. 500 kg Abfall und 530/150 Dosen. Landesweit wurden – Stand gestern 15 Uhr  – rund 73.000 kg Abfall, knapp 15.000 Pfanddosen und mehr als   50.000 ohne Pfand  entfernt. Mit rund 18.500 „Grenzhandelsdosen“ ist Süddänemark dänischer Meister 2018.

Genug der tristen Zahlen. Man muss nur an den Strand oder in den Wald gehen, um Anschauungsunterricht zu bekommen. Sogar an entlegenen Stellen findet man die schändlichen Überbleibsel  der sogenannten Zivilisation. Neben Getränkedosen liegen dort  kleine Schnapsflaschen, Zigarettenkippen in noch größeren Mengen, Kaugummi, Eis- und Bonbon- oder gar Toilettenpapier, zertrümmerte Plastikstühle  – ja, die Auswahl ist endlos und eine Ferkelei, Sauerei und Schweinerei zugleich. (Ohne dem Schwein zu nahe treten zu wollen.)

Besonders  unappetitlich sind Hundebesitzer, die  sich zwar die Mühe machen, den Kot ihrer Vierbeiner im wahrsten Sinne des Wortes aufzuheben, nur um ihn dann in Plastik vertütet einfach ins Gras oder in den Sand zu werfen. Als Hundebesitzer schämt man sich da  fremd. Welche Denkmäler sich  viele setzen: Die Natur braucht zwei Wochen, um einen (nicht vertüteten) Hundehaufen zu entsorgen. Bei Bananenschalen vergehen vier Wochen, während  Zigarettenkippen erst nach 4 Jahren verwittern, Plastikdosen nach 400 und Aluminiumdosen erst nach rund  500 Jahren – Glasflaschen quasi nie. Das ist eine geschmacklose Schweinerei.

 

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