Leitartikel

Sonderburg greift wieder nach den Sternen

Sonderburg greift wieder nach den Sternen

Sonderburg greift wieder nach den Sternen

Apenrade/Aabenraa
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Foto: Peter Dejong/AP/Ritzau Scanpix

Die Bewerbung an die Tour de France passt zum Selbstverständnis der Sonderburger: Sie trauen sich auch einmal, nach den Sternen zu greifen – auch wenn man dabei auf die Schnauze fallen kann. Wer am Boden bleibt, kommt nie von der Stelle, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es hört sich verrückt an: Die Tour de France soll 2021 in Dänemark starten. Und noch verrückter: Der Weg führt sogar durch Nordschleswig und endet vor dem Sprung zurück nach Frankreich in Sonderburg.

So verrückt ist der Plan aber nicht. Die Tour de France ist weltweit die  größte Live- Sportveranstaltung und in den letzten Jahren gehörte es  zur Tradition, dass „le Tour“ außerhalb Frankreichs loslegte. Das tun andere Radrennen übrigens auch: Der Giro d’Italia – das zweitgrößte Radrennen der Welt – begann 2012 in Herning und absolvierte zwei Etappen in Dänemark.

Die Tour de France ist allerdings eine Klasse für sich. Es ist sozusagen die Champions League der Radrennfahrer. Einige Zahlen belegen das: Die Tour wird in 190 Ländern weltweit live übertragen. 500 Hotels sind entlang der Strecke für die Tour reserviert, 60 Kilometer Kabel werden täglich im Technikbereich ausgerollt. Elf Kilometer lang ist die Werbekarawane, die vor dem Feld der Fahrer fährt.

Wer selber die Tour de France am Fernseher verfolgt, weiß, dass die Fernsehübertragungen auch ein Werbefenster für die verschiedenen Regionen sind.  Ob von den vier Hubschraubern über dem Fahrerfeld oder den etwa 20 Fotografen auf Motorrädern: Die Schönheit der Landschaft ist neben dem Radrennen immer im Blickwinkel der Kameras.

Das weiß natürlich auch die Tour de France und man bekommt das Tour-Paket auch nicht geschenkt: 90 Millionen Kronen soll es kosten, 2021 die Tour nach Dänemark zu holen – zehn davon will die Kommune Sonderburg investieren.

Wie immer bei solchen Sport-Großveranstaltungen scheiden sich die Geister:  Geldverschwendung oder gutes Marketing? Ideengeber und Stadtratsmitglied der Schleswigschen Partei in Sonderburg, Stephan Kleinschmidt, ist nicht im Zweifel: Tour de France wäre gute Werbung für Sonderburg.

Die Alsenmetropole braucht diesen Rückenwind als Industriestandort und  um sowohl den eigenen Einwohnern sowie Zuzüglern zu zeigen, dass Sonderburg sich trotz Größe und Platzierung traut, visionärer zu denken als die meisten Kommunen Dänemarks.

Die Bewerbung an die Tour de France passt zum Selbstverständnis der Sonderburger: Sie trauen sich auch einmal, nach den Sternen zu greifen – auch wenn man dabei auf die Schnauze fallen kann. Wer am Boden bleibt,  kommt nie von der Stelle. Und wer weiß? Vielleicht fährt die gelbe Karawane 2021 wirklich durch Nordschleswig und endet in Sonderburg. Das wäre ein riesiger Erfolg für die Stadt und ein Höhepunkt von dem der ganze Landesteil profitieren könnte. Allez le Tour.
 
 

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