Leitartikel

„Ständige Erinnerung“

„Ständige Erinnerung“

„Ständige Erinnerung“

Apenrade/Aabenraa
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Wenn es in der deutschen Minderheit in Nordschleswig um das Thema Zweiter Weltkrieg geht, wird es schwierig, weiß Chefredakteur Gwyn Nissen. Er ist überzeugt: Eine Diskussion lohnt sich.

Immer wieder, wenn in der deutschen Minderheit in Nordschleswig – oder wenn Deutsche überhaupt – das Thema Zweiter Weltkrieg ansprechen, wird es schwierig. Schuld, Scham und Trauer vermischen sich mit den unausweichlichen Fakten einer grausamen Vernichtungsindustrie der Nationalsozialisten. Doch es sind gerade diese schwierigen Diskussionen, die die Minderheit in ihrer Vergangenheitsbewältigung jedesmal einen Schritt weiter bringen.

Der Diskussionsabend am Montagabend im Haus Nordschleswig über die Namen der Gefallenen in der Gedenkstätte auf dem Knivsberg war wieder mal eine solche Weichenstellung: Über die Jahre hinweg gab es stets Anpassungen in der Vergangenheitsbewältigung – und es wird wieder eine geben.

Vergangenheitsbewältigung das ist, so Dr. Harald Schmid von der Bürgerstiftung  Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, kein einmaliger Beschluss, sondern eine ständige Entwicklung. Es kann kein Schlussstrich gezogen werden – und das wünscht die Minderheit auch nicht. Jede Generation hat einen neuen Zugang zur Geschichte und zum Geschehenen – daraus bildet sich unsere gemeinsame Erinnerungskultur.

Aus dem Ehrenhain auf dem Knivsberg wurde 2012 die Gedenkstätte, aber womöglich kommt es bald wieder zu einer Namensänderung: „Mahnmal Knivsberg“ oder „Gedenkstätte des Friedens“ (Vorschlag: Rainer Naujeck). Denn Gedenken wir der Richtigen, so die Frage am Montagabend? Gehen unsere Gedanken an die 650 Namen auf den Tafeln – oder auch an die Opfer des Krieges?

Die deutsche Minderheit hat mehrfach Namen von den Tafeln entfernt, doch wieviele Kriegsverbrecher verstecken sich noch unter den Namen? Laut dem dänischen Historiker Hans Schultz Hansen könne die Minderheit alle Namen streichen lassen oder von Historikern einzeln untersuchen lassen. Oder eben die Geschichte auf dem Knivsberg besser erzählen als es heute der Fall ist.

Wer in der deutschen Minderheit in Nordschleswig lebt, kommt gar nicht drum herum, sich der Vergangenheit zu stellen. Alle haben wir vor den Gedenktafeln auf dem Knivsberg gestanden und unsere eigene Geschichte daraus machen müssen.

Am Montagabend gab es viel Inspiration, wie die Minderheit in Zukunft die eigene und die deutsche Geschichte neu aufbereiten kann – durch eine Neugestaltung der Gedenkstätte und ein  neues Narrativ.

Warum? Weil wir eine Verpflichtung haben, kommenden Generationen – und uns selbst – zu zeigen, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben. Dieser Verantwortung kann – und will – sich die Minderheit nicht entziehen. Deshalb wird die Diskussionsrunde im Haus Nordschleswig auch nicht die Letzte sein. Weil wir in der Vergangenheitsbewältigung ständig weitere Schritte nehmen werden.

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