Leitartikel
„Streitpunkt Stromautobahnen “
Streitpunkt Stromautobahnen
Streitpunkt Stromautobahnen
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, dass es heute bereits – und vor allem in der Zukunft – nicht funktioniert, die Stromversorgung in Dänemark allein auf nationale Quellen zu stützen. Und das gilt auch für die meisten anderen Staaten in Europa, meint Volker Heesch.
In Deutschland wie in Dänemark stehen Forderungen nach einer Klimawende, wirksamen Maßnahmen zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen im Energiesektor und der Ruf nach raschem Ausbau der erneuerbaren Energiegewinnung auf der Tagesordnung. Ein Blick auf die Internetseite des dänischen Netzbetreibers Energinet gibt einen guten Überblick, wie viel Strom gerade die Windkraftanlagen, die verbliebenen Großkraftwerke, Solaranlagen – und vor allem auch die grenzüberschreitenden Seekabel oder überirdischen Hochspannungsleitungen zur Versorgung beisteuern, damit in Dänemark keine Lichter ausgehen oder alle möglichen Arten von Elektromotoren stehen bleiben.
Am Montag lieferten um 15.30 Uhr die Windkraftanlagen nur 406 Megawatt Strom, der Verbrauch lag bei 4.388 Megawatt. Nur durch Importe aus Norwegen, Schweden und Deutschland und auch durch das neue Seekabel aus den Niederlanden konnte der Bedarf in Dänemark gedeckt werden. Die Solarstromanlagen im Inland lieferten nur 30 Megawatt.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, dass es heute bereits – und vor allem in der Zukunft – nicht funktioniert, die Stromversorgung in Dänemark allein auf nationale Quellen zu stützen. Und das gilt auch für die meisten anderen Staaten in Europa.
Der Austausch von großen Mengen Strom über die Grenze hinweg wird noch umfangreicher werden, wenn in den kommenden Jahren weitere Kohlekraftwerke in Dänemark zugunsten des Klimaschutzes stillgelegt werden – und vor allem auch im Verkehr der Anteil elektrischer Fahrzeuge gesteigert wird, um den Ausstoß von Treibhausgasen durch Abkehr von Verbrennungsmotoren zu bremsen, und mehr elektrische Züge durch Europa rollen, wenn mit der Verringerung des Luftverkehrs als besonders schlimmem Klimaverderber ernst gemacht wird.
In den kommenden Monaten wird der Ausbau der heutigen deutsch-dänischen Stromautobahn über die Grenze bei Fröslee abgeschlossen. Doch es wird bereits eine weitere Stromautobahn geplant, bzw. in Schleswig-Holstein schon gebaut. Es geht um die Westküstentrasse, die u. a. bei Tondern bisher weitgehend unverdrahtete Landschaften mit Hochspannungsmasten versehen soll.
Es gibt starken Widerstand entlang der möglichen Trasse. Die betroffenen Bürger interessiert sicher kaum die Notwendigkeit des Ausbaus grenzüberschreitender Stromautobahnen. Da hilft nur Kompensation finanzieller Art, Demontage kleiner Freileitungen als Trostpflaser und Erdverkabelungen soweit technisch möglich. Als internationale Verbindungen könnten auch Kabel zwischen Meereswindparks dienen.