Leitartikel

„Über das Autofahren in schwierigen Zeiten“

Über das Autofahren in schwierigen Zeiten

Über das Autofahren in schwierigen Zeiten

Apenrade/Aabenraa
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„Nordschleswiger"-Journalist Helge Möller hat in ein Buch, in die Nachrichten des Tages und auf den Straßenverkehr geschaut. Was er gesehen hat, ist kein Stimmungsaufheller.

Axel Hacke, ehemals Journalist der „Süddeutschen Zeitung“ und seit einigen Jahren freier Autor, stellt am Anfang seines lesenswerten Buches „Über den Anstand und wie wir miteinander umgehen“, die Situation dar, in der sich seiner Ansicht nach die (deutsche) Gesellschaft befindet.

Er stellt unter anderem dem Leser Facebook-Beiträge vor, die Nutzer zu einem Künstler und dessen Handeln verfasst haben. Wer das liest, fürchtet um die Gesellschaft südlich der Grenze. Man muss nicht alle seine Mitmenschen mögen oder gar heiraten – Vielehen sind ja sowieso nicht erlaubt – aber der Hass ist schon verstörend. 

Beleidigungen und Aufrufe zu Gewalttaten sind anscheinend immer noch so schwer strafrechtlich zu verfolgen, dass Täter Konsequenzen nicht oder nicht so schnell fürchten müssen. Ein paar Mal kann man sich schon danebenbenehmen, bevor es eng wird, und dann lässt es sich herauswinden aus einer Strafe.

Regeln und Konventionen scheinen absichtlich verletzt zu werden. Allem Anschein nach trifft dies auch für den dänischen Straßenverkehr zu. Die Regierung will Verkehrsrowdys sehr viel härter bestrafen, langjähriger Führerscheinentzug, Konfiszierung des Wagens – auch wenn er geleast ist.

Der dänische Straßenverkehr scheint ohne größtmögliche Abschreckung nicht mehr in geordneten Bahnen laufen zu können, und als Autofahrer muss man nicht besonders lange warten, bis man selbst waghalsig überholt, bedrängt oder einem die Vorfahrt genommen wird.

Aggressive Autofahrer und Autofahrerinnen hat es wohl schon immer gegeben, mir scheint aber, dass das Unrechtsbewusstsein schwindet, dass die Grenze dessen, was anderen Menschen zumutbar ist, deutlich zum eigenen Ich verschoben wird.

Für mich gut vorstellbar ist, dass deutsche Politiker den Gesetzesvorschlag der dänischen Regierung gegen Verkehrsrowdys und das, was aus ihm wird, aufmerksam verfolgen werden, die Situation dort scheint mit Polizeiabteilungen, die gezielt gegen Raser vorgehen, nicht wesentlich anders zu sein.

Und wo soll das hinführen? Vermutlich schafft die Gesellschaft, wenn es so weitergeht, ihre Freiheiten, die sie hat, selbst ab. Damit ein Staat, eine Gesellschaft funktioniert und nicht fortdauernd der (PS-)Stärkere gewinnt, muss der Staat, müssen gewählte Politiker, Regeln aufstellen. Je mehr etwas aus dem Ruder läuft, desto härtere Vorschriften werden beschlossen, fast schon ein Naturgesetz, nur erzeugt Druck auch Gegendruck.

Das Ganze ist eine traurige und beunruhigende Entwicklung. Gut, dass da die Verkehrsdichte in Nordschleswig vor allem am Abend doch überschaubar ist, so lässt sich einigermaßen entspannt nach Hause finden.

 

 

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