Leitartikel

Ein unschönes Spiel

Ein unschönes Spiel

Ein unschönes Spiel

Apenrade/Aabenraa
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Christian Eriksen Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Sowohl DBU als auch die Spieler haben jegliche Sympathien verspielt. Die Verschleißerscheinungen am Verhandlungstisch sind deutlich und hier müssen sich beide Seiten neu aufstellen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, doch was gerade in Dänemark abläuft, ist ganz und gar als unschönes Spiel zu bezeichnen. Da sich der Fußballverband DBU und die Nationalspieler nicht einigen können, sollen jetzt zwei Spiele abgesagt werden. Die Konsequenzen sind noch unüberschaubar, aber im schlimmsten Falle wird Dänemark  für die kommenden Europameisterschaften gesperrt und wird somit ins sportliche Abseits befördert.

Beide Seiten versuchten in den letzten Tagen in der Öffentlichkeit Sympathiepunkte zu gewinnen. Aber ohne großen Erfolg: DBU rief durch die regionalen Verbandsvorsitzenden in einem Leserbrief zur Solidarität mit dem Vereinsfußball auf und stellte selbst die Fußballer als geldgierig und unsolidarisch da.  Die Nationalspieler konterten, wunderten sich vor allem über den harten Ton aus der Verbandszentrale und sagten, sie wären bereit , nach den Länderspielen weiter zu verhandeln.

Doch DBU setzte hart auf hart und statt dass sich die Gegner am Wochenende näherten, eskalierte der Konflikt. Wie auch immer er endet: Der Schaden ist passiert. Der dänische Fußball hat ein kaum vorstellbares Eigentor geschossen. Der  Imageverlust ist riesig – sowohl für Spieler als auch Sportfunktionäre. Ehre und Vaterland müssten für Nationalspieler  ausreichen, um sich das rot-weiße Trikot überzustreifen, doch die heile Sportwelt von früher gibt es nicht mehr. Fußball ist längst nicht nur ein Spiel, sondern vor allem ein Geschäft – für Sportverband und Spieler. Dadurch entstehen Konflikte‚ vor allem wenn die Verhältnisse, zum Beispiel im Werbebereich, nicht geregelt sind. Denn wer hat das Recht, wenn ein Spieler die eine Bank vertritt, während der Fußballverband auf ein anderes Geldinstitut setzt?

Sowohl DBU als auch die Spieler haben jegliche Sympathien verspielt. Die Verschleißerscheinungen am Verhandlungstisch sind deutlich und hier müssen sich beide Seiten neu aufstellen. Die bisherigen Vertreter haben keine Punkte geholt. Im Gegenteil, sie haben beide verloren. Im Sport bedeutet das, dass man ausgewechselt wird.  Vor allem wenn ein gutes Ergebnis nicht in Sicht ist.

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