Leitartikel

Wärme für Grönland

Wärme für Grönland

Wärme für Grönland

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:
Grönland Flagge Fahne
Foto: DN

Großereignisse in Dänemark schoben die Wahl auf Grönland in den Hintergrund. Siegfried Matlok stellt sie in seinem Leitartikel aber in den Fokus, denn das Votum der Wähler ist auf lange Sicht von großer Bedeutung.

Die Tarifverhandlungen und das Urteil gegen U-Boot-Madsen lieferten gestern die großen Schlagzeilen: Dadurch geriet die wichtige Wahl auf Grönland in den Hintergrund, obwohl der Urnengang der rund 40.000 Insel-Wähler  im Nordatlantik für Süddänemark wahrlich von weit größerer Bedeutung ist – jedenfalls auf lange Sicht.

Das Ergebnis, das den großen Parteien überraschend deutliche Verluste brachte, stellt jedoch die traditionelle Führungsrolle der  sozialdemokratischen Vorwärtsbewegung „Siumut“  nicht infrage. Der ehemalige Polizeibeamte Kim Kielsen, seit Oktober 2014 im Amt, wird wohl Regierungschef bleiben. Ob er die bisherige Links-Koalition aus Siumut, Inuit Ataqatigiit und Partii Naleraq nach der klaren Niederlage für alle drei fortsetzen wird, ist offen, doch Kielsen hat schon früher bewiesen, dass er auch ein Mitte-rechts-Bündnis leiten kann.

In Dänemark wurde der Wahlausgang auf Christiansborg mit besonderem Interesse verfolgt, denn Grönland bereitet Regierung und Folketing nicht nur staatsrechtliche, sicherheitspolitische Sorgen. Dass eine große Mehrheit der Grönländer eine Aufkündigung der bisherigen Reichsgemeinschaft mit Dänemark wünscht, das ist in den vergangenen Jahren spürbarer geworden, aber das Wahlergebnis scheint unmittelbar jene Kräfte gestärkt zu haben, die es mit einer Trennung nicht so eilig haben, es jedenfalls im Wahlkampf abgelehnt haben, sich auf ein Datum für staatliche Souveränität festzulegen.

Die großen Gewinner sind die sozialliberalen Demokraten, etwa vergleichbar mit der Radikalen Venstre, die von 11,8 auf 19,5 Prozent kletterten und die vor allem ökonomische Vernunft sowie eine engere Zusammenarbeit mit der EU befürworten. Das Resultat bedeutet zwar nicht, dass damit viele ihren Wunsch nach Unabhängigkeit aufgegeben haben, nein, aber es spricht so manches dafür,  dass vielen grönländischen Wählern die Sicherung des Lebensstandards zurzeit dennoch wichtiger erscheint  als eine nationale Selbstständigkeit, die – wie es gegenwärtig aussieht – eben ohne die Blockzuschüsse von mehr als drei Milliarden Kronen jährlich aus Kopenhagen nicht ohne große Risiken erreicht werden kann. 

Dass ein dringend notwendiges höheres Bildungsniveau eine lebensnotwendige Voraussetzung für die eigene Zukunft ist, haben auch zunehmend jene Politiker erkannt, die eigentlich lieber heute als morgen einen eigenen Staat ausrufen möchten. Wenn Grönland nicht mit hoher Arbeitslosigkeit und großem Wohnungsmangel ein Pulverfass werden soll, weil Grönland seine sozialen Probleme –  Selbstmord, Alkohol, allen voran aber die grausame Inzucht in den Familien mit Kindern! – offenbar nicht in den Griff bekommt,  dann müsste vielleicht sogar wieder mehr und nicht weniger Kopenhagen auf der Tagesordnung stehen.

Mag sein, dass viele Insulaner glauben,  ohne Dänemark auskommen zu können, und wahrlich müssen die Dänen eingestehen, in der Vergangenheit auch schwere Fehler  und Versäumnisse verschuldet zu haben, aber weder China, USA noch Russland können Grönland retten.  Was das stolze Volks der Inuits  benötigt, um eines Tages selbst sein Schicksal zu entscheiden, ist genau das, was das Klima am Nordpol gar nicht verträgt: mehr Wärme aus Kopenhagen zwischen den Wahlen – und nicht so sehr Töne wie „Denmark first“ als arktische Großmacht!

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