Leitartikel

„Was Forrest Gump mit Corona verbindet“

Was Forrest Gump mit Corona verbindet

Was Forrest Gump mit Corona verbindet

Apenrade/Aabenraa
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Beim Fernsehen kommt einem, gerade bei Wiederholungen, manchmal ein Gedanke. „Nordschleswiger“-Redakteur Helge Möller hat einen solchen gehabt und ihn aufgeschrieben.

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt“, zitierte Forrest Gump seine Mutter im gleichnamigen Film, auf einer Parkbank sitzend. Als es den Film letzt in einer x-ten Wiederholung im deutschen Fernsehen gab, dachte ich sofort an das Coronavirus. Wessen Test positiv ist, weiß auch nicht, was ihn nun erwartet.

Die Bandbreite, so haben die vergangenen Monate gezeigt, ist erstaunlich. Die einen merken nicht einmal, dass sie infiziert sind, die anderen sind ein wenig matt, haben einen Schnupfen, andere müssen ins Krankenhaus, und einige sterben, wenn die Sache schlecht ausgeht.

In Frankreich, so lautet eine Meldung der vergangenen Tage, soll es eine Bewegung unter Jugendlichen geben, sich lieber mit Corona anzustecken, als auf einen Impftermin zu warten und um einen begehrten Corona-Pass zu kommen. Jugendliche stecken die Infektion mit dem Virus meist besser weg als ältere. Auch wenn dieses Herangehen gescholten wird, klingt es ja nicht unlogisch. Eine Immunisierung muss nicht von einer Impfung herrühren. Sollte man es nicht einfach auch mal gut sein lassen mit all den Vorschriften und Maßnahmen? Vor allem dann, wenn alle, die es wollen, durch eine Impfung geschützt sind – etwa die gefährdeten Älteren?

Es gibt keine absolute Sicherheit, was die Schwere der Infektion angeht. Doch ein höheres Risiko in Kauf zu nehmen ist eine individuelle Einschätzung, die jeder Erwachsene für sich selbst bewerten kann. Wer raucht, kann bei jeder Kippe auch das persönliche Gesundheitsrisiko abwägen. Ähnlich ist es beim Alkohol – der ist auch schädlich, aber erlaubt, und so liegt es an jedem Einzelnen zu entscheiden, wie viel er trinkt. Und so ist es nicht verboten, sich totzurauchen oder sich totzutrinken, sollte es nicht jedem offen stehen, sich totzuinfizieren?

Nicht ganz: Eine Infektion hat man nicht für sich allein, jeder Infizierte ist potenzieller Überträger, und damit hat jeder auch eine Verantwortung. Nicht jeder steckt sich freiwillig an und will irgendetwas in Kauf nehmen.

Kurz vor Weihnachten war es, lang vor Corona, als ich einen trockenen Husten bekam, er wurde mal besser, mal schlechter, viel dachte ich mir nicht dabei, er, der Husten, war nur lästig. Silvester fühlte ich mich angeschlagen, am 3. Januar legte es mich hin, als sich bei mir krampfartige Hustenanfälle zeigten, ahnte ich rückblickend, was ich mir eingefangen hatte: Keuchhusten, was der Hausarzt dann auch diagnostizierte. Erst im Mai war er vollständig weg. Ein Kind aus dem Bekanntenkreis hatte sich infiziert, auf einer Adventsfeier muss ich mich angesteckt haben, die recherchierte Inkubationszeit und der Krankheitsverlauf passten hervorragend zu der Feier. Ich hatte mir nicht viel gedacht, als das Kind bei Kaffee und Kuchen so vor sich hin hustete, ich fühlte mich sicher und erinnerte mich an eine Impfung, doch leider war mein Impfschutz schon lange abgelaufen. Man hätte sie mal auffrischen sollen, klar, ich wusste aber nicht, dass dort ein infiziertes Kind war, hätte ich es gewusst und hätte ich gewusst, wie es um meinen Impfschutz bestellt war – ich hätte die Feier wahrscheinlich gemieden.

Und so feierte ich Weihnachten, ohne zu wissen, was ich hatte und dass ich hochinfektiös war, wiederum mit meinen Eltern, mit der Familie. Hätten ich meine Eltern angesteckt, ich hätte mir das nie verziehen. Es war wohl nur Glück, dass sich die Infektionskette über mich, soweit ich das überblicken kann, nicht weiter fortsetzte.

Auch wenn nur einige Corona-Infektionen schwer verlaufen, so ist eine Infektion keine Privatangelegenheit, wir alle haben Kontakte zu anderen Menschen, beim Einkauf wahrscheinlich zufällig oder bei Kaffee und Kuchen mit Freunden und Verwandten. Ob jung oder alt, wer möchte seine Freunde, seine Eltern, den Partner anstecken und dann miterleben, dass der Verlauf dann vielleicht nicht nur die kleine Grippe ist?

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