Kommentar

„Das Wort zu Ostern“

Das Wort zu Ostern

Das Wort zu Ostern

Eberhard Harbsmeier
Eberhard Harbsmeier
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:

Das Wort zum Ostersonntag von Professor Eberhard Harbsmeier, Rektor em.

Osterlachen

Man könnte vielleicht meinen, dass es in diesen schweren Zeiten nichts zu lachen gibt. Sollen deshalb vielleicht nicht nur die Ostergottesdienste leider ausfallen, sondern auch das, was Ostern eigentlich bedeutet: Die frohe Botschaft, Grund zum Lachen?

Nun war die Sitte des Osterlachens, eine alte Sitte aus dem späten Mittelalter, die vermutlich aus Süddeutschland und Österreich stammt, schon damals in der Kirche umstritten. Es handelt sich um eine Art Karneval nach der Fastenzeit zu Ostern – der Pastor bzw. Priester sollte mit derben Späßen die Gemeinde zum Lachen bringen – und damit zur Feier des österlichen Sieges über Tod und Teufel anregen. Schon damals meinten ernste Theologen beider Konfessionen, der katholischen wie der evangelischen, das sei dem Ernst der Lage und des Festes nicht angemessen. Wie überhaupt lange Zeit in der Geschichte der Theologie und der Kirche Lachen eigentlich verboten war – vor allem natürlich im Kloster darf nicht gelacht werden. Warum eigentlich? Weil man lange Zeit in der Geschichte nur das böse Lachen kannte, das alberne Gelächter, die gehässige Schadenfreude, blöde Witze zu Lasten anderer. Es gibt in der Tat kaum etwas Böseres, als einen anderen Menschen oder gar ein Kind auszulachen. Und sogar das berühmte homerische Gelächter der Götter bei den alten Griechen ist eigentlich ein böses Lachen – ein göttliches Lachen über die Menschen.

Aber schon im Mittelalter in den Klöstern bemerkte man, dass man das Lachen nicht so einfach verbieten kann – die Mönche wurden ja depressiv und traurig, wenn sie nie lachen durften. Da hatte schon der Heilige Gregor ein Einsehen und erlaubte weise das „innere Lachen“, nicht das alberne ungehemmte blöde Gelächter, sondern die innere fromme Freude, die ist auch Mönchen erlaubt.

Heute denken wir ja anders über das Lachen – die Wende kam erst im 18. Jahrhundert. Lachen wird zu etwas Positivem, Lebensbejahendem, weil Lachen die legitime Auseinandersetzung mit falschen Autoritäten ist – aufgeblasenen falschen Autoritäten und Kirchenfürsten, da darf und muss gelacht werden. Aber natürlich lacht man nicht Minderheiten und arme Leute aus, das wäre gehässig. Deswegen sehen wir heute das Lachen positiv, als Zeichen der Lebensfreude und Hoffnung – trotz allem, ein legitimer Protest gegen falsche Autoritäten. 

Was ich alles über das Lachen weiß, ist nicht auf meinem Mist gewachsen, ich habe es gelernt von einem guten Freund, Benny Schuster aus Lügumkloster, der darüber sein ganzes Leben nachgedacht und ein tolles Buch geschrieben hat („Das Osterlachen“). Ich habe es selbst ins Deutsche übersetzt, wenn Ihr mal was Gutes lesen wollt, könnt ihr es bei mir bestellen. Jetzt ist ja Zeit für gute Bücher. Ein spannendes hoch gelehrtes Buch über die Geschichte des Lachens – mit einer einfachen Pointe: Lachen ist erlaubt – nicht in dem Sinne, dass man den Ernst der Lage mit blöden Witzen verdrängt, sondern im dem Sinne, dass man das Böse, den Tod und den Teufel ernst nimmt – natürlich – aber nicht mehr als nötig! Das ist ja der tiefe Sinn des Osterfestes, des Glaubens an die Auferstehung: Wir nehmen Leid und Tod ernst – aber wir glauben nicht an die Allmacht des Bösen, sondern an die Auferstehung Jesu, wir dürfen leben im Lichte dieser Auferstehung. Das ist der Sinn des rechten, christlichen Osterlachens. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, sagt Wilhelm Busch. Ja, natürlich, ein Trotz ist dabei, ein legitimer Trotz – aber auch ein Glaube an ein Leben im Lichte der Auferstehung Christi. In diesem Sinne trotz allem: Frohe Ostern!

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