Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 13. November 2022“

Das Wort zum Sonntag, 13. November 2022

Das Wort zum Sonntag, 13. November 2022

Pastorin Sabine Hofmeister
Sabine Hofmeister
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 13. November 2022, von Sabine Hofmeister, Reformierte Kirche in Fredericia

Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petrus 3, 13)

„Was nützt mir das? Was soll ich damit anfangen, dass sie jetzt bei Gott ist? Was soll ich mit dem ganzen Scheiß? Lass mich in Ruhe damit. Ich will, dass sie hier ist. Bei mir!“ Die Mutter der ermordeten Nana schreit dem Pfarrer ihre ganze Verzweiflung entgegen, in einer Szene der Krimiserie „Das Verbrechen“. Der sinnlose Tod ihrer Tochter zerreißt ihr das Herz und zerreißt die Familie. Es ist einfach so bodenlos ungerecht. Und es muss kein Verbrechen geschehen sein, um das zu empfinden. Jeder Tod, der uns Menschen nimmt, die wir gerne noch behalten und die gerne noch gelebt hätten, ganz gleich wie alt sie sind, ist ungerecht.

Der Pfarrer im Fernsehkrimi weiß keine Antwort auf die Fragen der traurigen Mutter. Wie soll das auch aussehen, „bei Gott sein“? Wie könnte sie aussehen, die neue, gerechte Welt? Eine Vision leuchtet bei Marie-Luise Kaschnitz auf. „Nur Liebe/ frei geworden/ niemals aufgezehrte/ mich überflutend …/ ein spinnwebenleichtes Gewand/ ein Hauch/ mir um die Schultern“.

So beschreibt die Dichterin ihre Vorstellung von einem „bei Gott sein“. Ganz eingehüllt in eine Liebe, die Verletzungen heilt und schlimme Erfahrungen vergessen lässt – so könnte es sein. Eine schöne, eine tröstliche Vision. Und doch: Ob sie Nanas Mutter zu trösten vermag? Sie selbst möchte es doch sein, die der Tochter alle Liebe gibt, allen Trost und Schutz und ihre Verletzungen heilt.

Um zu begreifen, dass sie es nicht mehr tun kann, braucht sie, wie alle Trauernden, Hilfe in diesem Leben. Und vor allem Zeit und Geduld. Und Liebe, die auch sie in ihrem Schmerz und ihrer Wut umfängt – spinnwebenleicht.

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