Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 3. April 2022“

Das Wort zum Sonntag, 3. April 2022

Das Wort zum Sonntag, 3. April 2022

Pastor Axel Bargheer, Kopenhagen
Axel Bargheer
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 3. April 2022, von Axel Bargheer, Pastor der Deutsch Reformierten Kirche in Kopenhagen

Richtig zuzuhören, ist wichtig! Das wird kaum jemand ernsthaft bestreiten. Allerdings meinen wir meistens damit, dass andere uns richtig zuhören sollen. Das ist verständlich, denn wir wollen verstanden werden. Nicht weil wir meinen, alles besser zu wissen, oder wie Talkshow-Gäste gerne die Welt aus unserer Perspektive erklären wollen, sondern weil wir mit unseren Gedanken und Fragen nicht allein sein wollen. So erlebe ich es jedenfalls in der Gemeinde – in Zeiten wie diesen besonders. Deshalb wollen wir reden! Wir wollen unsere Gedanken mit anderen teilen. Nicht, weil wir schon wissen, sondern weil wir wissen wollen, weil wir weiterdenken wollen.

Zwei Jahre Pandemie haben uns ausgebremst. Im Kopf kreisten viele Gedanken, aber wir hatten nur eingeschränkte Möglichkeiten, diese Gedanken zu teilen. Hier ein Telefonat, dort ein Treffen mit wenigen Leuten, so waren wir mit unseren Überlegungen oft allein. Doch der eigenen Unsicherheit begegnet man am besten, wenn man mit anderen redet. In den Gemeinden konnten wir dieses Bedürfnis deutlich spüren.

Und jetzt der Krieg! Manches erscheint klar und eindeutig, aber das meiste ist verwirrend und beunruhigend. Bei älteren Menschen kommen eigene Erlebnisse wieder ins Bewusstsein; sie sehen die Bilder im Fernsehen und erinnern sich an das, was sie als Kinder im Krieg erlebten. Bei den Jüngeren sind Überzeugungen ins Wanken geraten, und man entdeckt, wie sehr das eigene Leben von der Weltpolitik beeinflusst wird, nicht nur an der Tankstelle. Darüber wollen wir reden – nicht, weil wir Antworten haben, sondern weil wir unsere Fragen teilen wollen, damit wir am Ende alle klüger sind. Nur so kommen wir auch unseren eigenen Irrtümern, Denkfehlern oder Fehleinschätzungen auf die Spur.

Und wenn wir reden wollen, können wir uns sogar die Geschichten von Jesus zum Vorbild nehmen. Zu den wesentlichen Dingen, die die Bibel über sein Leben berichtet, gehören die Gespräche und Diskussionen mit anderen, auch gerade Gespräche, die kontrovers verliefen.

Vergessen wir mal für einen Moment diejenigen, die immer recht haben wollen, und die, die sich nur in der eigenen Meinungsblase Bestätigung suchen. Weil wir Menschen sind, wollen wir reden. Wir teilen Ideen, aber vor allem bleiben wir beim Suchen und Fragen nicht in unseren engen Grenzen. Wir erkennen den Irrtum als Teil des Erkenntnisprozesses. Dinge, die wir vor ein oder zwei Jahren für sicher und verlässlich hielten, sehen wir heute anders. Um damit nicht allein zu sein, reden wir und hören denen zu, die mit uns reden wollen. Klüger werden wir dabei von allein.

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