Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag, 8. August 2021“

Das Wort zum Sonntag, 8. August 2021

Das Wort zum Sonntag, 8. August 2021

Pastorin Sabine Hofmeister
Sabine Hofmeister
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag, 8. August 2021, von Pastorin Sabine Hofmeister / Reformierte Kirche in Fredericia

Beim Anblick der Menschenmenge ergriff ihn Erbarmen mit ihnen. (Matthäus 9,36)

Jesus zeigt sich hier als wahrer Mensch. Er erbarmt sich seiner Mitmenschen. Und das ist eine zutiefst menschliche Regung, der größte Ausdruck von Humanität. Jesus meint aber nicht, er müsse alles selber tun – und sei es vom Himmel herab.  Im Gegenteil: Er beauftragt die Jünger, sein Werk fortzusetzen. Jesus vertraut also Menschen. Er traut ihnen etwas zu. Und was für Typen. Würde einer von ihnen zum Pastor berufen, gäbe es in der Gemeinde einen Aufruhr.

Da ist der Zöllner Matthäus. Er hat mit der römischen Besatzungsmacht zusammengearbeitet und seine Landsleute ausgepresst. Dann ist da Simon. Er hat auf der anderen Seite der Barrikade gestanden. Er hat zu den „Zeloten“ gehört, Revolutionären, die die Römer gewaltsam vertreiben wollten. Und da ist Petrus, der Jesus verleugnet und Judas, der ihn verraten wird.

Dass Jesus ihnen sein Werk anvertraut, zeugt ebenfalls von Barmherzigkeit. Und so erweist sich Jesus als wahrer Gott. Durch ihn erkennen Christen den Gott, von dem das Alte Testament sagt: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte“ (Psalm 103).

Wie die Jünger sollen Christen/innen das Werk Jesu fortsetzen. Sie sollen barmherzig sein, in Wort und Tat, privat und öffentlich. Doch wie geht das? Barmherzigkeit ist in erster Linie nicht eine Angelegenheit des Kopfes, sondern des Herzens. Sie muss im Innersten des Menschen verankert sein, in seinem Gewissen. Nur dann kann sie ihn leiten und „ergreifen“ – so wie es Jesus widerfahren ist. Damit das geschieht, muss der Mensch zuvor aber selbst Barmherzigkeit erfahren haben. Er muss erfahren haben, dass er geliebt ist, trotz seiner Beschränktheit, seiner Unzulänglichkeiten, seiner Abgründe, selbst wenn er eigentlich eine Strafe verdient hätte.

Wenn christliche Politiker das glauben, müssten sie eigentlich barmherziger reden und handeln, wenn es um Straf- oder Asylrecht geht, oder?

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