Das Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 12. Juli 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 12. Juli 2020

Das Wort zum Sonntag zum 12. Juli 2020

Elof Westergaard
Elof Westergaard
Nordschleswig
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Das Wort zum Sonntag zum 12. Juli 2020 von Elof Westergaard, Bischof von Ripen.

Du, Petrus, bist der Felsen, auf den ich meine Kirche bauen will. 
Du, Petrus: Weiche hinter mich, Satan!

Beide Worte sagt Jesus im heutigen Evangelium zu Petrus (Matthäus 16,18 und 16,23). Lasst uns kurz darüber nachdenken, warum er beide Worte zu demselben Menschen sagen kann, seinem Freund und Jünger Petrus, und das innerhalb desselben Gesprächs.

Die beiden Aussagen sind gänzlich widersprüchlich. Ganz schön schnell ändert er seine Meinung über Petrus. Und es kann schwerfallen, diesen Wechsel in der Haltung zu derselben Person zu verstehen. Wenn wir hören, was Jesus zu Petrus sagt, das  auch zu uns gesagt ist, dürfen auch wir wohl über diesen Wechsel ein wenig angefochten sein: Was sagt das über das Verhältnis zwischen uns und dem Sohn Gottes? Was sagt das über das Verhältnis zwischen Gott und Mensch?

Lasst uns auf den Zusammenhang schauen: Warum sagt Jesus zuerst das eine und dann das andere? 
Die Zusage, seine Kirche vor Petrus zu bauen ist auf dem Hintergrund der Antwort des Petrus auf jene Frage zu sehen, wer Jesus eigentlich ist. „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn“.  Petrus bekennt Jesus klar als den Messias, den Gesalbten, den König, der erwartet wird und gleichzeitig als Gottes Sohn, des lebendigen Gottes Sohn.

Jesus preist Petrus für diese Worte und sagt zu ihm: In dir und dem Bekenntnis, das du abgelegt hast, kann ich hier auf Erden Kirche und Gemeinde bauen.
Jesu Fluch dagegen geschieht vor dem Hintergrund, dass es Petrus schwerfällt zu glauben, dass Jesus gefangen, gemartert und gekreuzigt werden soll. 

Als Jesus über seine kommenden Leiden zu sprechen beginnt, ruft Petrus aus: „Herr, das darf niemals geschehen!“ Petrus will von dem Kreuzestod Jesu nichts wissen. Und an dieser Stelle sagt Jesus zu ihm: „Weiche hinter mich, Satan. Du weißt nicht, was Gott will, sondern was Menschen wollen“. 

Es ist etwas sehr Erkennbares in dem Bild, das in dem heutigen Bericht über Petrus entsteht: Hier sehen wir ein Bild davon, was ein Mensch ist und was ein Mensch kann. Und wo unsere Grenzen sind. 

Wohl können wir Gott danken und lobpreisen, können vielleicht unser Vaterunser und das Glaubensbekenntnis aufsagen, Gott mit Morgenliedern lobsingen und Brorsons „Op al den ting, som Gud har gjort“  singen. Aber von dort  aus dann  zu verstehen, was eigentlich Gottes Anliegen und Wille ist, das können wir nicht. Petrus sieht und versteht einiges, aber die Reichweite von Gottes Liebe nicht. Gott will nicht nur seine Macht und Gewalt zeigen, nicht nur mit seinen Posaunen donnern und seine Engelscharen paradieren lassen. Nein, Gottes Liebe ist so enorm groß, dass Er seinen Sohn mit der Welt eins werden lässt, ihn in einem Stall zur Welt kommen und später dann sterben und in ein Grab legen lässt.

Gott ist wirklich so lebendig, dass Er sich zu uns verhält, so wie zu Petrus an dem Tag, als Er ihn lobte und verfluchte. Gott ist ein leidenschaftlicher Gott, der uns nicht einfach uns selbst überlässt. Er ist beharrlich. 
Und darüber sollen wir froh sein, was immer wir Gutes oder Schlechtes tun, wie immer wir unseren Dank oder unser Unvermögen und fehlende Einsicht ausdrücken. Denn Gottes Sohn, dem wir in Jesus Christus begegnen, ist der lebende Gott und, wohlgemerkt, der Gott der Gnade und Barmherzigkeit.

Gott sei Lob und Dank! Gott sei uns gnädig! In Jesu Namen

Amen

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