Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 7. September 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 7. September 2020

Das Wort zum Sonntag zum 7. September 2020

Pastorin Cornelia Simon
Cornelia Simon
Nordschleswig
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Foto: Adobe Stock

Das Wort zum Sonntag zum 7. September 2020 von Pastorin Cornelia Simon, Gravenstein.

Wer ist denn mein Nächster? Der barmherzige Samariter.

Die Me-too-Dabatte, die aktuellen Diskussionen um Rassismus, Kolonialismus, Sexismus uvm. zeigen, dass wir Strukturen haben, die nicht nur Minderheiten benachteiligen, sondern auch Mehrheiten. Solche Strukturen sind über die Jahrhunderte gewachsen. Viele Menschen sind bemüht, das Leben möglichst gerecht zu gestalten. Aber oft gelingt es nicht. Die Feststellungen, die immer wieder in bestimmten Jahresabständen auftreten, dass z.B. laut Statistiken ärmere Menschen früher sterben als reichere (Der Nordschleswiger berichtete in dieser Woche) oder dass Frauen weniger verdienen als Männer (Der Nordschleswiger am 21.3.20 und 11.4.19), stellen die Gerechtigkeit der gewachsenen Strukturen in Frage. Das einzusehen und anzuerkennen, das kann schmerzhaft sein!

Legendär in der Bibel ist die Geschichte vom Ausländer, der einem Opfer von Gewalt hilft: Ein Mann wird brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt. Ein Priester und ein Levit gehen arrogant vorbei. Ein Ausländer dagegen hilft, bezahlt für die Pflege des Opfers. Die Repräsentanten der staatlichen Strukturen, scheitern an ihren eigenen Prinzipien, an dem, was Gesellschaft und Religion eigentlich vorgeben. Ein Außenstehender hilft und setzt Moral- und Wertevorstellungen seines Gastlandes um. Er hält den Spiegel vor. „Gott sei Dank“, kann ich heute sagen. Denn auch Pastor*innen und alle, die Ämter haben, brauchen ein Korrektiv für ihre Arbeit. Das ist meine Erfahrung. Was predige ich von der Kanzel, was erzähle ich den Kindern, den Erwachsenen und wie lebe ich selbst? Eltern und Großeltern stellen sich ab und an auch diese Frage. Lehrer, Politikerinnen, Polizistinnen, Trainer, Pädagoginnen, Ehrenamtliche und Vorstände sollten sich diese Frage stellen: Was ist mein moralischer Anspruch und wie setze ich diesen um?

Wenn ich einmal an einem Opfer vorbeigegangen bin, dann kann ich doch beim nächsten Mal helfen. Wenn ich einmal Ungerechtigkeit übersehen habe, dann kann ich doch das nächste Mal helfen, wenn jemand in Not ist und Unterstützung braucht. Meine Erfahrung ist, dass Kinder Experten darin sind, Erwachsenen in ihrem Lebenswandel den Spiegel vorzuhalten. Wir, die Großen, können davon lernen. Wir können unsere Strukturen hinterfragen und aus der Geschichte lernen.

In diesem Sinne wünsche ich allen in Nordschleswig einen gesegneten Sonntag und eine gute Zeit.

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