Wort zum Sonntag

„Das Wort zum Sonntag zum 8. Februar 2020“

Das Wort zum Sonntag zum 8. Februar 2020

Das Wort zum Sonntag zum 8. Februar 2020

Bischöfen Marianne Christiansen
Marianne Christiansen
Hadersleben/Haderslev
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Das Wort zum Sonntag zum 8. Februar 2020 von Bischöfin Marianne Christiansen, Hadersleben

Am Sonntag begehen wir den 100. Jahrestag der Volksabstimmung über die Grenze in der damaligen Zone 1. Schleswig wurde geteilt, und Nordschleswig wurde dänisch.

Wir werden bei einem deutsch-dänischen Gottesdienst in der Skt. Nikolai Kirche in Apenrade am Sonntag (und am 15. März in der Marienkirche in Flensburg) darüber reflektieren, was Grenzen bedeuten und wie das Evangelium von Gottes grenzenloser Liebe in unsere vielfache Begrenztheit hinein gesagt werden kann.

Das historische Bewusstsein ist in einem Grenzland oft stärker ausgeprägt als in anderen Gegenden. Dennoch sind wir alle von einer Erinnerungskultur geprägt, die wir als einzelne Menschen oder Nation tradieren. Diese kollektive Erinnerung formt unsere Gegenwart. Sie formt unsere Sicht auf das Leben, die Welt und die Zukunft. Darum ist es wichtig, dass wir die Erinnerung nicht aufgeben, sondern einander helfen zu erinnern und zu vergegenwärtigen. Wir dürfen nicht aufhören, alle Aspekte der Geschichte zu erzählen. Denn die Geschichte hat viele Seiten. Und die Art und Weise, wie wir sie erzählen, ist entscheidend dafür, wie wir in die Zukunft gehen. Prof. Tim Lorenzen, der als Kirchenhistoriker in Kiel lehrt, hat die Aufgabe der Kirche in der Erinnerungskultur so beschrieben: „Die Aufgabe der Kirche ist es, Versöhnung und Frieden zu verkündigen, sonst werden Rachegefühle und Selbsterhöhung oder Triumphgebaren die Oberhand gewinnen.“ Das gilt sowohl in der persönlichen Reflektion als auch in der gesellschaftlichen.

Es ist die Aufgabe der Kirche, der Verkündigung treu zu bleiben und den Kern des Evangeliums zu vermitteln. Gott wurde Mensch und hat damit alle allzu menschlichen Grenzen und Begrenzungen überwunden. Grenzen sind ohne Bedeutung für Gott. Gott ist in unsere Begrenztheit hineingegangen und hat sie mit seiner ewigen Liebe erleuchtet. Und obwohl Grenzen immer ein Teil unserer Existenz sind – mit dem Tod als äußerste Grenze – begegnet uns Jesus in der Liebe, die alle Grenzen überwindet. Und damit ist das innerhalb und außerhalb einer Grenze, damit ist die Grenze aufgehoben. 

Wenn wir den Glauben teilen, dass diese Liebe die Offenbarung Gottes ist, dann werden wir dazu aufgefordert, stets Grenzen zu überwinden und einander im Grenzland offen zu begegnen.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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